Zentral Asien & Tibet 2017

Kirgisistan und das östliche China

1. Tag (24. Juni 2017)

Zentral Asien

Nachdem ich heute Morgen noch gepackt habe sitze ich nun am Flughafen und bin wieder unterwegs. Es geht erst einmal nach Moskau und von dort aus weiter nach Kirgisistan. Der Aufenthalt in Moskau ist zäh und ich habe den Eindruck, dass der ganze Flughafen ein einziges Einkaufszentrum ist, in welches noch ein paar Flugsteige hineingequetscht wurden.

2. Tag (25. Juni 2017)

Bishkek

Bishkek

Bishkek

Es hat alles wunderbar funktioniert, nachdem ich in Bishkek gelandet bin. Durch meinen gebuchten Transfer war ich bereits nach rund neunzig Minuten im Hotel. Ich konnte sogar mein Zimmer gleich belegen und mich noch eine Runde aufs Ohr legen. Gegen Mittag wollte ich in die Stadt gehen, um Geld zu wechseln. An der Rezeption treffe ich auf Jahna, die ebenfalls mit Dragoman unterwegs ist. Sie beginnt heute auch ihre Reise, ist aber nach Westen unterwegs. So sind wir gemeinsam losgezogen. Geld war schnell gewechselt und auch ein Supermarkt gefunden. Jahna war jedoch vom Flug übermüdet und ging ins Hotel zurück.

Ich marschierte weiter Richtung Zentrum. Die Orientierung ist sehr leicht, da die Straßen quadratisch angelegt sind. So traf ich auch recht schnell auf einen der Parks, welcher mich direkt zum Ala-Too-Platz geführt hat. Die Architektur sticht gleich als sowjetisch geprägt ins Auge, die Grünanlagen sind jedoch schön gepflegt und es sind reichlich Blumen gepflanzt.

Der heutige Sonntag wird von zahlreichen Einheimischen zum Flanieren genutzt. Auf der einen Seite des Zentrums liegt ein Vergnügungspark, den viele Familien mit ihren Kindern besuchen. Wenig später, auf der anderen Seite des Zentrums stoße ich auf eine „Drift Challenge“. Dabei müssen die Fahrer mit ihren Autos in spektakulärsten Drifts um Pylonen fahren und möglichst viel Gummi in Rauch auflösen. Hier sind natürlich viele Jugendlichen zu finden und spenden den größten Applaus, als einer der Fahrer mit seinem Fahrzeug gegen die Betonbegrenzung knallt. Ich halte mich nicht allzu lange dort auf und lasse mich auf dem Rückweg zum Hotel durch die Straßen treiben.

Dort treffe ich auf Viki und die Gruppe, welche heute aus Richtung Westen angekommen ist. Sie fragt mich, ob ich heute Abend auch am Abschlussessen der Gruppe teilnehmen wolle. Dabei stellt sie aber gleich klar, dass alle außer Alex aus der Gruppe abreisen werden und nur sie und ich übermorgen Richtung China starten. Ich bin etwas überrascht, dass wir nur zu zweit sein werden, wenn wir die nächsten Tage bis Kashgar mit dem Truck unterwegs sind. Aber dafür gibt es dann jede Menge Platz im Truck.

Was zudem überraschend ist, ist die Zusammensetzung der Gruppe, mit der ich heute beim Abendessen bin. Es sind bis auf zwei Ausnahmen nur Frauen! Ein angenehmer Abend, der schlussendlich bei ein paar Bier am Pool des Hotels endet.

3. Tag (26. Juni 2017)

Kirgisistan

Heute Morgen schlafe ich erst einmal recht lang und gehe dann zum Frühstück. Gleich drauf erledigen Viki und ich die üblichen Formalitäten zu Beginn einer Tour. Um einfach ein wenig Geld zu sparen, packe ich mein Zeug zusammen und wechsle das Zimmer, welches ich heute mit unserem Fahrer James teile. An der Rezeption haben sich inzwischen noch vier Leute eingefunden, die heute auf den Osch-Basar gehen wollen. Ich schließe mich an. Wir sind rund eine Stunde zu Fuß durch die Stadt unterwegs und können einen entsprechenden Eindruck gewinnen. Heute ist das Wetter toll, weshalb das Kirgisische Gebirge im Süden der Stadt mit seinen schneebedeckten Gipfeln gut zu sehen ist.

Als wir am Osch-Basar ankommen, sind viele Leute unterwegs und wir schlendern durch die einzelnen Gänge. Wir sind heute wohl die einzigen Touristen hier. Die Mädels schauen sich fast vergeblich nach Souvenirs um. An den Ständen werden hauptsächlich Lebensmittel und Waren des alltäglichen Bedarfs verkauft. Ich nehme eine Tüte getrocknete Aprikosen mit und mache ein paar Fotos. Nach einer gewissen Zeit machen wir uns auf den Rückweg, als ich plötzlich einen Schnitt an Florians Rucksack entdecke. Da hatte doch tatsächlich jemand versucht, etwas zu stehlen, allerdings ohne Erfolg. Es ist jedoch so schnell passiert, dass es keiner von uns bemerkt hat.

Es ist sehr warm als wir zurückgehen, und wir sind froh über die zahlreichen Bäume am Straßenrand, die reichlichen Schatten spenden. Wieder im Hotel zurück verbringe ich den Nachmittag im Schatten am Pool. Abends lassen wir uns noch Pizza liefern und verabschieden uns früh.

4. Tag (27. Juni 2017)

Naryn

Heute nun geht es los. Unser Truck heißt Aziza, mit dem wir uns auf den Weg nach Kashgar in China machen. Nachdem wir den Verkehr von Bishkek hinter uns gelassen haben, läuft es auf der gut ausgebauten Straße tadellos. Viki fährt und James wird später wieder zu uns stoßen, da er in Bishkek noch ein Visum für Indien beantragen möchte. D.h. Viki, Alex, unsere lokale Führerin und Dolmetscherin Emira, sowie meine Wenigkeit sind mit einem großen Truck unterwegs.

Wie ich erfahren habe ist die Strecke nach Kashgar eigentlich eine Verbindungsetappe auf der Seidenstraße und deshalb nicht sehr populär bei den Passagieren. Nun ja, für mich soll es zur Eingewöhnung sein, und so lasse ich einfach die Tage auf mich zukommen. Alex ist bereits seit Istanbul unterwegs und wird mit mir auch die Tibet-Rundreise mitmachen.

In Kochkar machen wir Halt und essen was zu Mittag. Nachdem wir den Truck abgestellt haben, treffen wir plötzlich auf James, der mit dem Taxi hinterhergefahren ist. Er hätte über eine Woche auf sein Visum in Bishkek warten müssen, weshalb er entscheiden hat, es später in Pakistan zu beantragen.

