Es ist sonnig als ich aufstehe und so mache ich mich nach dem Frühstück auf ins Tal. Ich habe mir zwei Wanderungen vorgenommen. Ich würde gern die Mirror Lakes besuchen und zu den Wasserfällen hinauf wandern. Doch zuerst faszinieren mich die Granitgiganten im morgendlichen Licht und so fahre ich einige Parkplätze an, von denen ich gestern gesehen hatte, dass es einen schönen Blick auf die Granitwände gibt. Damit bin ich am frühen Morgen beschäftigt. Durch den leichten Nebel in den frühen Morgenstunden ergibt sich eine besondere Atmosphäre. Auch der El Captain wird wunderbar von der aufgehenden Sonne angestrahlt und ich nehme mir entsprechend Zeit auch, um nach den Kletterern zu schauen, welche die Nacht in der Wand verbracht haben. Um die Wand zu durchklettern, benötigt man laut der Aussage von Beobachtern rund sieben Tage.
Danach mache ich einen kurzen Abstecher zum Yosemite Falls, die ganz außergewöhnlich zu dieser Jahreszeit noch recht viel Wasser führen, weil es in letztem Winter extrem viel Schnee in der Sierra Nevada gefallen ist. Der Wasserfall ist enorm und zählt zu den höchsten Wasserfällen der Erde und ist der höchste Fall in Nordamerika. Die obere Stufe stürzt über 435 m senkrecht nach unten. Dann folgen die mittleren Kaskaden und es schließt sich der unter Fall mit 98 m an, sodass es eine Gesamthöhe von 740 m ergeben.
So erreiche ich erst gegen halb elf den entsprechenden Parkplatz, von dem die beiden Wanderwege zu den Mirror Lakes und den Wasserfällen starten. Kurz entschlossen entscheide ich erst zu den Wasserfällen zu gehen. Wie erwartet steigt der Weg gleich nach dem Einstieg recht steil an. Ich komme aber gut voran, sodass ich die Vernal Brücke recht schnell erreiche. Von dort aus hat man einen ersten Blick auf den Vernal Wasserfall, der aber heute auch der letzte sein wird, da der Wanderweg, der direkt dort entlang führt, wegen Wartungsarbeiten gesperrt ist. So weiche ich auf den Murk Trail aus, der ebenfalls zum Nevada Wasserfall führt.
Nach einer weiteren Stunde und zahlreichen Ausblicken, je höher ich steige, erreiche ich den Clark Aussichtspunkt, von dem aus man den Nevada Fall zum ersten Mal sehen kann. Nun gibt es zwei Wege, die nach oben führen. Einer, der erst wieder nach unten führt, den Merced River überquert und sicherlich nochmals einen besseren Blick auf den Wasserfall bietet, oder den etwas Einfacheren, der nicht mehr absteigt, sondern direkt nach oben führt. Für diesen entscheide ich mich. Somit bin ich nach rund zweieinhalb Stunden angekommen und bin vom fast 200 m hohen Wasserfall sehr beeindruckt. Man kann sogar, durch ein Geländer gesichert, direkt an die Kante stehen und senkrecht nach unten schauen.
Ich verbringe eine ganze Zeit dort auf der Hochebene, von der der Wasserfall hinabstürzt und genieße die Aussicht. Jedoch zieht es zu und die Sonne versteckt sich hinter Wolken. So mache ich mich gegen später wieder an den Abstieg und bin ein wenig überrascht, wie weit es nach unten geht. Ich komme zügig voran und kann zahllose Leute auf dem Weg überholen, die deutlich langsamer unterwegs sind.
Als ich jedoch wieder unten am Parkplatz ankomme, entscheide ich mich nicht mehr direkt zum Mirror Lake zu wandern.