Heute beginnt also die Expedition nach Longyearbyen. Ich bin früher aufgewacht als gedacht und hatte auch schon gestern Abend für das arktische Wetter gepackt. Als ich jedoch meinen Zug heute Morgen im Internet geprüft habe, sah ich den Hinweis „Hohe Auslastung“ und war besorgt, weil mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass die Bahn ja nicht so zuverlässig ist. Also habe ich mich kurzentschlossen auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um einen Zug früher zu nehmen. Dieser ist sogar pünktlich und auch angenehm wenig besetzt. Da die Bahn leider keine Rail-&-Fly-Tickets ausstellt, wenn man einen anderen Ab- wie Ankunftsflughafen hat, bin ich mit einem Sparticket unterwegs. Ich hatte Glück, dass bei der Fahrkartenkontrolle nicht auf die Zugbindung geachtet wurde. Da der Zug natürlich ein paar Minuten Verspätung hatte, habe ich die S-Bahn verpasst, was mich jetzt nicht stresst, aber bestätigt, dass es die richtige Entscheidung war, einen Zug früher zu nehmen.
So bin ich nun am Flughafen angekommen und habe noch viel Zeit. Am Check-in muss ich nicht anstehen und als ich den Rucksack am Sperrgepäck abgegeben habe, gehe ich noch was essen. Auch an der Sicherheit geht es schnell durch. Die neuen 3D-Scanner sind schon eine feine Sache, so dass es auch mit Fotoausrüstung und Laptop nun kein großer Akt ist, was die ganze Sache angenehmer gestaltet.
In Oslo angekommen konnte ich mich zum Hotel gleich hier am Flughafen begeben, als endlich das Gepäck auf dem Band lag. Gleich nach dem Check-in habe ich meine Sachen im Zimmer abgelegt und mich mit dem Zug auf den Weg in die Stadt gemacht. Am Zentralbahnhof bin ich ausgestiegen und wollte das Restaurant, welches mir meine Sitznachbarin im Flugzeug empfohlen hat, aufsuchen, um zu Abend zu essen. Es hatte aber auf Grund des heutigen Feiertags geschlossen. Schade.
So bin ich erst einmal etwas herumgelaufen, habe dann noch ein schönes Restaurant gefunden und es mir gut gehen lassen. Anschließend habe ich noch die Stadt erkundet und mir vor allem das neue, architektonisch außergewöhnliche Opernhaus angeschaut und bin danach einmal quer durch die Stadt zum Königspalast und wieder zurück. Dann war der Abend auch schon vorbei und ich bin zurück zum Flughafen und ins Hotel.
Es war mächtig viel los am Flughafen. Ich habe fast eine Stunde zum Check-in und zur Sicherheit gebraucht. Es scheint so, als ob ganz Norwegen in den Urlaub startet. Aber nun geht es endgültig in die Arktis. Der Flug hat noch einen Zwischenstopp in Tromsø, bevor es hinaus ins Polarmeer geht. Man musste aus dem Flugzeug aussteigen und durch den Zoll gehen, da Svalbard zollfrei ist und man den Schengenraum verlässt. Am Gate hat man einen schönen Blick auf die noch schneebedeckten Berge rings um Tromsø. Als ich das Flugzeug besteige, werde ich gebeten, mich an den Notausgang zu setzen. Somit habe ich viel Beinfreiheit und Platz um mich herum. Der Flieger ist generell wenig ausgelastet.
Spitzbergen begrüßt mich mit typischem Wetter. Als ich das Flugzeug verlasse, ist es bewölkt und ein frischer Wind mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt empfängt mich. Ich bin in der hohen Arktis angekommen. Weiter im Norden gibt es kein Land mehr und die Sonne wird nicht mehr untergehen, bis ich in elf Tagen nach Oslo zurückfliege.
Der Flughafen ist sehr überschaubar und der Shuttlebus, in den alle Passagiere einsteigen, steht auch gleich vor der Türe. Ein asiatisches Pärchen fragt, ob der Bus auch zum Hafen fährt und ob er in einer Viertelstunde dort sein wird. Dies wurde bejaht, aber sie wollten sicher gehen und nehmen doch ein Taxi, welches dann schlussendlich direkt vor dem Bus herfährt und gleichzeitig am Hafen ankommt. Die Fahrgäste hatten alle ein Schmunzeln im Gesicht.
Ich beziehe mein Hotel und bin gleich überrascht, dass ich am Eingang darauf hingewiesen werde, meine Schuhe auszuziehen, was mir wirklich erstmalig passiert. Die Gäste laufen also in Strümpfen oder in den Pantoffeln, die im Zimmer zur Verfügung gestellt werden, herum.
Nach einem kurzen Nickerchen schaue ich mich ein wenig im Städtchen um, kaufe noch was zum Trinken ein und genieße es, angekommen zu sein. Es ist doch ein wenig frisch am Kopf, sodass ich wieder zurückgehe und mir erst einmal meine Mütze hole und mir überlege, was ich morgen noch tun kann, da ja meine für morgen geplante Tour gestrichen wurde und ich übermorgen an einer verkürzten Version teilnehmen kann. So entschließe ich mich kurzfristig, morgen zu einer geführten Wanderung auf den Hausberg von Longyearbyen zu gehen. Von dort oben soll sich einem ein schöner Ausblick eröffnen.