Als wir mit Essen fertig und auf dem Weg zum Truck sind, fängt es an zu regen. Wir steigen schnell ein und ich darf sogar vorne auf dem Beifahrer-Sitz Platz nehmen. Als wir in die Berge fahren wird das Gewitter stärker und es hagelt sogar, so dass die Straße einen leichten eisigen Überzug bekommt. Währenddessen überqueren wir unseren ersten Pass, um nach Naryn zu gelangen, wo wir heute bei einer Gastfamilie übernachten. Als Gruppe beziehen wir gemeinsam eine Wohnung in einem Wohngebäude aus Sowjet Zeiten.

Als es aufgehört hat zu regnen gehe ich noch ein wenig in der Nachbarschaft herum und werde spontan von einem Anwohner aufgefordert, in seinen Garten zu kommen, als er merkt, dass ich fotografiere. Deshalb erhalte ich noch einen Einblick in einen Innenhof der Häuser und einen tollen Blick auf den Fluss und die dahinterliegenden Berge.

Das Essen heute Abend ist lecker und ich bin froh, dass mein Magenproblem nur von kurzer Dauer war, auch dank einer Tablette von Alex.

5. Tag (28. Juni 2017)

Carpet Festival

Carpet Festival

Carpet Festival

Tash-Rabat

Tash-Rabat

Emira hat gestern herausgefunden, dass heute in At-Bashi ein Festival stattfindet, welches wir nach kurzer Absprache spontan besuchen wollen. Es ist ein Filzteppich-Festival. Viele Leute sind in traditioneller Kleidung erschienen, es sind Jurten mit Verpflegung aufgebaut, und es findet auch eine entsprechende Parade mit Musik und Unterhaltung statt. Später folgen noch Vorführungen zu Pferde.

Es macht Spaß zuzuschauen und deshalb schlendern wir auf dem Gelände herum und schauen uns um. Plötzlich kommt ein Mann mit Mikrofon und einer großen Kamera auf mich zu und bittet mich um ein Interview. Ich bin total perplex, bis mir Emira erklärt, das es sich hier um den nationalen TV-Sender von Kirgisistan handelt, der von diesem Festival berichtet und mich als ausländischen Besucher befragen möchte. Kurz danach bin ich auch schon verkabelt, und es stehen drei Kameras um mich herum, wobei die Nachrichtenagentur Reuters auch darunter sein soll. So beantworte ich meine drei Fragen zum Festival, Kirgisistan und den wunderschönen Teppichen hier. Emira übersetzt anschließend. Am Ende wird mir gesagt, dass mein Interview wahrscheinlich in den landesweiten Abendnachrichten gesendet wird. Was sagt man dazu?

Kurz bevor wir das Festival verlassen probiere ich noch Stutenmilch, die in Kirgisistan als Spezialität gilt. Schmeckt eigentlich ganz gut, aber unsere Buttermilch ist süß dagegen.

Wir kommen nach einem heftigen Regenschauer in Tash-Rabat auf rund 3.000m Höhe an und das Wetter klart wieder auf. Hier besuchen wir die Karawanserei, die aus dem 8.Jh stammt. Man weiß jedoch nicht genau, welchen Ursprung sie wirklich hat. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass sich Christen in diesem Tal hier versteckt haben und das Gebäude erst später zu einer Raststätte auf der Seidenstraße geworden ist. Die Lokalität und der Ort sind recht reizvoll.

Nach der Besichtigung der Karawanserei werden James und ich von einer einheimischen Familie eingeladen, an ihrem Picknick teilzunehmen, da James ihnen Werkzeug zum Wechsel ihres platten Reifens geliehen hatte. So sitzen wir also im Familienkreis beim Essen und versuchen irgendwie zu kommunizieren. Ich bekomme eine Schüssel Stutenmilch gereicht und esse auch ein wenig Tomaten.

Gleich im Anschluss daran will ich ein wenig die Umgebung erkunden und steige hinter der Karawanserei etwas den Berg hinauf. Dabei kann ich in einiger Entfernung Murmeltiere sehen, bevor sie eilig in ihren Bau verschwinden. Aufkommender Regen bewegt mich jedoch dazu umzudrehen und wieder abzusteigen. Ich setzte mich anschließend in den Truck und nicke ein wenig weg. Als Viki, James und Alex auftauchen machen wir noch ein Bier auf, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken. Während des Essens kommen wir noch mit einem Touristen aus Amerika und seiner Tourguide-in ins Gespräch, ziehen uns aber recht früh in die Jurte zurück, da es nach dem Sonnenuntergang merklich frischer wird.

6. Tag (28. Juni 2017)

Torugart Pass

Torugart Pass

Tuoyun Daliya

Tuoyun Daliya

Heute geht es nun nach China. Wir brechen früh auf und haben eine tolle Sicht auf die Berge. Wir fahren zurück auf die Hauptstraße und folgen dieser weiter über die Hochebene den Torugart Pass hinauf. Die Aussicht auf die schneebedeckten Berge ist phänomenal. Die ganze Gebirgskette rechts und links der Straße reiht sich bis zum Horizont auf. Als wir am ersten Checkpoint ankommen, wird der ganze Truck durchsucht. Kurz darauf erreichen wir die kirgisische Seite der Grenze, an der wir unseren Ausreisestempel bekommen. Nun führt die Straße endgültig den Pass hinauf, an dessen höchstem Punkt sich die eigentliche Grenze befindet. Hier warten wir auf unseren chinesischen Guide, der uns über die Grenzen bringen soll. Er taucht leider nicht auf bevor die Grenzbeamten Mittagspause machen und das Tor schließen. So versuchen wir, die Zeit auf dem Torugart Pass in 3.750m totzuschlagen. Viki telefoniert derweil und bekommt die Info, dass der chinesische Guide bereits am Checkpoint auf der chinesischen Seite ist und auf den Pass hochkommt, sobald die Grenze wieder geöffnet wird. Nach dreieinhalb Stunden taucht er auf der anderen Seite des geschlossenen Tores auf. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde bis das Tor schließlich geöffnet wird und wir endlich durchfahren können. Wir verabschieden uns noch schnell von Emira, die sich jetzt auch endlich auf den Rückweg nach Bishkek machen kann. Da ihr Fahrer bereits vor uns hier war, war seine Wartezeit noch länger als unsere.

Wir fahren also jetzt auf der chinesischen Seite den Pass hinunter und erreichen wenig später den ersten chinesischen Checkpoint. Dort wird der Truck und unser Gepäck erneut durchsucht und inspiziert. Dann können wir weiter und genießen während der Fahrt das fantastische Tal des Tuoyun Daliya mit seinem wilden Flusslauf. Es ergeben sich ständig neue Ausblicke und die Landschaft ist wunderschön. Am zweiten Checkpoint geht es recht schnell, wir müssen lediglich aussteigen und unseren Pass vorzeigen. Auf der weiteren Strecke das Tal hinunter halten uns zahlreiche Schafherden auf, die über die Straße getrieben werden, aber nach rund hundert Kilometern erreichen wir schließlich die chinesische Seite der Grenze und erfahren, als wir ankommen, dass der Grenzübergang für eine Stunde geschlossen ist, weil die Beamten gerade ihre Pause machen. Also warten wir auch hier, bis wir endlich die Einreise nach China abschließen können.

