Das Douro-Tal wird nun erkundet. Der Himmel ist bedeckt und es tropft ganz leicht, als ich wegfahre. Zuerst einmal fahre ich hoch zum Aussichtspunkt São Leonardo de Galafura, der rund zwanzig Kilometer entfernt ist. Die Straße dorthin ist schmal und kurvenreich. Aber es gibt keinen Verkehr und so kann ich auch zwischendurch immer mal wieder anhalten, die Warnblinkanlage einschalten und ein paar Fotos machen. Die Reben zeigen sich in bunten Farben, die Ernte ist natürlich bereits gelaufen und somit gibt es auch keinen Betrieb mehr in den Weinbergen. Die Hanglagen sind recht steil und terrassenförmig mit Stützmauern ausgebaut. Das Anbaugebiet im Douro-Tal ist markenrechtlich geschützt, so dass Portwein nur aus diesem Gebiet kommen kann und nur aus bestimmten Rebsorten hergestellt werden darf. Etwas seltsam ist jedoch, dass der Wein eigentlich gar nicht hier entsteht, sondern in Vila Nova de Gaia, dem südlichen Vorort von der Stadt Porto. Dorthin wird der Wein nämlich nach der Produktion zum Reifen gebracht und entsprechend gelagert. Der Portwein entsteht dann dadurch, dass dem Wein während der Gärung Neutralalkohol hinzugefügt wird, um den Gärprozess zu stoppen. Dem sogenannten Aufspriten. Dabei verleiht der Restzucker der Trauben dem Wein seinen süßen Geschmack und es ergibt sich durch den zusätzlichen Alkohol ein verhältnismäßig hoher Alkoholgehalt.
Wein wird hier bereits seit den Römern angebaut. Bekannt und später berühmt wurde der Portwein durch die Engländer, die im 17. Jh. keinen französischen Wein mehr importieren wollten und auf der Suche nach transport- und lagerfähigen Alternativen waren.
Am Aussichtspunkt angekommen bin ich der Einzige dort oben und kann das ganze Panorama genießen. Anschließend fahre ich nicht die gleiche Strecke zurück, wie ich gekommen bin, sondern nehme eine Straße, die direkt zum Fluss hinunterführt. Sie ist natürlich noch schmäler und steiler. Aber auch sehr schön mit vielen Kurven und Ausblicken. Auf dieser Seite des Flusses muss ich ein Stück zurückfahren, um auf die andere Seite zu kommen, um weiter nach Pinhão fahren zu können. Dieser Streckenabschnitt soll der schönste Teil des Tales sein und erinnert sehr stark an das Moseltal, nur ist er viel weniger verbaut.
In Pinhão angekommen schaue ich mich nach einer Bootsfahrt um, die man hier auf dem Fluss machen kann, und werde gleich nach dem Aussteigen aus dem Auto in einem Tour-Büro fündig. Die nächste Bootsfahrt geht jedoch erst in dreieinhalb Stunden und in dem Dorf ist nicht viel los. So entscheide ich mich, auch noch eine Winzerei mit Weinprobe zu besuchen. Zuerst aber gehe ich ein wenig durch das Dorf und am Ufer entlang. Schließlich fahre ich mit dem Auto das kurze Stück zur Winzerei da Quinta. Es ist ein sehr gepflegtes Anwesen, welches sich natürlich auf die touristischen Besucher eingestellt hat. Ich darf zuerst einen geführten Weg durch die Weinberge machen und an einzelnen Stationen werden verschiedenste Dinge zum Weingut und dem Weinanbau erklärt. Wieder in der Winzerei zurück erhalte ich meine drei verschiedenen Weine zum Probieren. Einen weißen Port, der mir nicht schmeckt, und zwei rote Portweine, einen Ruby und einen Tawny, die beide sehr lecker sind.
Als ich wieder im Dorf bin, ist es auch nicht mehr lange hin bis zu meiner Bootsfahrt den Douro hinauf nach Tua, einem kleinen Dorf. Am Flussufer gibt es auf diesem Abschnitt keine Straße, sodass es nur unser Boot und die herrliche Landschaft gibt. Es ist absolut ruhig, der Fluss wie ein Spiegel und an den Hängen sind die Reben mit ihrem bunten Blattwerk zu sehen. Es ist eine ausgesprochen entspannte Fahrt, die nach zwei Stunden wieder in Pinhão endet. Es ist mittlerweile recht frisch geworden und ich fahre auf direktem Wege wieder zurück ins Hotel, so dass ein sehr schöner Tag im Douro-Tal endet.