Dann gehe ich zum Essen und spaziere noch zum Hafen hinunter. Da es ja nicht dunkel wird, macht es keinen Unterschied, ob man das vor oder nach dem Essen tut. Es ist eine herrliche Ruhe und ich bin fast alleine unterwegs. Am Pier liegen verschiedene Schiffe. Von den Lotsenbooten, Seglern und Ausflugsbooten bis hin zu einem mächtigen Versorger, die alle sehr pittoresk sind vor den schneebedeckten Bergen.
Ich habe lange geschlafen und gemütlich und gut gefrühstückt. Nachdem ich meinen Fotorucksack umgepackt habe und noch im Supermarkt was zu trinken gekauft habe, finde ich mich am Treffpunkt ein.
Wir sind sieben Leute, die mit Andrea, unserem Tour-Guide, mitgehen. Wir bekommen noch Steigeisen, Stöcke, wenn nötig, und auch eine Einmannpackung als Mittagessen und eine Thermoskanne mit warmem Wasser. Dann marschieren wir los, bekommen noch von Andrea einiges über Longyearbyen und dessen Entstehung erklärt und gehen langsam zur Kirche hinauf, die wir kurz besichtigen.
Dann steigen wir auf. Uns kommt Schmelzwasser entgegen und etwas höher haben wir noch Schneefelder, so dass wir nach einem kurzen Anstieg unsere Steigeisen anschnallen. Andrea geht voran. Auch wenn die Gefahr, hier auf Eisbären zu treffen, sehr gering ist, trägt sie ein Gewehr und eine Signalpistole mit sich. Für mich der erste Tour-Guide mit Knarre überhaupt. Das Schneefeld steigt recht steil an und wir machen immer wieder eine kurze Pause zwischendurch, um auch die immer besser werdende Aussicht zu genießen. Unter uns liegt der Fjord und die Stadt in einem Seitental. Auf der anderen Seite sehen wir die schneebedeckten Berge. Je höher wir steigen, desto kräftiger wird der Wind und auch das Wetter schlägt um. So waren wir bei trockenem Wetter losmarschiert, nun graupelt es und ich ziehe die Kapuze des Anoraks über die Wollmütze.
Als wir oben angekommen sind, ergibt sich ein herrlicher Blick, für den es sich gelohnt hat, die 350m aufzusteigen. Es ist jedoch so windig, dass wir unser Lunchpaket hier oben nicht essen können. So genießen wir den Ausblick, der uns geboten wird, und machen uns unmittelbar wieder an den Abstieg. Auch hinunter helfen die Steigeisen wieder sehr und wir erreichen die ehemalige Verteilstation der verschiedenen Kohlegrubenseilbahnen, in deren Windschatten wir einen warmen Kaffee trinken und Kekse essen. Der Graupel hat auch nicht nachgelassen, als wir anschließend wieder in die Stadt zurück zum Hotel gelaufen sind. Die Verabschiedung war kurz und ich bin anschließend zurück zum Hotel, um mich mit einer warmen Dusche wieder aufzuwärmen.
Da es draußen immer noch stark windet, der Schneefall aber aufgehört hat, gehe ich nur noch kurz zum Essen nach draußen.
Ich bin früher aufgestanden, weil ich um 8:00 Uhr zu einer kleinen Fotoexkursion abgeholt werden sollte. Wir sind acht Leute, die in einem Kleinbus herumgefahren werden. Wir fahren in Richtung des Adventtals und halten gleich nach der Siedlung an einem kleinen Tümpel an, an dem jede Menge Eiderenten brüten. Besonders die Erpel sind in ihrem Prachtkleid schön anzusehen. Dann fahren wir weiter und machen zahlreiche Stopps, um uns die Landschaft des Adventtals bei heiterem Wetter anzuschauen, die ersten Rentiere zu beobachten und noch eine seltene Königseiderente mit ihrem farbigen Kopf sowie zahlreiche Weißwangengänse zu sehen. Abschließend fahren wir zur Kohlegrube 7 hoch, aus der noch bis zum Ende dieses Monats Kohle gefördert wird, so dass anschließend die Kohleförderung nach mehr als hundert Jahren auf Spitzbergen endet.
Von dort oben haben wir einen herrlichen Blick auf das Tal, den Fjord und die umliegenden Berge. Wir können aber auch schon den aufziehenden Schneefall sehen, wie er sich immer mehr in unsere Richtung bewegt. Als jeder seine Bilder gemacht hat, drehen wir um und fahren zurück, wobei wir zwischendurch noch halten, um die sich in den Wasserstellen spiegelnden Berge zu fotografieren, und dabei noch einen Sterntaucher sehen, der sich auch noch in die Luft erhebt und uns noch eine „Flugvorführung“ gibt.