Nach dem Ausfüllen der Einreisekarte und dem Durchleuchten des Gepäcks erhalten wir den chinesischen Einreisestempel und dürfen einreisen. Wir steigen alle in das Auto unseres chinesischen Guides um, da James den Truck erst morgen durch den Zoll bekommen kann. Zudem braucht der Truck noch eine Art chinesischen TÜV, bevor er in China überhaupt fahren darf.

Von hier aus ist es nur noch eine gute Stunde Fahrt. Es kommt aber nochmals ein Checkpoint am Rande der Stadt Kashgar, an dem wir durch eine Sicherheitskontrolle gehen und unseren Pass vorzeigen müssen. D.h. alles in allem haben wir nun sieben Checks hinter uns. Wow!

Kurz vor dem Dunkelwerden kommen wir im Hotel an. Wir werfen unsere Sachen im Zimmer ab und gehen schnell noch was Essen, bevor dieser lange Tag zu Ende geht.

7. Tag (30. Juni 2017)

Kashkar

Old Town

Old Town

Old Town

Heute Morgen gehen nur Viki und ich zum Frühstück. Alex und James schlafen länger. In einer Wechselstube in der Hotellobby wechsle ich Geld und mache mich anschließend alleine auf den Weg in die „aufregende“ Stadt Kaschgar.

Kaschgar ist eine uralte Stadt an der Seidenstraße und kann im Grunde auf eine mehr als 2.000 Jahre alte Geschichte zurückblicken, von der leider nur recht wenig zu entdecken ist. Abgesehen vom Viertel „Old Town“ gleicht die Stadt jeder anderen chinesischen Stadt. Große, breite Straßen, viele E-Scooter, Hochhäuser und wenig Flair. Was mir jedoch gleich gestern Abend aufgefallen ist, und sich heute mehr als bestätigt, ist die ungeheure Polizeipräsenz in der Stadt. Fast an jeder Kreuzung gibt es ein Polizeirevier und auch in den Straßen sind sehr viele Polizisten präsent, zudem ist der Basar mit Barrieren und Zutrittskontrollen versehen und jedes zweite Geschäft besitzt Gittertüren, die entriegelt werden, wenn man eintreten will. Darüber hinaus existieren überall Überwachungskameras. Echt bizarr!

Zuerst komme ich an einer übergroßen Mao Statue vorbei, die auf einem Paradeplatz steht und den Eingang zum „Park of the People“ kennzeichnet. Ich bin auf der Suche nach dem Uigure Art & Cultural Center, welches ich aber nicht finde, weil sich an der Stelle an der ich suche nur der riesige Basar befindet. So gehe ich schließlich ins Viertel Old Town weiter. Es ist recht sehenswert, aber hat vermutlich mit historischen Gebäuden wenig zu tun. Es ist heute an einem Freitag nicht viel los. Ich gehe einmal quer durch und schnappe mir am anderen Ende ein Taxi und fahre zum Hotel zurück.

Den Nachmittag entspanne ich, kaufe eine Kleinigkeit im Supermarkt ein, gönne mir einen Haarschnitt und eine Rasur und treffe wie verabredet am Abend Viki und Alex, mit denen ich noch gemeinsam Essen gehe. Anschließend setzen wir uns in eine Bar im Innenhof des Hotels und trinken ein Bier.

8. Tag (01. Juli 2017)

Sherman’s Arch

Sherman’s Arch

Sherman’s Arch

Heute haben wir einen gemütlichen Start. Alex und ich gehen erst einmal frühstücken. Als wir fertig sind brechen wir gemeinsam zu einer kleinen Wanderung auf, um uns den Sherman’s Arch Naturbogen anschauen. Der Fahrer steht schon vor der Tür bereit. Wir verlassen die Stadt, werden wieder am Checkpoint gründlich geprüft und fahren die selbe Straße zurück, auf der wir vom Torugart-Pass heruntergekommen sind. Wir biegen jedoch vor der Zollabfertigung links auf eine Straße ab, die einem ausgewaschenen Flussbett in die Berge folgt. Wir fahren bis auf 2.700m hinauf. Am Ende der Straße befindet sich ein riesiges leeres und unbenutztes Besucherzentrum, und auf dem Parkplatz verliert sich unser Auto. Als die Pässe wieder einmal kontrolliert sind dürfen wir ein Ticket kaufen und losmarschieren. Ich muss jedoch zu meiner Überraschung feststellen, dass ich gestern, nachdem Laden der Batterie, diese leider nicht wieder in die Kamera gesteckt habe, so dass ich mich nicht zu wundern brauche warum sie nicht funktioniert. Zum Glück hat Alex ihre Kamera mit dabei.

Der Weg führt direkt durch das trockene Flussbett. Rechts und links erstrecken sich die steilen Wände der Schlucht. Jetzt am Morgen ist es noch recht kühl, was ganz angenehm ist, denn wenn die Sonne senkrecht steht und hier hineinscheint wird es wohl recht heiß. Das Tal wird immer schmäler, mehrfach können wir die Engstellen nur über angelegte Treppen überwinden. Als wir schließlich links um eine Ecke biegen, können wir erstmalig den Bogen sehen, und wir haben auch einen freien Blick auf den steilen und steinigen Schlussanstieg. Am oberen Ende führen noch annähernd 300 Stufen bis ganz nach oben, auf 3.000m Höhe. Erst auf der dort angelegten Plattform ist annähernd die ganze Höhe des Bogens ersichtlich, da dieser sich auf der anderen Seite des Sattels befindet. Durch ihn hindurch ist der Blick frei auf die sich vor dem Gebirge erstreckende Ebene. Der Bogen besitzt eine Höhe von über 400 Metern und wurde 1949 entdeckt, geriet jedoch wieder in Vergessenheit, so dass im Jahr 2000 National Geographics eine Expedition startete, um den Standort des Bogens wieder zu finden.

Wir sind echt beeindruckt und verbringen eine ganze Weile dort, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Nach rund einer Stunde sind wir wieder am Auto zurück und fahren nach Kaschgar zurück.

In der Bar im Innenhof des Hotels feiern wir heute Abend noch den Geburtstag von James. Es gibt für ihn einen Kuchen mit Kerze drauf und dazu ein paar Flaschen Wodka.

