Es war Regen angekündigt, der aber nicht eingesetzt hat, denn es blieb heiter bis wolkig. Ich bin wieder ins Gotic-Viertel gefahren und werde die Märkte dort besuchen. Ich finde es immer wieder aufregend, durch solche Märkte zu gehen und zu sehen, wie Waren in den verschiedenen Ländern verkauft werden. Ich verbringe fast den ganzen Vormittag damit. Dann schlendere ich noch weiter durch das Viertel, besuche noch den Triumphbogen und den Parc de la Ciutadella, an dem sich auch das katalanische Parlamentsgebäude befindet. Ich setze mich auf eine Parkbank und schaue einfach den Vögeln zu, die sich am Teich des Parks tummeln. Es sind auch zahlreiche grüne Papageien zu sehen, die sehr zutraulich sind, weil sie gefüttert werden.
Dann schlendere ich noch weiter durch die Gassen, um ein wenig die Zeit totzuschlagen, denn für 18:00 Uhr habe ich ein Ticket zur Besichtigung der Sagrada Familia. Ich fahre rechtzeitig mit der Metro hin und verbringe noch eine Zeit vor der Kathedrale. Schließlich bin auch ich an der Reihe. Am Eingang wird man gefilzt wie am Flughafen, kaum zu glauben, nur um eine Kirche zu betreten.
Zunächst muss ich mir erst einmal die Sagrada-Familia-App auf sein Smartphone runterladen, um überhaupt einen Audioguide zu erhalten, für den man ja bezahlt hat. Nun ja, der Tourist ist eben eine Melkkuh, mit der man es ja machen kann. Zuerst einmal gibt es ein paar Erklärungen im Außenbereich, aber wenn man dann das Innere der Kathedrale betritt, bleibt einem die Spucke weg. Man kann es kaum beschreiben und mit keiner anderen Kirche oder Moschee vergleichen. Diese Architektur ist absolut einmalig. Die beiden Seitenschiffe haben bereits eine enorme Höhe von dreißig Metern und das Hauptschiff eine gewaltige Höhe von fünfundvierzig Metern. Die bunten Kirchenfenster sind atemberaubend, besonders jetzt am Abend, wenn die Sonne direkt hineinscheint. Die Säulen sind für ihre Höhe enorm schlank gestaltet und ähneln Baumstrukturen, deren Äste sich oben hin immer mehr verästeln. Es lässt einem den Atem stocken, wenn man sich dies anschaut.
Nach einer Weile bekomme ich Rückenschmerzen vom ständigen Nach-oben-Schauen. Es sind viele Menschen in der Kirche und es ist leider nicht so ruhig, wie es dem Ort wohl gebühren würde, aber ich verbringe auch mehr als eine Stunde drin, bevor ich mir noch die Sakristei und auch das Museum im Untergeschoss anschaue, in dem erläutert wird, wie die Kirche entworfen wurde und sich zwischen dem ersten und dem endgültigen Entwurf verändert hat. Zudem ist auch die Modellwerkstatt zu sehen, in der die Modelle im Maßstab hergestellt wurden und werden, um die einzelnen Elemente des Gebäudes darzustellen. Die Technik und auch das berühmte Hängemodell, mit dem Gaudí die Bogenform entwickelte, wurden von ihm für diesen Bau erstmalig eingesetzt.
So bin ich nach rund zwei Stunden wieder auf der Straße und kann meine Eindrücke gar nicht richtig fassen. Ich werde wohl erst meine Bilder anschauen müssen.
Dann wird es aber auch Zeit, um was essen zu gehen und wieder zusammenzupacken, da ich ja morgen die Stadt verlassen werde.