Mit der Metro fahre ich zur Plaça de Catalunya, um mir das Gotic-Viertel anzuschauen, in dem sich auch die Einkaufsstraße Rambla befindet. Es ist noch recht früh und die Straßen sind noch fast menschenleer. Ich gehe trotzdem mal los und will den Markt besuchen, der schon um 8:00 Uhr öffnet, aber ich stehe eine Stunde später noch vor verschlossenen Gittern. Irgendwas scheint heute anders zu sein. Ich mache mir nichts daraus und schlendere durch die schmalen Gassen, in die noch kein morgendliches Licht fällt. Ich komme zuerst an der Basílica de Santa Maria del Pi vorbei, die aber nicht wirklich sehenswert ist. Gleich danach mache ich einen kurzen Stopp in einem Café und nehme einen Kaffee und ein belegtes Brötchen zum Frühstück.
Im Anschluss erreiche ich die Catedral de Barcelona aus dem 13. Jh., die sehr sehenswert ist und vor allem innen durch ihre Mächtigkeit sehr beeindruckt. Obwohl sehr groß, entfaltet sie durch die enge Stadtbebauung wenig Wirkung. Vor der Kathedrale ist eine Musikbühne aufgebaut und wie ich gleich darauf dann auf der Plaça de Sant Jaume mitbekomme, wird heute das Mercè-Fest gefeiert. Es ist das größte Stadtfest Barcelonas und bietet zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt. Hier auf dem Platz findet eine Prozession der feuerspeienden Drachen und eine Parade von Riesenfiguren statt. Auch sind traditionelle menschliche Türme, Castellers genannt, zu sehen. Mein persönlicher Höhepunkt sind die zahlreichen Schützen mit ihren großkalibrigen Vorderladern, die durch die engen Gassen ziehen und dabei Böller abfeuern. Die Schüsse sind derartig laut, dass selbst ich mir die Ohren zuhalte und manchmal kurz zucke, wenn ein Schuss unerwartet stattfindet. Wenn die geschätzt dreißig Schützen gefeuert haben, riecht es sehr nach Pulverdampf, der durch die Gassen zieht.
Dann gehe ich wieder weiter und überlasse den heranströmenden Menschen das Fest und den Auftritt. Ich mache mich auf den Weg zum Hafen und komme dabei am Kolumbus-Denkmal vorbei. Am Wasser setze ich mich erst einmal in eine Bar und genieße ein kühles Getränk mit Blick auf die zahlreichen Superjachten, die hier vor Anker liegen. Ich gehe hinüber zum Strand, werfe einen kurzen Blick darauf und entscheide mich dann spontan, mit der Hafenseilbahn zum Montjuïc hinüberzufahren. Von der Gondel aus ist die Aussicht auf die Stadt hervorragend und man hat wohl den besten Blick über die gesamte Stadt. Am Montjuïc angekommen, steige ich noch zur Festung hinauf, die heute aufgrund des Festes freien Eintritt bietet. So verbringe ich dort oben noch eine ganze Zeit und genieße das herrliche Wetter und den Blick über die Stadt, bevor ich mit dem Bus zur Plaça d’Espanya hinunterfahre und noch schnell was essen gehe. Anschließend kläre ich noch ein paar Dinge im Hotel und mache mich dann nochmals auf in die Stadt, um zu fotografieren und vielleicht auch noch was vom Fest mitzubekommen.
So fahre ich zuerst natürlich wieder einmal zur Sagrada Familia, um das Abendlicht auszunutzen. Da sehe ich, dass eine Türe offensteht und Leute hineingehen. Ich frage kurz und mir wird mitgeteilt, dass man heute am Mercè-Fest die Krypta der Kathedrale für religiöse Zwecke betreten kann. Das nehme ich wahr und gehe hinein. Eine recht klassische gotische Räumlichkeit, die man so in der Sagrada Familia gar nicht erwartet. Aber es ist trotzdem ergreifend, dort zu sein und die Vorbereitungen zu einem Gottesdienst mitzuerleben. Bevor der Gottesdienst beginnt, verlasse ich die Krypta wieder und schaue mir die Kathedrale von außen an. Dabei wird mir klar, welche Elemente der Kirche noch gebaut werden müssen. Es ist nicht nur der größte Turm, der noch vollendet werden muss, sondern vor allem noch das Hauptportal der Kirche mit weiteren vier Türmen der Apostel. Dabei gibt es jedoch noch das Problem, dass für die geplante große Freitreppe zum Hauptportal gar keine Fläche mehr zur Verfügung steht. Es müsste auf der gegenüberliegenden Straßenseite mindestens ein Wohnblock abgerissen werden. Da bin ich ja mal gespannt, wie die darüber entscheiden in Zukunft. Aber ich denke, durch die überragende Bedeutung der Sagrada Familia wird man über kurz oder lang den Wohnblock abreißen und die Straße verlegen. Aber das werden die kommenden Jahrzehnte erst zeigen.
Im Anschluss bin ich erneut zur Casa Batlló und Casa Milà gefahren, um dort zur blauen Stunde zu fotografieren. Dann habe ich den Abend bei einem Bier während eines Konzerts auf der Plaça de Catalunya ausklingen lassen.