Wir fahren durch den Ort hindurch in Richtung Flughafen und biegen zum Svalbard Global Seed Vault ab, lassen es aber links liegen und halten an einer Stelle, die uns die Möglichkeit gibt, in ein tief eingeschnittenes, kleines Tal zu blicken. Im Talgrund sehen wir 6–7 Rentierkadaver, die dort umgekommen sind, aber leider ist kein Polarfuchs zugegen, der an den Kadavern seinen Hunger stillt. So drehen wir unverrichteter Dinge wieder um und fahren noch hinter dem Flughafen die Küste entlang, bei nun wieder starkem Schneetreiben. Trotzdem steigen wir nochmals aus, um Rentiere am Straßenrand zu fotografieren, was natürlich nun gut zusammenpasst. Schließlich fahren wir in die Stadt zurück und beenden die Tour.
Ich warte im Anschluss in der Lobby des Hotels auf die Ankunft unseres Expedition Schiffes. Zwischendurch hole ich noch meine Leihgummistiefel ab und buche ein Taxi zum Hafen.
Das Einschiffen geht schnell, da wir ja nur ein paar Leute sind. Die Kabine, die ich mit Narin aus Südafrika teile ist sehr, sehr klein und wir schaffen uns nur deshalb ein wenig Platz, weil wir unser Fotoequipment und auch die Jacken, sowie die Schwimmweste in einem Art Spint im Mudroom lagern können, wo auch mein fast leerer Rucksack Platz findet. Das Schiff ist wirklich noch ein Krabbenfänger und bis letzte Woche auch noch dafür unterwegs gewesen. Die ganze Verarbeitungseinrichtung ist noch zu sehen.
Wir haben in etwa zwei Stunden Zeit um uns einzurichten und auch die Sicherheitsunterweisung durch den Kapitän zu erhalten. Gleich anschließend gibt es Essen. Danach legen wir ab und der erste Offizier fällt bei diesem Manöver gleich ins eiskalte Wasser des Hafenbeckens. Es ist glücklicherweise nichts passiert und er steigt die Leiter selbstständig die Pier hinauf, aber wir Passagiere schauen ein wenig verdutzt aus der Wäsche.
Als beim zweiten Versuch der Erste gut an Bord gekommen ist, fahren wir westlich der Insel nach Norden um im Magdalenen Fjord einen weiteren Passagier und unseren zweiten Guide abholen, die eine 16-tägige Skitour über die Eiskappe der Insel gemacht.
Wir alle stehen an Deck und genießen die Landschaft und auch die Seevögel, die uns aus dem Fjord hinausbegleiten.
Es ist ein schöner Morgen den ich nach dem Frühstück hauptsächlich auf der Brücke verbringe. Wir passieren die Westküste Spitzbergens und sehen zu unserer Rechten die schneebedeckten Gipfel und die dazwischen vom Eisschild herunterfließenden Gletscher. Diese werden teilweise von der Sonne angeschienen.
Vom Bug des Schiffes beobachten und fotografieren wir noch ein paar Seevögel, welche unseren Weg kreuzen und neugierig vorbeischauen.
Nach dem Mittag erreichen wir unser erstes Ziel. Wir holen hier im Magdalenen Fjord unseren letzten Passagier mit seinem Guide ab, der in den letzten 16 Tagen mit den Skiern hierhergelaufen ist. Dies wollen wir auch gleich für eine Boot Cruise nutzen, aber das Wetter hat umgeschlagen und es schneit und von den Bergen ist nicht viel zu sehen.
Wir haben einen sogenannten schwimmfähigen Overall bekommen, den wir auf unserer Boot Cruises anziehen können. Somit mache ich zum ersten Mal auf dieser Reise die ganze Prozedur mit. Overall, Gummistiefel und Schwimmweste. Dann geht es über eine neu angebrachte Leiter mit Plattform in das Boot. Es schneit immer noch als wir losfahren und wir kurven ein wenig herum um herauszufinden wie wir durch das Eis ans Ufer kommen um die Beiden an Bord zu nehmen. Nach einer gewissen Zeit schaffen wir das auch. Währenddessen klart es wieder auf und auch das Licht wird besser, so dass die Eisberge nun bläulich schimmern, während sich dahinter die Gipfel im Wasser spiegeln.
Wir fahren näher an den Gletscherabbruch heran und schauen uns um und fotografieren noch ein paar Vögel, die sich auf den kleinen Eisbergen sitzen. Dann geht es wieder zurück an Bord der Kvitungen und ich befreie mich wieder von den ganzen Sachen, nehme mir eine heiße Schokolade und begebe mich wieder auf die Brücke, als wir beginnen, aus dem Fjord hinauszufahren. Als wir den Fjord verlassen hatte ist direkt voraus ein Walross auf einer Eisscholle zu sehen. Der Kapitän verlangsamt die Fahrt und ich „sprinte“, um meine Kamera zu holen und an den Bug zu gehen. Ich bin noch rechtzeitig dran und mache die ersten Bilder immer in der Annahme, dass das Walross gleich ins Wasser flüchtet. Dies tut es aber nicht, sondern wirft sich noch in Pose, bevor es ins Wasser verschwindet, als wir näherkommen. Ich bin glücklich, gleich am ersten Tag eines meiner Highlights zu sehen. Klasse!
