6. Tag (24. Juni 2025)

Ich hatte heute Morgen einen früheren Start, da Christian zur Arbeit ging. Das Wetter ist toll, aber noch sehr frisch heute Morgen. Ich radle den Main entlang. Es ist alles recht ruhig. Die Stille wird nur von ein paar zwitschernden Vögeln durchbrochen. Auf dem Fluss, der spiegelglatt daliegt, ist nur ein einziger Lastkahn unterwegs, der die morgendliche Ruhe ein wenig stört. Als ich dann Gemünden erreiche, komme ich an einem Gasthaus vorbei und frage, ob sie auch ein Frühstück für Nicht-Übernachtungsgäste anbieten. So mache ich erst mal Pause und genieße ein gutes Frühstück, denn hier in Gemünden verlasse ich den Main und biege in das Sinntal ab, welches ich nun hinauffahre, um die Rhön zu überqueren. Der Sinntal-Radweg verläuft abseits der Straße und die Landschaft ist sehr idyllisch. Ich habe sogar etwas Rückenwind. Die Steigung ist zu Beginn moderat und ich komme gut voran. Da es immer noch Vormittag ist, liege ich sehr gut in der Zeit und kann mir ein paar Pausen leisten.
Wie ich sehe, wurde die Schnellfahrstrecke der Bahn zw. Würzburg und Fulda entlang dieses Tals gebaut, denn die Strecke ist immer wieder zu sehen. Ich passierte Burgsinn, Mittelsinn und auch Obersinn. Ab Jossa werden die Anstiege etwas steiler. Vor Oberzell mache ich eine längere Pause und esse was zu Mittag. Dann geht es zum Schlussanstieg, der gleich hinter Ziegelhütte beginnt und drei Kilometer zur Wasserscheide hochführt. Ich fahre im kleinsten Gang und bin sehr erleichtert, als ich oben an einem Wanderparkplatz ankomme. Ausgepumpt setze ich mich erst einmal in den Schatten und muss durchatmen.

Damit habe ich heute doch wirklich meine Königsetappe über die Rhön geschafft. Ich reserviere mir telefonisch ein Zimmer unten an der Fulda, wohin es jetzt noch rund zwanzig Kilometer sind. Es ist noch früh am Tag und ich lasse mir viel Zeit. Genieße auf einer Bank am Wegesrand die Landschaft, den Wind und die Ruhe bei sehr angenehmen Temperaturen. Mir macht die Tour bisher sehr viel Laune.

Heute habe ich auch wieder viele Vögel gesehen, wie bisher fast an jedem Tag. Rotmilane, Falken, Störche und sogar drei Grünspechte, dazu Fischreiher und zahllose Singvögel. Immer wieder schön. Schade, dass ich die Kamera mit dem großen Objektiv nicht dabei habe. Hätte sicherlich gute Bilder gegeben. Unterwegs zu sein mit dem Rad hat einfach den Vorteil, dass man immer wieder die Gelegenheit hat, am Straßenrand halten zu können, um die Landschaft zu genießen und viel bewusster wahrzunehmen.

Am Abend gehe ich in einem griechischen Restaurant essen, als kurz nach mir ein Radler reinkommt, den ich heute auf der Strecke gesehen habe. Ich sage kurz Hallo und er setzt sich zu mir an den Tisch.

Rainer und ich hatten dann einen lebhaften Abend, denn er radelt von Ludwigsburg auf der gleichen Strecke an die Nordsee. Er hat aber einen strafferen Zeitplan als ich, so dass sich unsere Wege wohl morgen trennen werden.