Ich fahre wieder in die Stadt und möchte mir noch einiges anschauen, was ich noch nicht gesehen habe. Die erste Station ist der Parque Eduardo VII mit Blick auf das Zentrum der Stadt und die Statue Marquês de Pombal, die sich dort befindet. Am Rande des Parks ist noch der portugiesische Pavillon von der Weltausstellung 1922 in Brasilien zu sehen, der nach der Ausstellung abgebaut und nach Lissabon verfrachtet wurde. Heute wird er als Tagungszentrum genutzt.
Ich gehe weiter ins Bairro-Alto-Viertel, in dem ich zuerst den Aussichtspunkt von São Pedro de Alcântara erreiche und den Blick über die Stadt und die Festung schweifen lasse. Da es noch früh am Morgen ist, kann man nicht sagen, dass im Ausgehviertel der Stadt viel los ist. Das Viertel ist stark studentisch geprägt. So brauche ich nicht viel Zeit, um hindurchzulaufen. Ich treffe auf die Straßenbahn und fahre zur Kathedrale von Lissabon, um diese innen zu besichtigen, was durch den Regen vorgestern nicht geklappt hat. Gleich nach dem Bezahlen des Eintritts hat man auch die Möglichkeit, die Schätze in Form von prunkvollen Gewändern, Pokalen und anderen Insignien der Kirche zu bestaunen. Das Kirchenschiff und der Altarraum sind nicht ganz so prunkvoll ausgestattet, wie ich es in Hinblick auf die spanischen Kathedralen erwartet hätte. Nichtsdestotrotz ist die Kathedrale sehr bedeutend, denn sie ist die Hauptkirche Lissabons, die bereits im 12. Jh. auf den Grundmauern einer Moschee gebaut wurde.
Ich schaue noch von dem Aussichtspunkt Santa Luzia und sehe sofort, warum in der Stadt heute so viele Touristen unterwegs sind. Es liegen zwei der riesigen Kreuzfahrer mit rund dreihundert Metern Länge am Kai und verschandeln den Blick auf den Fluss.
Weil ich mir noch das Parlamentsgebäude anschauen will, nehme ich erneut die Straßenbahn und fahre in die andere Richtung. Zuvor steige ich aus und schaue mir die Markthalle „Time Out“ an, die sich als riesige „Fressmeile“ herausstellt. Weil ich aber nun schon da bin, esse ich ein leckeres Sushi zu Mittag und gehe im Anschluss zu Fuß zum Parlament, wobei ich noch durch die Gassen schlendere. Die Fassade des Gebäudes ist sehenswert. Mehr als das Gebäude von außen anzuschauen, ist dort nicht zu tun, sodass ich mit der Straßenbahn nun wieder zurückfahre, um die Festung zu besuchen, was ich ja vorgestern nicht getan habe. Der Ausblick auf die Stadt und den Fluss ist lohnenswert und wahrscheinlich auch der Hauptgrund, warum die Leute den Eintritt bezahlen. Die Festung selbst gibt jetzt nicht wirklich viel her, was man sich anschauen kann, außer alte Steine und Treppen.
Ich verlasse das Gelände wieder und marschiere auf den nächsten Hügel hinauf, zum Aussichtspunkt auf dem Platz vor dem Kloster Graça, und schaue mir auch aus dieser lohnenswerten Perspektive die Stadt an, weil auch die Festung sich mit im Blick befindet. Nach einer Cola mit Aussicht beschließe ich, nochmals nach Bairro Alto rüberzufahren und mir die Ascensor-da-Bica-Standseilbahn anzuschauen. Auch diese ist außer Betrieb. Sie haben aber wenigstens am oberen Ende einen Wagen als Dekoration für die Touristen stehen lassen, so dass ich ein paar Bilder machen kann.
Dann neigt sich der Tag bereits dem Ende entgegen und es dämmert schon wieder, so dass ich mich entschließe, noch durch die Einkaufsstraße zu bummeln, bevor ich mit der Metro wieder in die Wohnung fahre.
Überraschenderweise bin ich heute doch recht häufig mit der Straßenbahnlinie 28 gefahren und finde, dass es sich dabei um die wohl bemerkenswerteste Linie auf der Welt handelt. Es ist nicht nur das Alter, die enormen Steigungen und die sehr engen Kurven, sondern vor allem die Linienführung an sich durch die engen Gassen der Lissaboner Altstadt. Eine wirklich einmalige Erfahrung.