Ich stehe heute sehr früh auf, weil ich sowieso nicht mehr schlafen kann, und verbringe die Zeit vor dem Frühstück auf der Brücke. Wir fahren weiter nach Norden und haben das erste leichte Packeis erreicht und schlängeln uns durch, wobei wir dabei auch die eine oder andere Eisscholle aus dem Weg räumen und dabei das Schiff jedes Mal erzittert. Aber dafür ist es ja gebaut. Wir haben leichten Schneefall und der Himmel ist grau, aber wir haben wenigstens ein wenig Sicht. Zuerst finden wir eine Mützenrobbe, die auf einer Eisscholle sitzt und sich leider viel zu früh ins Wasser verabschiedet.
Eine Bartrobbe sehen wir noch und auch vereinzelt Vögel an uns vorbeiziehen. Während des Mittagessens wird eine weitere Mützenrobbe gesichtet, die normalerweise recht selten zu sehen ist, sagt man uns. Dieses Mal kommen wir ein wenig näher heran, bevor sie die Flucht ergreift. Nach dem Mittag fahren wir weiter durch die See und versuchen, einen Weg zum festen Packeis zu finden. Dabei durchstoßen wir größere Eisschollen, die das Schiff durchbrechen muss, was mit dem ursprünglich geplanten Schiff nicht zu machen gewesen wäre.
Dann treffen wir auf festes Packeis und sehen auch gleich unseren ersten Eisbären, der sich aber in großer Distanz befindet. Wir versuchen, um das Eis herumzufahren, um näher heranzukommen, aber es geht nicht, und so fahren wir mit dem Bug aufs Eis und stellen das Schiff still. Der Bär ist recht klein durch das lange Objektiv zu sehen und scheint an einem Luftloch auf der Jagd zu sein. Wir warten.
Nach etwas mehr als einer Stunde bewegt sich der Eisbär und kommt näher, lässt uns aber links liegen und sucht dann das Weite. Unsere erste Begegnung mit einem Eisbären auf dem Packeis. Sehr beeindruckend. Wenig später verabschieden auch wir uns und machen uns wieder auf die Suche. Zu unserer Freude hört der Schneefall auf und es klart auf, so dass es klare Sicht und gutes Licht gibt.
Wir fahren weiter östlich am Packeis entlang und nach dem Abendessen muss unser Schiff erstmalig zeigen, was es kann. Wir sind im festen Packeis und müssen eine Eisdecke von sicherlich mehr als einem halben Meter brechen. Dabei kommen wir zum ersten Mal zum Stillstand, das Eis ist so stark. So setzen wir zurück und holen Schwung für den nächsten Schub, der uns wieder weiter durchs Eis bringt. Wir brauchen dreimal, bis wir wieder in einen Bereich mit dünnerem Eis kommen. Was für eine Erfahrung, sich auf einem Eisbrecher zu befinden.
Dann meldet sich unser Ausguck und meldet zwei Eisbären aus verschiedenen Richtungen. Wir stoppen das Schiff an der Eiskante und warten ab. Der zweite Bär, welcher weiter entfernt ist, läuft in unsere Richtung, so schaue ich auf den ersten Bären, der recht neugierig zu sein scheint, weil er ebenfalls in unsere Richtung marschiert. Es kommt immer näher, wälzt sich zwischendurch im Schnee, gähnt und nimmt Witterung aus unserer Richtung auf. Dann wird es richtig aufregend. Er scheint sehr neugierig zu sein, denn er kommt direkt ans Schiff und steht nur wenige Meter unter uns, während wir alle an der Bordwand stehen und keinen Ton mehr sagen können.
Dann ist auch der zweite Bär, der sich aus der anderen Richtung genähert hat, da. Die beiden Tiere schauen sich an und fixieren sich aus einiger Distanz, bis der zweite Bär wohl erkennt, dass er der Schwächere ist, und abdreht. Der Neugierige bleibt und schleicht um das Schiff herum, dann verliert auch er das Interesse und macht sich von dannen. Wir sind alle aus dem Häuschen nach dieser unglaublichen Begegnung, aber sie geht noch weiter. Der Bär dreht nochmals um und läuft in geringer Distanz an uns vorbei zum offenen Wasser. Taucht ins Wasser ein und schwimmt davon. Es ist unglaublich, ich bin voll Adrenalin und es ist an Schlaf nicht zu denken, obwohl es bereits 23:00 Uhr ist, aber keiner hat es gemerkt, denn es ist natürlich immer noch taghell.
Als ich an Deck komme, scheint die Sonne und wir liegen immer noch im Packeis. Gestern nach unserer Begegnung mit dem Bären hat uns unser Kapitän eine ruhige Nachtruhe versprochen und den Motor abgestellt und das Schiff einfach mit dem Packeis driften lassen. Heute Morgen sieht es um uns herum ganz anders aus als gestern Abend. Wir sind über zehn nautische Meilen durch die Strömung und dem Wind getrieben worden.
Nach dem Frühstück wird wieder der Motor gestartet und wir fahren aus dem Packeis hinaus, was ein wenig dauert, da wir die großen Schollen brechen oder verschieben müssen. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wie sich das Schiff voranschiebt.