9. Tag (02. Juli 2017)

Ich schlafe etwas länger und bekomme trotzdem was zum Frühstück. Danach packe ich meine Sachen zusammen und wir fahren gemeinsam zum Flughafen. Es ist ein kleiner überschaubarer Flughafen, doch die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm: Bereits vor dem Betreten des Gebäudes werden wir auf Sprengstoff kontrolliert. Beim Einchecken erfahren wir, dass sich unser Flug um zwei Stunden verspätet, so dass wir genug Zeit haben die umfangreiche Sicherheitskontrolle zu genießen. Am Flugsteig warten wir dann auf das Einsteigen und schlagen die Zeit tot. Dabei sehe ich noch, wie ein Militärjet auf einem zivilen Flughafen landet. In China ist eben manches anders. Kurz vor dem Einsteigen verabschieden wir uns von James, weil er sich nun um sein Indien-Visum kümmern muss, um dann mit dem Truck nach Indien zu fahren.

Es war ein recht langer Flug nach Xian und wir kommen erst am Abend an. Weil es bereits spät ist, essen wir gleich noch am Flughafen eine Kleinigkeit, bevor wir mit dem Taxi in die Stadt zum Hotel fahren. Nach einer guten Stunde sind wir dort und beziehen unsere Zimmer. Da wir eine ungerade Zahl an Leuten sind, bin ich derjenige, der ein Einzelzimmer bekommt. Da es kurz vor Mitternacht noch recht warm ist, gehe ich auf die Straße und finde um die Ecke ein kleines, lokales Restaurant indem ich noch ein Bier trinke.

Von Xi'an bis Lhasa

10. Tag (03. Juli 2017)

Xian

Xian

Vor dem Frühstück treffen wir unsere chinesische Guide-in Titian, die uns nach Tibet begleiten wird und machen uns gleich danach auf, um die Stadt zu besichtigen. In Xian steht heute noch die größte zusammenhängende Stadtmauer der Welt, welche im 14. Jh. gebaut wurde. Diese wollen wir heute besichtigen und mit einem Fahrrad einmal umrunden. Am Morgen ist es bereits sehr heiß, aber wir lassen uns nicht abschrecken. Wir bezahlen den Eintritt und steigen die Mauer hinauf. An einem Fahrräderverleih mieten wir uns für zwei Stunden eines der Räder, die so lala sind. Mehr ist aber auch nicht nötig, da die Strecke flach und mit dreizehn Kilometer auch nicht sehr lang ist. Die Stadtmauer ist komplett erhalten und hat eine beeindruckende Breite. Wir fahren los und fangen an zu schwitzen, da es natürlich keinen Schatten gibt. Der Ausblick auf die umliegende, und auch die innen liegende Stadt ist wohl die Beste, die man, ohne auf einen Wolkenkratzer zu steigen, haben kann. Die Mauer verläuft in einem Rechteck und jeweils in der Mitte einer Längsseite gibt es ein gewaltiges Tor mit einem entsprechenden Gebäude. Neben den 98 Türmen entlang der Mauer sind drei der vier Eck-Türme erhalten.

Nachdem wir wieder im Hotel zurück waren und uns abgekühlt hatten sind wir zusammen mit Titian Mittagessen gegangen. Ich habe anschließend noch einen Bummel durch die Straßen gemacht. Den Belltower habe ich von außen angeschaut und mich zwischendurch in den riesigen, klimatisierten Einkaufszentren immer wieder abgekühlt.

Abends sind die neuen Passagiere Tuula und Chris zu uns gestoßen. Nach der kurzen Einführung für die beiden und den obligatorischen Formalitäten sind wir gemeinsamen um die Ecke in ein Restaurant zum Abendessen gegangen. Da Titian gebucht hatte, bekamen wir sogar ein Separee. Aus der Essenswahl halte ich mich raus, und lasse die anderen entscheiden. Als die Gerichte kommen probiere ich mich durch und esse einfach was mir schmeckt. Es war lecker und alle sind satt geworden.

11. Tag (04. Juli 2017)

Terrakotta-Armee

Terrakotta-Armee

Terrakotta-Armee

Moslem Quarter

Moslem Quarter

Heute Morgen wollen wir die weltberühmte Terrakotta-Armee hier in Xian besuchen. Wir brauchen mit einem Mini Bus eine gute Stunde, um die Anlage außerhalb der Stadt zu erreichen. Jedoch sind wir im Grunde nicht aus der Stadt hinausgefahren, wenn man die Häuser rechts und links der Straße als Maßstab nimmt.

Als wir ankommen sind schon tausende andere Touristen da. Die Massen strömen zu den Ticket-Schaltern. Auch wir holen dort unsere Eintrittskarten und machen uns auf den Weg zum Eingang. Hier werden unsere Taschen das erste Mal kontrolliert. Nun laufen die Leute in großen Gruppen für rund zehn Minuten zum eigentlichen Eingang. Hier werden nochmals Tickets und Taschen geprüft. Vor uns stehen nun die zwei Haupthallen der Terrakotta Krieger und das Museum.

Als wir in die Halle der Grube 1 kommen müssen wir uns durch die Leute ans Geländer drängen, um einen Blick auf die Krieger werfen zu können und Fotos zu machen. Da es heute sehr warm ist und die Hallen keine Klimaanlage besitzen, läuft der Schweiß bereits in Strömen. Die Krieger selbst sind sehr beeindruckend und man kann sich kaum vorstellen, dass dies alles vor fast zweitausend Jahren hergestellt wurde. Wie wir erfahren werden heute keine weiteren Krieger mehr ausgegraben, obwohl noch sehr viele im Erdreich vorhanden sind, wie entsprechende Untersuchungen gezeigt haben. Dies liegt daran, dass die Wissenschaft bis heute leider noch keine Lösung dafür gefunden hat, wie die vorhandenen Farbreste auf den in der Erde befindlichen Figuren konserviert werden, und somit vor dem Zerfall bewahrt werden können. Die vorhandenen Farbreste werden heute nach dem Freilegen sehr schnell unwiederbringlich zerstört. Deshalb sind auch nur Figuren in Grube 1 zu sehen.

Da bis auf eine einzige Figur bisher alle Figuren nur in Bruchstücken die Jahrhunderte überdauert haben, gilt der Rekonstruktion große Aufmerksamkeit. Im hinteren Teil der Halle von Grube 1 kann man sehr schön sehen wie dies gemacht wird. Die Rekonstruktion einer einzigen Figur kann bis zu einem Jahr dauern. Es liegt also noch sehr viel Arbeit vor den Archäologen. Die Grube 3 ist die kleinste Grube und gilt als der Kommandostand der Armee, weshalb sich auch weniger Figuren darin befinden. Es wurden hier nur wenige Figuren ausgegraben. In Grube 2, die wir anschließend besuchen, sind keine ausgegrabenen Figuren zu sehen. Am Rande stehen jedoch fünf unterschiedliche Figuren in Glasvitrinen. Auch hier ist es nicht leicht, sich durch die Besuchermassen zu drängen, um ein entsprechendes Foto zu machen zu können.

