Es ist ein regnerischer Tag und auch mein dreitägiges ÖPNV-Ticket ist abgelaufen. Deshalb mache ich mich heute mit dem Auto auf Erkundungstour. Da die Christus-Statue in Almada erst um 10:00 Uhr öffnet, bin ich auch entsprechend spät losgefahren. Dazu überquere ich die Brücke des 25. April über den Tejo, eine der längsten Hängebrücken der Welt.
An der Cristo-Rei-Statue ist noch nicht viel los, so dass ich gleich nach oben auf die Aussichtsplattform fahren kann, um dem aufziehenden Regen noch zuvorzukommen. Die Bischöfe Portugals gelobten aus Dankbarkeit, eine Statue zu errichten, sollte Portugal nicht in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen werden. Die Bauarbeiten starteten 1949 und die Einweihung erfolgte zehn Jahre später.
Die Aussicht ist fantastisch, man kann, heute leider nur eingeschränkt, den Atlantik auf der einen und die Stadt auf der anderen Seite sehen. Direkt daneben steht die Brücke des 25. April, die von hier oben gar nicht mehr so gewaltig wirkt, als wenn man darunter steht. Es windet stark, weshalb ich nach recht kurzer Zeit wieder den Aufzug nach unten nehme.
Ich fahre wieder über die Brücke zurück auf die andere Seite des Tejo, weil ich vorhatte, an der Küste entlangzufahren und den Nationalpark Sintra-Cascais zu besuchen. Es handelt sich aber eher um Autowandern, denn die Aussicht ist recht trübe und es fallen immer wieder Tropfen. In Cascais stelle ich das Auto doch mal für eine Stunde ab und schlendere ein wenig durch die Marina, werfe einen Blick auf den Leuchtturm und schaue mal wieder der Brandung zu, die heftig gegen die Steilküste donnert. Ein wenig weiter stoppe ich noch an der Boca do Inferno, einer Schlucht, die von einem natürlichen Bogen überspannt wird und in welche die Wellen schlagen. Es setzt Nieselregen ein und der Wind macht meinen Schirm zu einem wenig nützlichen Gegenstand.
Ich fahre weiter die Küste entlang. Der Regen nimmt deutlich zu und die Sicht deutlich ab. Ich denke, bei gutem Wetter ist dies hier ein toller Küstenabschnitt mit schönen Stränden und der Leuchtturm Cabo Raso ist sicherlich sehenswert. Ich bin ein wenig ratlos, was ich noch machen soll. So sitze ich im Auto, der Regen trommelt auf das Dach und ich schaue durch die nassen Scheiben die stürmische Brandung an.
Dann entscheide ich mich, zum westlichsten Punkt Europas, dem Cabo da Roca, zu fahren und mir dies anzuschauen. Als ich ankomme, legt der Regen glücklicherweise eine Pause ein. Es sind nicht viele Leute hier und ich genieße die Aussicht, bis plötzlich wie aus dem Nichts mehr als ein halbes Dutzend große Reisebusse auftauchen und hunderte Leute ausspucken.
In die Berge fahre ich nicht mehr, denn dort herrscht nur Nebel. So nehme ich schnell die Autobahn und fahre wieder zurück nach Lissabon.