Wir erreichen offenes Wasser und setzen unseren Kurs nach Osten fort. Es ziehen immer wieder Nebelfelder durch und die Aussicht auf das Eis bleibt faszinierend. Wir passieren noch Ocean Albatros, ein viel größeres Expeditionsschiff und sind wieder einmal froh das wir nicht vom Eis limitiert sind wie diese „Kollegen“.
Wir fahren am festen Packeis entlang immer auf der Suche nach Eisbären. Die Sonne scheint noch am Vormittag, doch als wir einen weiteren Eisbären sichten, obwohl nicht wirklich, da er mit bloßem Auge nicht zu sehen ist und im Schnee liegt, kommt Nebel auf und wir beschließen zu warten, ob vielleicht noch was passiert und das Tier sich dem Schiff nähert. Ich nehme erst einmal eine Dusche, wenn das Schiff schon einmal so ruhig im Eis liegt. Dann warten wir den Nachmittag ab. Am frühen Abend kommt Rene rein und teilt uns mit, dass der Bär sich nun in unsere Richtung bewegt. Wir ziehen alle jetzt unsere Jacken an, machen uns fertig und bringen die Kameras in Stellung. Das Warten hat sich mal wieder gelohnt. Der Bär kommt neugierig näher und inspiziert uns nach einer Weile aus nächster Nähe. Bewegt sich hin und her und vor und zurück. Legt sich schließlich an die Eiskante und scheint ein Nickerchen zu machen. Steht aber kurz danach wieder auf und bewegt sich wieder um das Schiff. Dann scheint er das Interesse an uns zu verlieren und läuft auf der anderen Seite die Eiskante entlang. Nun kommt auch noch für einen Moment die Sonne raus und wir können den Bären in einiger Entfernung noch eine ganze Zeit beobachten. Es setzt sich auch noch eine Elfenbeinmöwe daneben, die nur extrem selten zu sehen ist, weil es auf Svalbard wohl nur rund hundert Paare gibt.
Niemand hat während dieser Stunde auch nur ein Wort gesprochen, weil die ganze Situation derartig einzigartig war, dem größten Landraubtier gegenüberzustehen und es beobachten zu können.
Nachdem wir uns wieder aufgewärmt hatten, gab es auch schon wieder etwas zu essen. Die Zeit fliegt nur so davon. Aber wir können ja noch die ganze „Nacht“ bei Tageslicht nutzen. Was wir auch nach dem Abendessen noch machen. Wir kommen noch an einer Ringelrobbe vorbei, die auf dem Eis liegt und nicht so recht weiß, was sie tun soll, als wir näherkommen.
Heute Morgen läuft es recht gemütlich. Wir starten nach dem Frühstück den Motor wieder, nachdem wir erneut die „Nacht“ im Eis gedriftet sind, und fahren weiter nach Osten. Zur Abwechslung hält unser Koch Vide einen Vortrag über Walrösser. Er ist eigentlich ein Guide und hilft als Chef nur aus, weil der ursprüngliche Koch kurzfristig ausgefallen ist. Er referiert sehr interessant über die Tierart und deren Lebensweise und zeigt derweil tolle Fotos der Tiere. Ich bin sehr gespannt darauf, ob wir noch Walrösser sehen werden.
Wir fahren weiter durchs Nordmeer und treffen plötzlich auf einen blau schimmernden Eisberg, von dem wir versuchen, Eis abzuschlagen, um dieses für ein paar Dinks zu wenden. Dazu fahren wir ganz langsam direkt dagegen und Rene schlägt vom Deck aus mit einem Eispickel einzelne Stücke ab.
Als wir weiterfahren und der Nebel dichter wird, treffen wir auf dichtes Packeis und müssen uns eine Passage durch das rund ein Meter dicke Eis bahnen. Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn wir mit dem Schiff durchs Eis brechen, sich Risse bilden und einzelne Schollen unter das Schiff gedrückt werden und wieder auftauchen, während das Wasser davon abläuft. In dieser Situation weiß man, warum Svein, unser Veranstalter, so glücklich ist, einen Sealer mit entsprechender Eisklasse chartern zu können.
Gegen Nachmittag klart es wieder auf und die Sicht wird besser, wir wollen nach Südosten. Es ist bestes Eisbärenland hier und wir sehen auch eine frische Spur eines Bären, die in Richtung des festen Eises verläuft, aber vom Bären selbst ist nichts zu sehen. Schließlich wird das Eis doch zu fest, so dass wir entscheiden, umzukehren und die Eisfläche zu umfahren.
Als der Nebel dann so dicht wird, dass wir nichts mehr sehen können, stoppen wir das Schiff und warten ab, bis es sich wieder aufklart. Nach dem Abendessen ist es auch so weit und wir suchen noch nach Wildlife bis Mitternacht. Währenddessen sehen wir noch ein Walross in einiger Entfernung im Wasser.
Kurz vor dem Frühstück starten wir wieder den Motor und fahren weiter durch Eis auf der Suche nach der heimischen Tierwelt. Die Sonne scheint und die Eisschollen glänzen im Licht. Ich bin natürlich an Deck, aber die Augen sind noch müde, um dauerhaft Ausschau zu halten.