Alles in allem hat sich der Besuch gelohnt und ich würde diesen empfehlen, aber die schiere Masse an Menschen war mir dann letztlich doch zu viel, und ich war froh, als ich wieder draußen war. Nach etwa drei Stunden sind wir wieder am Mini Bus zurück und fahren zurück ins Hotel.

Eigentlich wollte ich am Nachmittag noch das Grab des Han Jingdi Emporer besuchen, welches für seine 50.000 Terrakotta-Krieger in Puppengröße bekannt ist. Aber aus der Gruppe wollte heute Nachmittag niemand mitgehen, und mir war es dann auch zu heiß und zu hektisch, da wir am Abend noch gemeinsam in das muslimische Viertel der Stadt gehen wollten.

So verbrachte ich den Nachmittag mit Geld wechseln, was eine ganze Zeit dauern kann, Reisebericht schreiben und Bilder sortieren. Am Abend sind wir, wie verabredet, gemeinsam ins Moslem Viertel gegangen und haben uns dort umgeschaut und etwas gegessen. Es waren sehr viele Leute unterwegs und rechts und links gab es einen Essensstand neben dem anderen, so dass wir viel Auswahl hatten. Auf dem Rückweg ins Hotel sind Tuula, Chris und ich noch abgebogen, um ein paar Bier zu trinken, obwohl es morgen früh rausgeht. Ich hätte jedoch eh nicht schlafen können.

12. Tag (05. Juli 2017)

Am frühen Morgen verlassen wir das schwülheiße Xian und fahren zum Flughafen hinaus. Erstmals stößt auch Joeys zu uns, die eigentlich auch schon zwei Tage Teil der Gruppe ist. Es geht ihr aber erst heute wieder so gut, dass sie auf dem Damm ist. Wir fliegen etwas weiter in den Norden, nach Xining. Die Sicherheitskontrollen am Flughafen sind wieder heftig, aber wir kommen recht gut durch und haben noch etwas Zeit um zu frühstücken.

Der Flug verläuft problemlos und wir landen nach einer guten Stunde im deutlich kühleren Xining. Der Transfer zum Hotel seht schon bereit, und nach dem Einchecken gehen wir noch Mittagessen, da wir am Nachmittag zum Quinghai Lake, dem größten See Chinas fahren wollen.

So besteigen wir alle wieder den Bus und machen uns auf den Weg. Die Fahrt geht über eine Autobahn und führt durch eine Schlucht immer stetig bergauf. Die Mitreisenden im Bus machen alle ein Nickerchen, während ich dauernd aus dem Fenster sehe. Plötzlich gibt es Stau. Auf der Gegenfahrbahn liegt quer über die Straße ein umgekippter LKW und auf unserer Seite kommt uns die Feuerwehr entgegen. Es sieht ziemlich heftig aus, und als wir weiterfahren können sehen wir im hinteren Teil des Staus noch einen weiteren LKW, der einen schweren Auffahrunfall verursachte hatte. Die Straßen sind hier nicht ungefährlich.

Nach rund zwei Stunden können wir den See das erste Mal sehen. Wir folgen bei regem Verkehr der Straße entlang des südlichen Ufers bis zur Qinghaihu Erlangjian Scenic Area. Beidseits der Straße blühen die Rapsfelder in einem kräftigen Gelb. Für die Chinesen ist es etwas ganz Besonderes, sich in die Felder zwischen die Blüten zu stellen und fotografieren zu lassen, da Raps im Rest des Landes so gut wie unbekannt ist. Am Straßenrand wird überall angeboten sich für ein paar Yuan mit Yaks fotografieren zu lassen, auf Pferden zu reiten oder einfach nur ans Ufer des Sees zu gehen.

Wir kommen am Besucherzentrum an und stellen den Bus auf einem riesigen Parkplatz ab. Titian kauft die Eintrittskarten und so dürfen wir an den See gehen. Auf einer breit ausgebauten Straße geht es zum Ufer hinunter. Die Aussicht rechts und links des Ortes ist sehr schön. Der Salzsee ohne Abfluss liegt ruhig vor uns und die Wolken reißen immer mehr auf. Hier verbringen wir eine ganze Weile und schauen uns das Treiben der unzähligen anderen Touristen an und genießen die Aussicht.

Auf Grund des Unfalls wählt unser Fahrer für den Rückweg eine andere Stecke, und so können wir noch einen Blick auf die östliche Seite des Sees werfen. Hier befinden sich sehr große Sanddünen, die am Rande der Straße natürlich stark kommerziell genutzt werden. Es reicht vom Sandboarding, über Quad-biking bis zum Reiten auf Pferden und Kamelen. D.h. ohne irgendwo Eintritt zu bezahlen ist es nicht mehr möglich, ans Ufer des Sees zu kommen, und wenn, dann meist zusammen mit vielen anderen Touristen. Aber dies ist nun einmal China, man wird heute wohl kaum noch einen Platz finden, an dem nicht viele Touristen zu finden sind. Ich bin drauf gespannt, wie es in Tibet sein wird. Ich hoffe darauf, dass es außerhalb von Lhasa nicht so viele sind.

Wieder zurück im Hotel haben wir uns noch kurz frisch gemacht und sind Essen gegangen. Anschließend haben wir dann Vikis Geburtstag gefeiert und zu ihrer Überraschung hatten wir sogar einen Kuchen mit Kerzen organisiert.

13. Tag (06. Juli 2017)

Xining - Bahnhof

Lhasa Bahn

Quinghai Lake

Heute geht es nun endgültig nach Tibet. Viki und ich werden einen Zug kurz nach dem Mittag nehmen, während Tuula, Chris, Joeys, Alex und Titian erst heute Abend mit einem anderen Zug fahren, da wir leider in der Hochsaison nicht mehr alle auf einen Zug gebucht werden konnten.

Am Morgen schaue ich mir noch die große Mosche an, die fußläufig vom Hotel erreichbar ist. Es lohnt sich, ist aber nicht tagfüllend. Auf dem Weg zurück kaufe ich noch Verpflegung für die Bahnfahrt ein. Dann muss ich auch schon packen, und wir warten auf den Fahrer, der uns zum Bahnhof bringen soll. Da dieser nicht auftaucht, weil er im Stau steht, suchen wir ein Taxi und kämpfen uns bis zum Bahnhof durch den Verkehr. Dort angekommen bin ich von der Größe des Gebäudes sehr überrascht. Es hat die Ausmaße eines Flughafens und ist auch ähnlich organisiert. Unser Gepäck wird durchleuchtet als wir das Gebäude betreten, um uns in die Schlange für die reservierten Fahrkarten zu stellen. Als wir diese haben geht es erst einmal durch die Polizeikontrolle, bei der wieder einmal der Pass, das Visum und auch unsere Tibet Permit kontrolliert wird. Dann zur erneuten Gepäckkontrolle, die dankenswerterweise nicht so streng wie am Flughafen ist. Schließlich stellen wir uns an den Ausgang zum Bahnsteig. Hier warten wohl insgesamt über hundert Passagiere, die alle nach Lhasa wollen. Als die Türen geöffnet werden, müssen wir die Fahrkarte zeigen, um auf den Bahnsteig zu kommen und nach einer abermaligen Kontrolle des Passes und der Tibet Permit können wir in den Zug einsteigen.

