33. Tag (23. Oktober 2025)

Ich bin noch vor Sonnenaufgang unterwegs und fahre nach Madalena zum Fährterminal, um einen Tagesausflug auf die Nachbarinsel Faial zu machen. Weil es außerhalb der Saison ist, kann ich mit meinem Mietwagen übersetzen, da die Fähre maximal nur 15 Fahrzeuge befördern kann.

Als ich in Horta ankomme, habe ich nicht wirklich einen Plan, was ich machen soll. So fahre ich einfach mal los, will Horta anschauen, bevor ich mit der Fähre am Abend wieder nach Pico zurückfahre. Ich steuere im Uhrzeigersinn um die Insel und halte zuerst kurz an der Poça da Rainha und fahre dann zu meinem ersten richtigen Stopp am Morro de Castelo Branco, einem Vogelfelsen, der natürlich nicht direkt zugänglich ist. Aber man kann hinlaufen und von der Nähe aus in die Steilwand blicken. Es sind immer noch Vögel beim Brüten, wie mir im kleinen angrenzenden Museum erklärt wird. Ich habe leider die lange Linse nicht mitgenommen und somit ist nicht wirklich viel zu sehen.

So erreiche ich mein persönliches Highlight der Insel, den Vulkan dos Capelinhos, der 1957/58 ausgebrochen und entstanden ist. Dazu nehme ich nicht die Hauptstraße, sondern ich biege an die Küste ab und nähere mich dem Ort über eine Schotterpiste, die immer wieder Ausblicke auf das Meer und auch auf den vom Vulkan zerstörten Leuchtturm bietet. Als ich am Leuchtturm von Ponta dos Capelinhos ankomme, stelle ich das Auto ab und gehe ins Besucherzentrum, welches unterirdisch vor dem alten Leuchtturmgebäude gebaut wurde. Nach dem Eintritt kann man sich detailliert über den damaligen Ausbruch und die Entstehung des neuen Landes informieren. Der Höhepunkt aber war natürlich die Besteigung des Leuchtturms und der Blick von dort oben auf das neu entstandene Land, welches sich das Meer bereits zur Hälfte wieder zurückgeholt hat. Und das gerade mal in rund siebzig Jahren.
Ich gehe anschließend noch auf die Klippe hinauf, um mir auch von ganz oben noch einen Blick zu verschaffen.

Was von dort eindeutig zu erkennen ist, ist immer noch die Vegetationsgrenze zwischen dem Land, welches von der Asche verwüstet wurde, und dem Teil der Insel, der nicht so stark davon betroffen war.

Nun will ich noch austesten, ob es einen Blick von den höchsten Erhebungen der Insel gibt, und fahre dazu auf den Cabeço Verde hinauf. Aber zu meiner Enttäuschung ist leider kein Blick an die Küste hinunter möglich, weil sich immer wieder Wolken bilden und hochziehen. Ich mache dort oben trotzdem eine Pause zum Essen und Trinken in der Hoffnung, dass es sich vielleicht doch noch auflöst. Aber das ist nicht der Fall, so dass ich auch die Fahrt hinauf zur Caldeira do Cabeço Gordo vergessen kann. Hätte ich doch gleich am Morgen machen sollen, aber ich dachte noch, dass es am Nachmittag besser wird und sich die Wolken auflösen. Nun ja, eben falsch gedacht.

So besuche ich in Paria do Norte den Strand da Fajã und verbringe dort. Kurz überlege ich noch, ob ich die Badehose anziehen soll, um mich in die Fluten zu stürzen, aber dann sind mir die Brecher doch ein wenig zu gewaltig.

So schaue ich zu, wie sich die blauen Wellen am schwarzen Strand zu weißer Gischt brechen, während dahinter die dunklen Klippen mit frischem Grün steil aufsteigen und das Szenario vervollständigen.

Die Zeit schreitet weiter voran und ich muss dran denken, dass ich die Fähre erreichen muss. So will ich nach Horta zurück und mache auch nur noch einen kurzen Halt an einem Aussichtspunkt, von dem die Küste wieder einmal schön zu sehen ist. Nach Horta zieht sich die Strecke dann doch mehr als gedacht und so bleibt mir nur noch eine halbe Stunde, um mir Horta anzuschauen. Horta ist ein ganz besonderer Ort auf den Azoren, denn hier wurden vor rund hundert Jahren die ersten transatlantischen Seekabelverbindungen aufgebaut und hier befindet sich das Parlament der Region Azoren. Nach dem Krieg entwickelte sich der Ort zu einer Hochburg der Segler, die alle hier Station machen, wenn sie den Atlantik überqueren. Dazu gibt es die Tradition, dass jede Crew sich mit einem Gemälde auf der Hafenmole „verewigt“, um kein Unglück zu erleiden. Deshalb sind hunderte Gemälde zu sehen. Frische aus diesem Jahr und auch schon stark verblichene aus den vorigen Jahrzehnten.
Dann reicht die Zeit leider nur noch für einen kurzen Blick in Peter Café Sport, die berühmte Seglerbar hier in Horta. Deren Wände und Decke sind mit so vielen Devotionalien, Wimpeln und Andenken an die unzähligen Crews, die hier ein- und ausgegangen sind, dekoriert, dass kein Fleckchen Platz mehr ist. Ich hätte gerne noch mehr Zeit verbracht und gemütlich ein Bier getrunken.

Die Fähre brachte mich dann wieder in einer halben Stunde nach Pico zurück, wo ich erst einmal zum Essen eingekehrt bin und den Tag auf einer Terrasse am Fährterminal ausklingen ließ.