Ich bin früh dran, als ich mich auf den Weg zur Sagrada Familia mache, denn ich möchte noch das Morgenlicht nutzen. Ein paar Stationen mit der Metro und ich bin schon da. Es ist ein imposantes Bauwerk, wenn man aus der Metrostation an die Oberfläche kommt und es zum ersten Mal zu Gesicht bekommt. Ich gehe gleich an die östliche Fassade, welche als erste noch zu Lebzeiten Gaudís gebaut wurde. Ich begebe mich in den Park des Plaça de Gaudí, um möglichst eine gute Position zum Fotografieren zu finden. Dann gehe ich um das Bauwerk herum, um mir auch die andere Seite anzuschauen. Dabei versuche ich noch, herauszufinden, ob es noch eine Möglichkeit gibt, an Tickets für das Innere zu kommen, nachdem ich es verschwitzt hatte, vor Wochen ein Online-Ticket zu buchen. Überall sind nur Hinweise auf Online-Tickets zu sehen und ein Tickethäuschen ist noch nicht offen. Ich habe mich bereits damit abgefunden, keinen Blick hineinwerfen zu können, aber gerade als ich gehen wollte, hat das Tickethäuschen geöffnet und als ich nachfrage, erhalte ich noch ein Ticket für übermorgen Abend, meinen letzten vollen Tag in Barcelona.
Dann mache ich mich auf den Weg zur Casa Batlló, einem Wohnhaus, welches von Gaudí im Auftrag der Familie Batlló gestaltet wurde. Von der Metrostation gehe ich zu Fuß, komme dabei noch an der Casa Mila vorbei, welche Gaudí ebenfalls in Auftrag nach der Casa Battló entworfen hat. Da die Eintrittsgelder hierfür recht hoch sind, verzichte ich drauf, hineinzugehen, und beschränke mich auf die Casa Batlló, die ich wenig später die Straße runter erreiche. Ich bekomme noch ein Ticket für die gerade anstehende Tour um 9:00 Uhr. Es sind noch relativ wenig Touristen da. Es handelt sich um eine audioguidegeführte Tour, sodass man sich nach seinem zeitlichen Bedürfnis das Haus anschauen konnte.
Als ich das Haus betreten habe, komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So umwerfend ist die Architektur und vor allem auch die Innenarchitektur, die meines Erachtens das Äußere des Hauses noch weit in den Schatten stellt. Das Design ist so umfassend und detailreich, dass man es gar nicht innerhalb einer Stunde erfassen kann. Es reicht von der Gestaltung der Treppen, Türen, Fenster und Beleuchtung bis zur detailreichen Wandgestaltung und dem speziellen Design der Möbel, inklusive der modernsten technischen Einrichtungen der damaligen Zeit. Auf dem Dachboden kann man bereits die charakteristischen Bögen sehen, mit denen Gaudí später in viel größerem Maßstab an der Sagrada Familia gearbeitet hat.
Nach mehr als einer Stunde komme ich wieder fasziniert auf die Straße zurück, die sich nun mit zahlreichen Touristen gefüllt hat, die alle die Casa Batlló sehen wollen.
Über den Mittag gehe ich schnell noch ins Hotel zurück, um meine Souvenirs abzulegen, die Fotobatterie zu tauschen und etwas zu trinken, bevor ich wieder losziehe, um den Gaudí-Tag heute mit dem Besuch des Park Guell zu vervollständigen. Ich steige eine Station später aus als üblich für den Park, denn man muss den Hügel hinauflaufen. Von der Station Vallcarca ist das zwar auch der Fall, aber in der Straße mit den Treppen wurden auch Rolltreppen installiert, so dass ich doch recht bequem zum Park komme. Leider habe ich noch kein Ticket, welches man natürlich nur online buchen kann. So mühe ich mich eine Viertelstunde mit meinem Smartphone ab, um dann endlich in den Park zu kommen. Es ist eine weitläufige Parkanlage, welche von Gaudí gestaltet wurde, um ca. 60 Villen von reichen Bürgern zu beherbergen. Aber das Vorhaben scheiterte und deshalb sind nur drei Häuser gebaut worden. Das des Auftraggebers Guell, Gaudís Haus und das eines befreundeten Architekten.
Jedoch sind die Pförtnerhäuser im typischen Gaudí-Stil und auch die monumentale Terrassenanlage realisiert worden und heute zu besichtigen und zu bewundern. Eine Straße, die zu den Anwesen hätte führen sollen, wurde ebenfalls fertiggestellt und wird an vielen Stellen von Säulen im Gaudí-Stil getragen. Es gibt also doch vieles zu sehen auf dem weitläufigen Areal, wofür ich mir den ganzen Nachmittag Zeit nehme.
Ziemlich müde und von den vielen Gaudi-Eindrücken geplättet fahre ich mit der Metro ins Hotel zurück und beschließe den Tag.