Im Zug habe ich dann schnell das Gepäck im Abteil verstaut und mich eingerichtet. Ich fahre zusammen mit einer Mutter, die mit ihrer Tochter unterwegs ist und einer weiteren chinesischen Frau. Viki ist in einem anderen Abteil untergebracht.

Zuerst führt die Strecke aus der Stadt heraus und folgt dann im Anschluss der Straße, die wir gestern vom Quinghai Lake zurückgefahren sind. Durch die Berge führen zahlreiche Tunnels und Brücken, von denen sich schöne Aussichten ergeben. Nach rund einer Stunde erreichen wir das Ufer des Quinghai Sees und haben von der nördlichen Seite des Sees eine herrliche Sicht. Der Zug folgt dem Ufer auf seiner ganzen Länge. Somit befinden wir uns bereits wieder auf über 3.000m und verbleiben auf dieser Höhe bis zu unserem nächsten, längeren Halt in Golmud. Ich stehe die ganze Zeit am Fenster um rauszuschauen. Später gehe ich zusammen mit Viki in den Speisewagen und wir trinken zwei Bier, während die Landschaft an uns vorüberzieht. Kurz nach dem See durchfahren wir einen über 32km langen Tunnel, der die Strecke deutlich verkürzt und begradigt. So durchqueren wir in den nächsten Stunden die großen Ebenen, kommen immer mal wieder an kleinen Ansiedlungen vorbei, die es wahrscheinlich nur wegen der großen Kraftwerke hier gibt. Der Zug ist recht schnell unterwegs, da wir in sieben Stunden bereits mehr als 800km zurückgelegt haben, als wir kurz vor der Dunkelheit Golmud erreichen. Wir verlassen den Bahnhof als es bereits dunkel ist, und ich gönne mir noch ein weiteres Bier im Speisewagen, bevor ich mich schlafen legen.

Tibet & Mt. Everest

14. Tag (07. Juli 2017)

Lhasa Bahn

Duilong River

Lhasa

Lhasa

Lhasa

Lhasa

Jokhang Tempel

Während der Nacht, in der ich gut geschlafen habe, hat der Zug deutlich an Höhe gewonnen. Als ich am Morgen aufwache und aufstehe hat der Zug bereits den Tanggula Pass in 5.068m Höhe hinter sich gelassen und wir befinden uns bereits im Abstieg hinunter nach Lhasa. Das Wetter ist leider nicht so gut wie in Xining, denn es ist bewölkt und es regnet auch. Wieder durchfährt der Zug große Ebenen, die ich so nicht erwartet hatte, als plötzlich Polizei im Zug auftaucht und wir erneut kontrolliert werden. Erst nach dem letzten Bahnhof vor Lhasa verläuft die Strecke steiler entlang eines Duilong River Tals und wir können zuschauen, wie der Fluss mit jedem weiteren Zufluss reißender, mächtiger und breiter wird.

Schließlich erreichen wir Lhasa, überqueren den Lhasa Fluss, der in dieser Jahreszeit nach den Regenfällen ein gewaltiger Strom ist, und fahren langsam in den Bahnhof ein. Hier verlassen alle Fahrgäste den Zug und eine große Masse an Menschen strömt dem Ausgang entgegen. Wir haben es nicht eilig, weshalb Viki und ich erst einmal eine Ankommens-Zigarette rauchen. Anschließend folgen wir der Masse ins Bahnhofsgebäude. Auch hier wird jeder ankommende Passagier registriert, und bei uns westlichen Touristen zusätzlich die Tibet Permit kontrolliert und das Gepäck durchleuchtet.

Vor dem Bahnhof wartet bereits unser tibetischer Tourguide Purpu, dessen Name so viel bedeutet wie Dienstag. Purpu begleitet uns zu unserem Fahrzeug, in dem unser tibetischer Fahrer bereits wartet. Auf dem Weg ins Hotel bekommen wir noch unsere Instruktionen und Informationen, z.B. dass auf Grund von Veröffentlichungen im Internet seit 2008 westliche Touristen nur noch in Gruppen in Tibet reisen dürfen, die Gesamtzahl auf rund 30.000 pro Jahr beschränkt ist, und diese sehr stark überwacht und registriert werden. Verboten ist deshalb das Fotografieren von Polizisten und generelle Gespräche über Politik. Ebenso ist es für westliche Touristen verboten, ohne tibetischen Tourguide die Stadt zu verlassen oder eines der Klöster zu betreten. Auch machte er auf einige Überwachungsmaßnahmen aufmerksam, so z.B. Kameras und Mikrofone in allen touristisch genutzten Fahrzeugen und Kameras an allen wichtigen Orten, sowie zahlreiche Checkpoints, wenn wir Lhasa verlassen, um uns auf die Tour machen.

Nach rund zwanzig Minuten sind wir im Hotel und können einchecken. Die Zimmer sind fast schon luxuriös und nach 21 Stunden Zugfahrt nehme ich erst einmal eine Dusche. Wenig später treffe ich mich mit Viki, weil wir noch Mittagessen gehen wollen. Leider ist das Restaurant welches wir ins Auge gefasst hatten geschlossen, so dass wir uns dazu entschließen, etwas am Straßenrand zu suchen. Durch Zufall treffen wir auf ein sehr einfaches einheimisches Restaurant und versuchen es. Mit zwei gebrochenen Worten Englisch und viel Fingerzeigen bekommen wir einen süßen Tee, Viki eine Nudelsuppe und ich Momo, eine Art Maultasche, gefüllt mit Yak Fleisch. Uns beiden hat es sehr gut geschmeckt und nun sind wir wieder gestärkt.

Am Nachmittag mache ich mich auf, um Fotos zu schließen. Zuerst gehe ich natürlich zum Potala-Palast und fotografiere ausgiebig. Anschließend lasse ich mich durch die Straßen der Altstadt treiben. Es ist sehr schön zu sehen, dass die alten Gebäude noch vorhanden sind und ein wenig erahnen lassen, wie Lhasa früher einmal ausgesehen haben muss. Ich nehme mir Zeit und stelle fest, dass das Wetter immer mehr aufklart. Ich entschließe mich, obwohl doch schon ein wenig müde, nochmals zum Potala-Palast zu gehen, um meine ersehnten Bilder mit Sonne und blauem Himmel vom Palast zu machen. Super klasse!

