11. Tag (08. Juni 2025)

Am Morgen sind wir in den Round Fjord eingefahren und werden nach dem Frühstück mit den Booten rausfahren. Wir machen uns wie üblich fertig und machen uns dann auf den Weg. Wir fahren ein wenig umher, schauen uns die Gletscher an und auch die Vogelwelt, die auch hier hauptsächlich aus Lummen besteht. Als wir uns dann noch See-Eis nähern, sehen wir einen Bären darauf liegen, und wir halten an und warten, was passiert. Der Bär bewegt sich, aber er streckt sich und gähnt, dann dreht er sich wieder um und legt sich wieder hin. Wenig später wiederholt sich das Schauspiel. Wir warten bereits eine Stunde darauf, dass sich der Bär bewegt. Abgelenkt werden wir, als sich von links ein Polarfuchs im Sprint nähert. Leider hat er nicht mehr sein weißes Kleid, sondern ist bereits braun behaart. Trotzdem freuen wir uns und richten alle Kameras auf ihn. Er stoppt zwischendurch, schaut in Richtung des Bären und dreht dann ab, um näher an den Gletscher zu laufen. Der Bär schaut nur kurz auf und lässt sich nicht weiter stören.

Wir warten weiter. Zwischendurch haben wir immer die Hoffnung, dass er mal aufsteht und wir ihn besser sehen können. Er dreht sich immer wieder auf den Rücken und streckt alle Viere von sich. Uns wird ganz langsam kalt und der Magen meldet sich auch, so dass wir uns dazu entschließen, zurück zum Schiff zu fahren und Mittag zu essen, um uns gleich anschließend wieder in die Klamotten zu schwingen und wieder rauszufahren. Während des Essens hatten wir vom Schiff aus schon gesehen, dass der Bär nicht mehr auf dem Eis lag. Als wir uns wieder mit den Booten in der vorgeschriebenen Distanz befanden, konnten wir ihn am Fuß des Kliffs sehen, wie er der Spur eines anderen Bären, wohl eines Weibchens, folgte. So können wir ihn eine ganze Zeit lang beobachten, wie er die Küste entlangwandert, bis er irgendwann hinter Felsen verschwunden ist und nicht mehr gesehen werden konnte. Es war wieder einmal faszinierend, den Tieren zuzuschauen, und vor allem glaube ich, dass der Bär wahrscheinlich noch Stunden auf dem Eis verbracht hätte, wenn wir nicht gegangen wären. So nach dem Motto: Ich halte es länger aus als ihr!

Was hatten wir für ein Riesenglück auf dieser Reise.

Als wir wieder an Bord waren, haben wir Fahrt gemacht und sind noch im Fjord unterwegs gewesen. Hier konnten wir noch eine Bartrobbe auf einer Eisscholle sehen, die sich von uns nicht stören ließ, als wir in kleiner Fahrt an ihr vorüberglitten. Im Anschluss war noch eine weitere Bartrobbe zu sehen.

Es war also ein sehr ereignisreicher Tag heute und ich kann gar nicht glauben, dass es fast der letzte Tag gewesen sein soll, da wir morgen wohl den ganzen Tag benötigen, um nach Longyearbyen zurückzukommen.

Nach dem Abendessen teilt uns Rene noch mit, dass wir an einen Ort fahren, an dem wir vielleicht Walrosse sehen können, und je nachdem, wie es passt, fahren wir vielleicht nochmals mit den Booten raus. Aber leider sind keine Walrosse zu sehen, als wir ankommen. Sie scheinen sich dieses Jahr noch nicht eingefunden zu haben. Deshalb ändern wir den Plan und wollen morgen auf der Rückfahrt noch an einer anderen Stelle nach Walrössern suchen und vielleicht auch noch zu einer Gletscherfront fahren.

Aber als der Kapitän die Dauer der Rückfahrt kalkuliert, stellt sich heraus, dass dies wohl nicht klappen wird. So haben wir uns kurzentschlossen, heute noch in diesem Fjord an die Gletscherfront heranzufahren. So machen wir uns auf den Weg. Der Gletscher ist natürlich bereits von Weitem zu sehen, aber wir brauchen über eine Stunde, um näher heranzukommen. Als wir das erste Crunch-Eis durchfahren, sind wir immer noch rund vier Kilometer entfernt. Aber wir kommen näher heran. Die Eisberge werden größer und auch die Gletscherfront mit den Bergen dahinter spiegelt sich immer besser im Wasser. Immer mal wieder scheint die Sonne an kleinen Stellen die Bergspitzen an. Dann sehen wir eine Bartrobbe auf einem kleinen Eisberg liegen, deren Fell im Gesicht rötlich gefärbt ist, weil sie ihre Nahrung am Meeresgrund in eisensulfathaltigen Sedimenten sucht.

Plötzlich taucht gleich daneben mitten im Crunch-Eis ein Zwergwal auf und streckt kurz seinen Kopf heraus. Als wir uns wieder auf den Rückweg gemacht haben, bricht neben uns ein großer Eisberg auseinander und driftet davon und sucht sich seine neue Stabilität. Ich bin beeindruckt von dieser Beobachtung.

Dann kommt auch noch die Sonne heraus und beleuchtet den Gletscher in herrlichem Licht. Was will man mehr? Wieder einmal zeigt sich, dass man in der Arktis einfach flexibel bleiben muss und es immer etwas zu sehen gibt.

Da es fast schon Mitternacht ist, verabschieden sich die meisten ins Bett, als wir Kurs nehmen, um aus dem Fjord hinauszufahren. Ich bleibe alleine an Deck und stehe am Bug, um die Ruhe, die spiegelglatte See und die Berge um mich herum zu genießen, während das Wasser unter dem Bug plätschert.

Als wir die Meerenge passieren, sehe ich plötzlich vor dem Schiff etwas Weißes aus dem Wasser ragen und wieder verschwinden. Ich schnappe mir sofort meine Kamera und werde belohnt, als der Beluga nochmals ein zweites Mal seinen Rücken zeigt. Es ist der Wahnsinn, was heute alles passiert.

Dann ziehe ich mich zurück. Ich bin noch so aufgekratzt, dass ich noch Fotos mache und auch meinen Reisebericht schreibe, als René zur Tür reinkommt und mitteilt, dass Walrosse um das Schiff schwimmen und ihren Spaß mit uns haben. Ich schnappe die Jacke und die Kamera und stürze hinaus, um mir auch noch dieses Spektakel anzuschauen, welches eine ganze Weile geht. Jetzt bin ich wirklich geplättet und lege mich schlafen. Was für ein Tag!!