Dann meldet sich Svein und teilt uns mit, dass wir uns fertig machen sollen, um in die Boote zu gehen, weil sie zwei Walrösser auf dem Eis gesehen haben. So ziehen wir die Overalls an und machen uns bereit. Die beiden Boote werden ins Wasser gelassen und wir fahren raus. Die beiden Tiere sind noch da und wir können viel näher heranfahren als mit dem Schiff. Wie sich herausstellt, ist es eine Mutter mit ihrem Baby. Wir können knapp eine halbe Stunde in der Nähe der Tiere verbringen, dann versuchen wir mit der Kvitungen eine Eisbarriere in einiger Distanz zu den Tieren zu durchbrechen, um vielleicht auch von der anderen Seite aus zu fotografieren, aber leider verschwinden die beiden im Wasser und wir gehen wieder zurück an Bord. Was für eine Begegnung.
Den Nachmittag verbringen wir im Seegebiet um die Seven Islands herum und bewegen uns langsam nach Süden. Es ist leider nichts mehr zu sehen, und so setzen wir die Fahrt fort. Prüfen noch den Brennevin Fjord. Als auch hier nichts zu finden ist, fahren wir weiter Richtung der Hauptinsel Spitzbergen.
In der „Nacht“ haben Svein und Rene nichts Aufregendes im Murchison Fjord entdeckt, so dass wir beim Aufstehen schon weiter südlich in der Hinlopenstraße sind als erwartet. Im Lomtfjord fahren wir ganz nach hinten, wo sich noch Seeeis befindet. Hier fährt der Kapitän das Schiff ans Eis und wir liegen fest, bringen die Gangway aus und gehen aufs Eis. Ein ganz besonderes Erlebnis, da dies auch nur mit diesem Schiff zu machen ist.
Am Nachmittag erreichen wir das Vogelkliff Alkefjellet und machen uns fertig, um mit den Booten rauszufahren. Es sind tausende Lummen, die sich hier zum Brüten eingefunden haben im Kliff. Wir fahren mit den Booten näher ran. Der Himmel ist fast schwarz vor lauter Vögel und überall um uns herum ist viel Aktivität. Die Vögel drängen sich dicht an dicht auf den Vorsprüngen und es ist ein Kommen und Gehen. Ziemlich interessant war, als sich zwei Vögel bekämpften und alles um sich herum vergaßen. Das Wasser spritzte nur so auf, wenn sie mit den Flügeln auf das Wasser schlugen, als sie sich gegenseitig beharkten. Dieser Kampf ging recht lange, keiner von beiden wollte nachgeben.
Wir fuhren das ganze Kliff entlang und waren nach knapp zwei Stunden wieder an Bord der Kvitungen, um uns aufzuwärmen.
Am Morgen sind wir in den Round Fjord eingefahren und werden nach dem Frühstück mit den Booten rausfahren. Wir machen uns wie üblich fertig und machen uns dann auf den Weg. Wir fahren ein wenig umher, schauen uns die Gletscher an und auch die Vogelwelt, die auch hier hauptsächlich aus Lummen besteht. Als wir uns dann noch See-Eis nähern, sehen wir einen Bären darauf liegen, und wir halten an und warten, was passiert. Der Bär bewegt sich, aber er streckt sich und gähnt, dann dreht er sich wieder um und legt sich wieder hin. Wenig später wiederholt sich das Schauspiel. Wir warten bereits eine Stunde darauf, dass sich der Bär bewegt. Abgelenkt werden wir, als sich von links ein Polarfuchs im Sprint nähert. Leider hat er nicht mehr sein weißes Kleid, sondern ist bereits braun behaart. Trotzdem freuen wir uns und richten alle Kameras auf ihn. Er stoppt zwischendurch, schaut in Richtung des Bären und dreht dann ab, um näher an den Gletscher zu laufen. Der Bär schaut nur kurz auf und lässt sich nicht weiter stören.
Wir warten weiter. Zwischendurch haben wir immer die Hoffnung, dass er mal aufsteht und wir ihn besser sehen können. Er dreht sich immer wieder auf den Rücken und streckt alle Viere von sich. Uns wird ganz langsam kalt und der Magen meldet sich auch, so dass wir uns dazu entschließen, zurück zum Schiff zu fahren und Mittag zu essen, um uns gleich anschließend wieder in die Klamotten zu schwingen und wieder rauszufahren. Während des Essens hatten wir vom Schiff aus schon gesehen, dass der Bär nicht mehr auf dem Eis lag. Als wir uns wieder mit den Booten in der vorgeschriebenen Distanz befanden, konnten wir ihn am Fuß des Kliffs sehen, wie er der Spur eines anderen Bären, wohl eines Weibchens, folgte. So können wir ihn eine ganze Zeit lang beobachten, wie er die Küste entlangwandert, bis er irgendwann hinter Felsen verschwunden ist und nicht mehr gesehen werden konnte. Es war wieder einmal faszinierend, den Tieren zuzuschauen, und vor allem glaube ich, dass der Bär wahrscheinlich noch Stunden auf dem Eis verbracht hätte, wenn wir nicht gegangen wären. So nach dem Motto: Ich halte es länger aus als ihr!
Was hatten wir für ein Riesenglück auf dieser Reise.