Wieder zurück im Hotel setzen wir uns in die Bar und trinken erst einmal ein Bier bis die anderen der Gruppe mit dem späteren Zug eintreffen. Es gibt ein freudiges Wiedersehen. Die anderen setzen sich zu uns und wir bleiben auch gleich hier im Restaurant zum Abendessen.

15. Tag (08. Juli 2017)

Jokhang Tempel

Jokhang Tempel

Jokhang Tempel

Sera Kloster

Sera Kloster

Sera Kloster

Sera Kloster

Als ich aufstehe regnet es in Strömen. Wir gehen erst einmal frühstücken und machen uns dann mit Regenjacke und Schirm bewaffnet auf den Weg zum Jokhang Tempel, der sich gleich in der Nähe unseres Hotels befindet. Auf den Straßen ist deutlich weniger los als gestern, aber wen wundert es?

Nach der Sicherheitsschleuse betreten wir den großen Platz vor dem Tempel, und nachdem wir die Eintrittskarten gelöst haben betreten wir die Tempelanlage. Der Buddha Tempel wurde als einer der ersten hier in Lhasa gebaut und zwar bereits im 7.Jh. Als Standort wurde damals ein See ausgesucht, der dafür zugeschüttet wurde. Der Jokhang Tempel ist einer der drei bedeutendsten zentralen Heiligtümer der Tibeter, welches jeder Gläubige mindestens einmal im Leben gesehen haben sollte.

Im Inneren war es recht dunkel und man durfte auch nicht fotografieren. Es waren die Betten einiger Mönche zu sehen und jede Menge Buddha Statuen. Dazu die Kerzen aus Butter. Später besteigen wir noch das Dach des Tempels, von dem sich eine gute Aussicht auf Lhasa ergibt. Zudem sind die Dächer der Tempel mit ihren vergoldeten Bronzeziegeln von Nahem zu sehen.

Nach der Besichtigung des Tempels begehen wir noch den Barkhor, einen etwa 800 Meter langen Gebetsweg, der rund um den Tempel führt. In den Geschäften, die beide Seiten der Straße säumen, wurden jede Menge tibetisches Kunsthandwerk und Schmuck angeboten. Bei dem Regen und den wenigen Leuten hatten jedoch noch nicht so viele Geschäfte geöffnet. Jedoch rauchen die Räucheröfen am Rande des Weges trotz des starken Regens. Anschließend, als wir wieder auf dem großen Platz zurück waren haben wir uns in ein Restaurant zurückgezogen, um dort einen Tee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Währenddessen hat es aufgehört zu regnen. Nun sind viel mehr Leute auf der Straße und es gibt jede Menge unterschiedliche Menschen zu sehen, die ich beobachte. So gehe ich nochmals durch die selben Straßen, um ein paar Fotos zu machen.

Wieder im Hotel zurück fahren wir mit dem Mini-Bus zum Sera Kloster. Es war früher einmal eines der drei bedeutendsten Klöster in Lhasa. Die Anlage ist gewaltig groß, da diese über 4.000 Mönche beherbergte, heute sind es nur noch rund 160. Wir gehen hinein, rechts und links stehen zahlreiche Gebäude, in denen die Mönche wohnen und schlafen. Ganz am Ende der Anlage liegt der Bereich in dem die Mönche miteinander debattieren. Es waren rund fünfzig Mönche anwesend. Dabei sitzt ein Mönch am Boden und ein zweiter steht vor ihm und stellt Fragen. Wenn er richtig antwortet, dann klatscht der Fragende kräftig in die Hände. Es soll dabei hauptsächlich um philosophische Fragen zum Glauben gehen. Es war jedenfalls interessant anzusehen, und man hörte permanent das laute Klatschen der Hände. Ich bekam jedoch eher den Eindruck, dass es sich weniger um eine Debatte handelte, sondern mehr um ein Lektion.

Im Anschluss besuchten wir den Tempel des Klosters. Auch hier bekommen wir auf das Ausführlichste die Bedeutung der einzelnen Statuen, Schreine und Gemälde erklärt, jedoch kann ich mir das alles kaum merken.

Wir verlassen das Kloster wieder und kehren ins Hotel zurück, um gleich anschließend zum Abendessen aufzubrechen. Wir gehen heute in ein Dachrestaurant mit phantastischem Blick auf den Potala-Palast. Leider fängt es an zu regnen als wir ankommen. So ist die Sicht nicht ganz so schön. Nachdem Essen schaffen wir es dann gerade vor dem nächsten Gewitter ins Hotel zurück. Wir verziehen uns auf die überdachte Terrasse der Bar.

16. Tag (09. Juli 2017)

Potala Palast

Potala Palast

Potala Palast

Potala Palast

Potala Palast

Norbulingka Palast

Norbulingka Palast

Norbulingka Palast

Lhasa Altstadt

Lhasa

Tibet - Runde

Heute Morgen besuchen wir den weltberühmten Potala-Palast, die ehemalige Winterresidenz des Dali Lama, dem Oberhaupt der tibetischen Buddhisten. Der Palast befindet sich westlich des alten Lhasa auf dem Moburi (Roter Berg) und wurde nach dem heiligen Berg des Shiva in Indien benannt und im 7.Jh, während der Regierungszeit von König Songtsan Gampo von Tibet erbaut. Der weiße Palast wurde später im 17.Jh durch den roten Palast ergänzt und hat nach dessen Erweiterung 1922 seine heutige Größe und Pracht erlangt. Nach der Flucht des Dali Lama 1959 ist der Palast nur noch ein Museum. Im Jahr 1994 wurde der Potala-Palast von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Zuerst gehen wir einmal im Uhrzeigersinn den Gebetsweg um den Palast herum, wie dies alle Buddhisten tun. Heute sind sehr viele Leute unterwegs, da es sich um einen besonderen Tag im Buddhismus handelt. Wir folgen den Leuten und beobachten das Geschehen. Auf der westlichen Seite des Palastes befinden sich hunderte von Gebetsrollen, die von den Gläubigen eifrig gedreht werden. Dabei symbolisiert jeweils eine Rolle ein bestimmtes Buch, welches als gelesen gilt, wenn man die Rolle dreht. So einfach ist das. Zudem befinden sich auf dem Weg mehrere Räucheröfen, in denen die Gläubigen hauptsächlich Wacholderreisig räuchern.

Hinter dem Palast liegt ein See, der beim Bau des Palastes entstanden, ist da dort die Steine für den Bau gebrochen wurden. In dessen Mitte befindet sich ebenfalls ein kleiner Tempel, den wir aber nicht anschauen, denn wir machen uns nun auf den Weg zum Eingang, um den Palast zu besichtigen. Nur mit unseren Pässen konnte Viki gestern die Eintrittskarten kaufen, da unsere Personaldaten noch überprüft werden mussten. Am Eingang wird deshalb unsere Reisepassnummer genau mit der Nummer auf der Eintrittskarte geprüft und abgeglichen.

