4. Tag (26. September 2023)

Calcite Springs

Mammoth Hot Springs

Es ging gleich morgens ohne Frühstück los. Auf dem Dunraven Pass habe ich auf einem Parkplatz mit Aussicht angehalten und gefrühstückt, was ich gestern dafür eingekauft hatte, während vor mir das Morgenrot über den Bergen den Himmel erhellte und schließlich die Sonne aufging. Auf der anderen Seite des Passes traf ich auf zwei Bisons, die direkt neben der Straße gestanden haben. Ich halte an und steige aus, um in bestem Morgenlicht die Tiere zu fotografieren und zu beobachten. Schlussendlich überquerte ein Tier die Straße. Ich fuhr nochmal mit dem Auto langsam daran, vorbei und etwas näher zu sein. Ein tolles Erlebnis.

Ein weiterer Punkt heute auf der Liste ist der Tower Fall, aber da ich früh dran bin, steht die Sonne noch nicht hoch genug, sodass der Wasserfall noch im dunklen Schatten liegt und ich einfach später nochmals zurückkomme. So fahre ich erst einmal ins Lamar Tal hinein, weil man dort mit großer Wahrscheinlichkeit Bisons sehen kann. Ich bin mal gespannt, wie es heute so sein wird.

Ich werde nicht enttäuscht. Gleich zu Beginn an einem Hang auf der rechten Seite der Straße ist eine große Herde zu sehen. Sie ist zwar etwas weit weg, aber ich halte trotzdem an und steige aus. Nach kurzer Zeit ist schnell zu erkennen, dass die Tiere näherkommen. So bleibe ich und beobachte die Herde. Etwas später merke ich, dass die Tiere die Straße überqueren werden, um zum Fluss zu gehen. Es sind mehrere Dutzend Tiere, die immer näherkommen und dann zwischen den Autos, die am Straßenrand stehen, einer nach dem anderen das Asphaltband überqueren und sich auf der anderen Seite wieder sammeln. Es war ein besonderes Erlebnis, den Tieren so nahe zu sein. Als sie dann ihres Weges gegangen sind, steige ich wieder ins Auto und fuhr weiter.

Nachdem ich durch den Lamar Canyon gefahren bin, treffe ich hinter einer Kurve auf eine weitere Herde, die rechts und links der Straße grast. Hier stehen die Tiere schön im Licht und ich nehme mir entsprechend Zeit zum Beobachten. Es sind sehr beeindruckende Tiere, besonders die großen Bullen. Ich fahre weiter das Lamar Tal hinauf. Es sind immer wieder Bisons zu sehen, was ich nicht in der Fülle erwartet hätte. Ich halte immer wieder an und staune. Das Tal ist weitläufig und noch ursprünglich und die Sonne schein vom wolkenlosen Himmel. Schon allein deshalb lohnt es sich auszusteigen und Bilder zu machen. Schön zeigen sich Bisons auch am Flusslauf.

Hier habe ich auch erfahren, dass es am Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch fünfundzwanzig wild lebende Bisons in ganz Nordamerika, hier im Lamar Tal, gab. Das heißt, dass fast alle heute existierenden Tiere auf diese wenigen zurückzuführen sind. Die heutigen Gebäude der Nationalparkverwaltung waren damals Teil der Buffalo-Range, in der die Tiere wieder gezüchtet wurden.

Als es für mich Zeit wird, umzukehren, mache ich noch einen Stopp an einem der zahlreichen Parkplätze an der Straßenseite und will noch ein paar Aufnahmen von der Landschaft machen. Als ich über eine kleine Erhebung laufe, sehe ich zu meiner Linken eine kleinere Gruppe von Bisons, die sich auf den Weg machen, den Fluss zu durchqueren. So haben meine Landschaftsaufnahmen auch noch eine Gruppe Bisons im Fluss mit im Bild, sodass ich nur empfehlen kann, sich einen halben Tag Zeit für das Lamar Valley zu nehmen und die wunderschöne Landschaft zu genießen.

Anschließend fahre ich zur Loop Road zurück und schaue mir noch die Tower Falls an. Dies ist keine große Sache, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Ein wenig weiter halte ich am Aussichtspunkt für die Calcite Springs, die sich direkt im Canyon am Ufer des Yellowstone River befinden. Dann fahre ich zu meinem heutigen Ziel nach Mammoth Hot Springs, ohne einen weiteren Stopp einzulegen. Dort angekommen kann ich gleich ins Hotel einchecken, sodass ich keine Stunde warten muss wie im Canyon Village.

Ich lege meine Sachen ab und fahre gleich darauf zu den berühmten Sinterterrassen, die nicht mal eine Meile entfernt sind. Es ist ziemlich viel los, aber ich bekomme noch einen Parkplatz. Der erste Eindruck der heißen Quellen mit den Terrassen ist etwas ernüchternd, denn es gibt in den „Lower Terraces“ auf den ersten Blick keine Quellen mehr. Ein kurzer Stichweg ist gesperrt, weil sich ein Wapiti Hirsch mit seinem Harem in der Nähe niedergelassen hat und man entsprechend Abstand halten sollte.

Die Terrassen sind ausgetrocknet und bereits dem Verfall preisgegeben. Wie ich aber später erfahre, versiegen und entspringen Quellen immer wieder, sodass es große Flächen alter Terrassen, aber auch aktive Quellen und neue Sinterterrassen gibt. Die Größe des Gebiets allein ist jedoch schon beachtlich. Als ich dann über die verschiedenen Stege zu den „Upper Terraces“ hinaufsteige und einen Überblick bekomme, wird die ganze Sache für mich immer eindrücklicher, weil es dort noch verschiedenste sprudelnde Quellen gibt, deren Wasser in verschiedenfarbigen Wasserläufen abfließt.

So verbringe ich dort mehr als zwei Stunden und genieße den Blick über das ganze Gelände von den „Upper Terraces“. Ein Abstecher zu den Canary Springs bot einen hervorragenden Blick von oben auf die Sinterterrassen und man konnte sich vorstellen, wie über die Jahrtausende diese entstanden. Dann ging ich wieder zurück und habe die unglaubliche Gegend noch auf mich wirken lassen.

Als ich am Parkplatz ankomme, gibt es einen großen Auflauf von Touristen, und Nationalpark Ranger habe versucht, die Leute zu steuern, da sich ein Konkurrent des großen Hirsches angeschlichen hatte und dieser seine Vormachtstellung zu verteidigen hatte. So überquerte er die Straße, um den jüngeren Rivalen zum Kampf zu stellen. Dazu kommt es aber nicht, da dieser es vorzieht, das Weite zu suchen.

Als das Spektakel vorüber war, habe ich mich kurz entschlossen, schon um 17 Uhr zum Abendessen zu gehen, weil mir der Magen knurrte. Ich bekomme noch einen Tisch, werde mit gutem Essen und einem Bier belohnt.