Als wir wieder an Bord waren, haben wir Fahrt gemacht und sind noch im Fjord unterwegs gewesen. Hier konnten wir noch eine Bartrobbe auf einer Eisscholle sehen, die sich von uns nicht stören ließ, als wir in kleiner Fahrt an ihr vorüberglitten. Im Anschluss war noch eine weitere Bartrobbe zu sehen.
Es war also ein sehr ereignisreicher Tag heute und ich kann gar nicht glauben, dass es fast der letzte Tag gewesen sein soll, da wir morgen wohl den ganzen Tag benötigen, um nach Longyearbyen zurückzukommen.
Nach dem Abendessen teilt uns Rene noch mit, dass wir an einen Ort fahren, an dem wir vielleicht Walrosse sehen können, und je nachdem, wie es passt, fahren wir vielleicht nochmals mit den Booten raus. Aber leider sind keine Walrosse zu sehen, als wir ankommen. Sie scheinen sich dieses Jahr noch nicht eingefunden zu haben. Deshalb ändern wir den Plan und wollen morgen auf der Rückfahrt noch an einer anderen Stelle nach Walrössern suchen und vielleicht auch noch zu einer Gletscherfront fahren.
Aber als der Kapitän die Dauer der Rückfahrt kalkuliert, stellt sich heraus, dass dies wohl nicht klappen wird. So haben wir uns kurzentschlossen, heute noch in diesem Fjord an die Gletscherfront heranzufahren. So machen wir uns auf den Weg. Der Gletscher ist natürlich bereits von Weitem zu sehen, aber wir brauchen über eine Stunde, um näher heranzukommen. Als wir das erste Crunch-Eis durchfahren, sind wir immer noch rund vier Kilometer entfernt. Aber wir kommen näher heran. Die Eisberge werden größer und auch die Gletscherfront mit den Bergen dahinter spiegelt sich immer besser im Wasser. Immer mal wieder scheint die Sonne an kleinen Stellen die Bergspitzen an. Dann sehen wir eine Bartrobbe auf einem kleinen Eisberg liegen, deren Fell im Gesicht rötlich gefärbt ist, weil sie ihre Nahrung am Meeresgrund in eisensulfathaltigen Sedimenten sucht.
Plötzlich taucht gleich daneben mitten im Crunch-Eis ein Zwergwal auf und streckt kurz seinen Kopf heraus. Als wir uns wieder auf den Rückweg gemacht haben, bricht neben uns ein großer Eisberg auseinander und driftet davon und sucht sich seine neue Stabilität. Ich bin beeindruckt von dieser Beobachtung.
Dann kommt auch noch die Sonne heraus und beleuchtet den Gletscher in herrlichem Licht. Was will man mehr? Wieder einmal zeigt sich, dass man in der Arktis einfach flexibel bleiben muss und es immer etwas zu sehen gibt.
Da es fast schon Mitternacht ist, verabschieden sich die meisten ins Bett, als wir Kurs nehmen, um aus dem Fjord hinauszufahren. Ich bleibe alleine an Deck und stehe am Bug, um die Ruhe, die spiegelglatte See und die Berge um mich herum zu genießen, während das Wasser unter dem Bug plätschert.
Als wir die Meerenge passieren, sehe ich plötzlich vor dem Schiff etwas Weißes aus dem Wasser ragen und wieder verschwinden. Ich schnappe mir sofort meine Kamera und werde belohnt, als der Beluga nochmals ein zweites Mal seinen Rücken zeigt. Es ist der Wahnsinn, was heute alles passiert.
Dann ziehe ich mich zurück. Ich bin noch so aufgekratzt, dass ich noch Fotos mache und auch meinen Reisebericht schreibe, als René zur Tür reinkommt und mitteilt, dass Walrosse um das Schiff schwimmen und ihren Spaß mit uns haben. Ich schnappe die Jacke und die Kamera und stürze hinaus, um mir auch noch dieses Spektakel anzuschauen, welches eine ganze Weile geht. Jetzt bin ich wirklich geplättet und lege mich schlafen. Was für ein Tag!!
Ich stehe heute wie normal auf. Wir haben eine Dünung und das Schiff bewegt sich stark. Ich bin leicht seekrank und frühstücke, um etwas in den Magen zu bekommen. Danach bin ich auf die Brücke, um hinausschauen zu können. Wenig später entscheide ich mich jedoch dafür, mich nochmals hinzulegen und die Augen zuzumachen. Nach rund zwei Stunden werde ich wieder wach und gehe nach oben und bin überrascht, einen Helikopter direkt über dem Schiff zu sehen, als ob jemand von Bord gebracht werden muss. Aber zum Glück handelt es sich nur um eine Übung. Deshalb schaue ich fasziniert zu, wie der SAR Super-Puma der norwegischen Küstenwache über dem Bug des Schiffes schwebt und einen Rettungsassistenten heruntergelassen hat, um anschließend die Trage auf Deck abzulassen und nach erfolgreicher „Rettung“ wieder in den Heli hochzuziehen. Die ganze Aktion hat rund zwanzig Minuten gedauert und war sehr spektakulär. Es ist unglaublich, was ich auf dieser Tour alles erlebe.
