Für den ganzen Tag ist Regen vorhergesagt und als ich früh aufwache, prasselt er auch gegen das Fenster und ich drehe mich noch einmal um. Als ich aufstehe, ist es immer noch so. Ich packe meinen Kram zusammen und verlade alles ins Auto. Als ich dann die Wohnung verlasse, hört es auf und teilweise ist blauer Himmel zu sehen. Deshalb entschließe ich mich spontan, nach Sintra zu fahren, wo ich eigentlich gestern hinwollte. Eine halbe Stunde später bin ich dort und habe keinen blassen Schimmer, was ich dort eigentlich will oder was mich erwartet. Ich entscheide mich, den Quinta-da-Regaleira-Palast anschauen zu wollen, und lasse mich von der Navigation dorthin führen in der Annahme, dass ich dann schon auf einen Parkplatz treffen werde. Jedoch werden die Straßen immer schmaler, je näher ich dem Zielort komme. Es gibt natürlich keinen Parkplatz, als ich direkt davorstehe. Ich spreche einen „Offiziellen“ an, der mir die Antwort gibt, dass ich in die Stadt Sintra zurückfahren und mit einem Shuttlebus oder einem Taxi herfahren soll.
Nun ja, es ist eine Einbahnstraße, so dass ich nicht einfach umdrehen kann. Deshalb bin ich gezwungen, weiterzufahren, um wieder herauszukommen. Mir war irgendwie klar, dass es so nicht funktionieren wird. Es gab auch irgendwie keine Möglichkeit, bei den engen Straßen am Straßenrand zu parken. Doch plötzlich nach einer Weile tauchte eine Schotterfläche auf der linken Seite der Straße auf und „Offizielle“ fragten, ob ich einen Parkplatz suche. Ich solle doch einfach hier einen nehmen und zu Fuß zurücklaufen. Gesagt, getan, stelle ich das Auto ab und habe mir wieder die Möglichkeit verschafft, den Palast zu besuchen. Es ist meistens gut, wenn man früh am Morgen unterwegs ist, denn die Fläche wird wohl schnell zugeparkt sein.
Als ich am Eingang ankomme, habe ich keine wirkliche Ahnung davon, was mich erwartet und um was es sich für ein Gebäude handelt. Wie ich dann erfahren habe, handelt es sich bei der Quinta da Regaleira um die Villa mit großer Parkanlage eines der reichsten portugiesischen „Kaffeebarone“, der sich die Villa mit Parkanlage ganz im Stile der Romantik bauen ließ, die heute zusammen mit zahlreichen anderen Schlössern, Villen und Burgen zum Weltkulturerbe von Sintra gehört.
Ich nehme mir einen Audioguide und erkunde die Parkanlage, welche sehr speziell und interessant ist. In Teilen erinnert sie mich an die Parkanlage in Kassel, die ebenfalls im romantischen Stil gebaut wurde. Der Höhepunkt ist jedoch der umgekehrte Turm, der über dreißig Meter in die Tiefe des Erdreichs führt und in einem Tunnellabyrinth endet, dessen Ausgang sich an einem Teil mit Wasserfall befindet. Es ist eine bemerkenswerte und schöne Anlage. Zum Schluss, bevor ich das Gelände verlasse, durchstreife ich noch die Villa, die vom Reichtum der damaligen Zeit zeugt.
Als ich am Ausgang bin, frage ich noch einen „Offiziellen“, wie ich zu dem bunten Palácio Nacional da Pena komme und ob ich dort parken könnte. Ich schaue in ein ungläubiges Gesicht. Privatverkehr gibt es dort nicht und Parkplätze schon gar nicht. Ich solle nach Sintra zurück und von dort mit dem Shuttlebus fahren. Okay, verstanden. Der erste Gedanke war, dass ich einfach hinaufwandere, was zwar möglich wäre, aber der Aufstieg würde über eine Stunde dauern. Ein Taxifahrer bekommt die Diskussion mit und fragt mich, wie viele Personen wir sind. Als ich antworte: „Nur ich“, kann er verstehen, dass es zu teuer sein wird, wenn er fährt. Aber ein Rikscha-Fahrer gestikuliert heftig. Er spricht mich an und erklärt, dass er für einen erträglichen Preis fährt, weil noch ein Amerikaner mitkommt, der auch zum Palast hinauf will. So sitze ich in einem rikschaähnlichen Gefährt und wir fahren zum Palácio Nacional da Pena.
Erst als ich ankomme, das Ticket gekauft habe und die letzten Meter zum Schloss hochgelaufen bin, verstehe ich, dass es sich um ein königliches Schloss handelt, welches zudem König Ludwig II. als Anregung gedient hat, sein Schloss Neuschwanstein zu bauen. Der Pena-Palast wurde auch erst im 19. Jh. auf den Ruinen eines Klosters hier erbaut und besticht durch seine farbenfrohe Fassade. Obwohl sehr viele Touristen hier sind, bekomme ich noch ein Ticket und kann das Schloss nach einer relativ kurzen Wartezeit besichtigen. Die Innenräume entsprechen den Schlössern der damaligen Zeit und sind dementsprechend imposant, aber auch nichts wirklich Neues für mich.
Um zum Auto zu kommen, steige ich zu Fuß über den Wanderweg ab und bin dabei froh, dass ich mich nicht dazu entschlossen habe, hochzuwandern, denn der Weg besitzt viele Stufen und Höhenmeter. Nach einer Dreiviertelstunde bin ich wieder am Auto zurück und es wird endgültig Zeit, um noch vor Einbruch der Dunkelheit an meinem Ziel in Nazaré anzukommen.
Es gibt hier in der Gegend noch zahlreiche andere Paläste, die ich mir hätte anschauen können, denn es schien eine bevorzugte Gegend im 19. Jh. gewesen zu sein, in der sich die Superreichen der damaligen Zeit ihre Paläste bauen ließen.
Als ich dann in meiner Unterkunft in Nazaré eingecheckt hatte, machte ich mich gleich im Anschluss auf, den Leuchtturm von Nazaré zu besuchen, um einen ersten Blick auf die Wellen zu bekommen. Und tatsächlich, die Wellen sind schon enorm hoch. Heute natürlich weit von den Rekordhöhen entfernt, aber geschätzt um die acht Meter. Es sind jedoch definitiv die größten Wellen, die ich je gesehen habe. Im Gebäude des Leuchtturms sind Surfbretter der Besten der Besten ausgestellt, die hier gesurft sind. Von der Aussichtsplattform schaue ich mir beim letzten Tageslicht die Brandung an und freue mich bereits auf morgen.