Gegen Abend legen wir wieder im Hafen von Longyearbyen an. Die Crew lädt noch die Trailer der beiden Boote aus, damit es leichter wird, diese zu wassern und wieder an Bord zu nehmen, dann machen wir am Pier fest und die Reise ist zu Ende. Es gibt noch Abendessen an Bord und wir verbringen noch die „Nacht“ an Bord. Ich habe schon mal mein Zeug zusammengepackt, damit es morgen früh nicht zu hektisch wird und wir uns nicht im Wege stehen.
Nach dem Aufstehen gibt es noch Frühstück und dann beginnen alle, sich zu verabschieden und Danke zu sagen, noch eine gute Weiterreise zu wünschen, und schließlich gehe ich von Bord. Ein Taxi bringt mich ins Hotel, wo ich meine Sachen einlagern kann, und dann warte ich auf Beate, mit der ich mich noch vor ihrer Reise treffen will. Es gibt ein großes Hallo und wir unterhalten uns ausführlich bei einem Kaffee. Anschließend spazieren wir noch durch Longyearbyen und schauen auch noch bei den Eiderenten am Teich vorbei und fotografieren ausführlich.
Die Zeit fliegt nur so dahin und drei Stunden sind schnell vorbei. Ich werde zur Tour durch Kohlemine 3 angeholt. Wir fahren schnell zur Mine hoch und uns wird ausführlich erklärt, wie der Kohleabbau hier auf Spitzbergen abgelaufen ist. Der Bergbau wird in der letzten Grube 7 Ende diesen Monats eingestellt und der norwegische Kohlebergbau endet damit auf Spitzbergen. Dann betreten wir die Mine und gehen zu Fuß erst durch die Werkstatt und anschließend in die Mine hinein. Die Mine wurde aus wirtschaftlichen Gründen schlagartig 1996 verlassen und alles, was zum Kohleabbau notwendig war, wurde stehen und liegen gelassen, weil es zu teuer gewesen wäre, die Mine leerzuräumen, und auch weil die Werkzeuge nicht mehr zeitgerecht waren. So bewegen wir uns in einer Art Zeitkapsel, wo man meinen könnte, dass die Kuppel gleich einfährt und wir weitermachen.
Wir gehen in den Hauptstollen hinein. Kurz nach dem Eingang kann man die in den Achtzigern eingerichtete Pflanzensamenbank anschauen, die nun von der wenig entfernten globalen Pflanzendatenbank abgelöst wurde. Dann geht es weiter hinein und es ist auch noch das Welt-Daten-Archiv anzuschauen. Es ist recht interessant, auch wenn man natürlich nur die Tür sehen kann und nicht hineindarf.
Tiefer im Berg biegen wir in einen Seitenstollen ab und man sieht das Kohleflöz deutlich im Berg. Dann gibt es die Möglichkeit, in die „Straße“ zu kriechen, in der dann die Kohle wirklich abgebaut wurde. Diese ist nur rund 60cm hoch und ich habe keine Lust, dies zu tun, und schaue deshalb nur den andern zu. Ich bekomme trotzdem einen sehr guten Eindruck davon, wie hart die Arbeit wohl gewesen sein muss, aus diesem kalten Permafrostboden die Kohle herauszubrechen und zu fördern.
Jedenfalls bin ich anschließend froh, wieder Tageslicht zu sehen. Auf der Rückfahrt entscheide ich mich, am Hafen auszusteigen und noch einen Fußmarsch an der frischen Luft zurück zum Hotel zu unternehmen. Jetzt kann ich einchecken und nehme erst einmal eine warme Dusche und genieße es, Platz zu haben, um meine Sachen richtig zu packen und mich neu zu organisieren.
Abends gehe ich noch schnell was essen und ein Bier trinken, um mich anschließend langzulegen.
Ich nehme es ganz entspannt heute Morgen. Bleibe so lange wie möglich liegen und frühstücke anschließend gemütlich, um dann zu packen und auszuchecken. Ich nehme den Shuttlebus zum Flughafen, der bis zum letzten Platz voll ist. Auch der Flug ist absolut ausgebucht. Gestern war ein Passagierschiff in Longyearbyen und viele Passagiere fliegen zurück. Am Flughafen herrscht entsprechend viel Andrang, weil alle Leute natürlich gleichzeitig da sind. So warte ich rund eine Stunde am Check-in und an der Sicherheit.
In Oslo muss ich erneut durch die Sicherheit, und weil sie immer noch die alten Scanner nutzen, muss ich wieder den Laptop und die ganze Fotoausrüstung auspacken. Es nervt, zumal sie das Gepäck so schnell durch den Scanner schieben, dass es wohl eh nichts bringt.
Da ich drei Stunden Aufenthalt in Oslo habe, esse ich noch und schlage die Zeit tot. Mein Flug nach Frankfurt ist jetzt schon mit Verspätung angekündigt. Irgendwann werde ich aber wohl schon heimkommen. Die Zeit, bis der Zug fährt, ist eh recht lange, und eine halbe Stunde Verspätung könnte ich mir leisten.
Nachdem dann endlich das Gepäck in Frankfurt ausgegeben wurde und ich mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof gegurkt bin, ging es auf die letzte Etappe, und ich war nach Mitternacht dann zu Hause.