Wir befinden uns am Fuß des Palastes, und weil wir eine ganz bestimmte Einlasszeit haben schauen wir uns um und machen Bilder. Der Zugang für Besucher ist aus politischen und auch aus museums-konservatorischen Gründen eingeschränkt. Zurzeit dürfen immerhin etwa 3.000 bis 6.000 Besucher täglich das weitläufige Gebäude betreten. Als dann unser Zeitfenster gekommen ist können wir uns auf den Weg nach oben machen. Die Stufen sind zahlreich, innerhalb und außerhalb des Palastes. Mit uns steigen hunderte weitere Touristen die Stufen hinauf. Oben kommen wir schließlich in Hof des weißen Palasts und werden nach einer weiteren Kontrolle ins Gebäude gelassen. Von nun an haben wir eine Stunde Zeit um durch den Palast zu gehen.

Ich konnte mir nicht vorstellen was sich hinter den Mauern des Palastes verbergen sollte. Ich bin schwer beeindruckt und habe erst jetzt verstanden, dass es sich nicht nur um den Palast des Dalai-Lama und dessen Wohnsitz handelt, sondern ebenso um ein Kloster, in dem auch Mönche lebten. Es sind deshalb unzählbar viele kleine Buddha-Statuen in Schränken zu sehen, die nun im Kloster verbleiben.

Die Räume beherbergen einen riesigen Schatz von Materialien und Gegenständen aus der tibetischen Geschichte, Religion, Kunst und Kultur. Der Palast ist bekannt für die wertvollen Skulpturen, Wandbilder, Schriften, Antiquitäten und religiösen Schmuck, die in ihm untergebracht sind. Ebenfalls befinden sich im Palast ungezählte Buddha-Statuen in unterschiedlichen Schreinen, die von den Gläubigen angebetet werden.

Auch wenn ich von der kulturellen und religiösen Bedeutung nichts verstehe, so ist schon allein die kunsthandwerkliche Leistung imponierend, besonders wenn man die aus Messing kunstvoll angefertigten Stupas sieht, von denen wir vier Stück bewundern konnten. Zudem ist der Palast auch Grabstätte von acht der Dalai-Lamas. Die unterschiedlich großen Grabstätten bestehen allesamt aus juwelenbestückten, vergoldeten Chörten (traditionelle tibetische Stupas), deren einzelne Stufen fantastisch verziert wurden. Diese mächtigen Chörten sind schon ziemlich einmalig und man steht staunend davor.

Obwohl wir nur eine Stunde Zeit hatten und nur einen kleinen Teil des Palastes mit seinen 999 Räumen besichtigen konnten, so waren die drei Hauptattraktionen, die Halle des 5. Dalai-Lamas mit den vergoldeten Chörten, die Maitreya-Kapelle mit ihren wunderschönen Skulpturen, und die Meditationshöhle des Dharma-Königs, die noch auf die Zeit von Songtsen Gampos zurückgehen, die entsprechenden Höhepunkte der Besichtigung.

Als wir den Potala-Palast verlassen sind wir ziemlich geplättet, aber unsere Sightseeing-Tour geht heute noch weiter. Wir fahren ein kurzes Stück durch die Stadt und besuchen am Nachmittag den Norbulingka Palast, der dem Dalai-Lama als Sommerpalast diente. Dieser ist ganz anders als der Potala-Palast. Er liegt in einem kühlen, Schatten spendenden Garten, der mit vielen Blumen verziert ist. Er ist natürlich deutlich kleiner, aber auch hier können wir die unterschiedlichen Schreine und Wohnräume des Dalai-Lama besichtigen, ebenso wie auch die Geschenke, die er bis zu seiner Flucht von anderen Staaten erhalten hatte. Die Tibeter hoffen immer noch auf eine Rückkehr des Dalai-Lamas, was aber wohl die Chinesen zu verhindern wissen, denn sie haben zwei gute Gründe, Tibet weiterhin unter ihrer Kontrolle zu behalten: Wasser, die größten Flüsse Asiens entspringen auf dem Tibet Plateau, und Bodenschätze, dabei besonders Uran für Atombomben und Kernkraftwerke.

Nach so viel Erklärungen und Besichtigungen kommen wir ziemlich geschafft ins Hotel zurück. Nach einer angenehmen Pause hole ich noch meine Wäsche von der Wäscherei ab und fülle meine Reserven im Supermarkt auf, bevor es dann in der Bar ein kühles Bier gibt. Am Abend essen wir in Dunya Bar&Restaurant und wir feiern kräftig bis wir gezwungenermaßen verabschiedet werden, weil die Bar geschlossen wird.

17. Tag (10. Juli 2017)

Yambdrok See

Yambdrok See

Gyantse

Nach dem Frühstück brechen wir zu unserer Tibet Runde auf. Rund eine Stunde später als gedacht verlassen wir Lhasa, weil wir noch bestimmte Permits benötigen, die noch nicht fertig waren. So verlassen wir die Stadt schließlich auf einer gut ausgebauten Autobahn und folgen dem Lhasa Fluss in Richtung des Flughafens. Als wir aus einem Tunnel hinausfahren befinden wir uns direkt auf einer Brücke die den Yarlung Zangbo, überspannt, der später in Indien den bekannteren Namen Brahmaputra erhält. Der Fluss ist bereits hier in Tibet ein gewaltiger Strom, der jetzt in der Regenzeit bis zum Bersten gefüllt ist.

Wir biegen ab, fahren flussaufwärts und halten zwischendurch für einen Fotostopp. Schließlich biegen wir links ab und fahren den Gampa La Pass hinauf. Auch hier machen wir zwischendurch Halt und bewundern die Bergwelt, wenn auch die Gipfel alle in der dichten Wolkendecke versteckt sind. Oben auf dem Pass in 4.800m befinden wir uns kurz unter den Wolken und haben deshalb eine gute Sicht auf den Yambdrok See, einen der drei heiligen Seen Tibets. Der See setzt sich aus sehr vielen verschiedene Armen zusammen, die sich zwischen den Bergen schlängeln. Deshalb können wir von hier oben auch nur einen kleinen Teil sehen. Zu meiner Überraschung sind dutzende Busse mit chinesischen Touristen da. Viele von ihnen stellen sich in einer Schlange an um ein Foto von sich und dem Felsen, in dem die Höhe und der Name des Passes eingeschlagen sind, zu machen.

Wir fahren weiter zum See hinunter, halten dort noch einmal kurz und folgen dessen Ufer. In der kleinen Gemeinde Nagarze essen wir schnell noch eine Nudelsuppe zu Mittag und fahren dann durch ein weiteres Flusstal der Stadt Gyantse entgegen. Hier beziehen wir unser Hotel und machen uns gleich auf den Weg um etwas zu essen. Ich trinke jedoch nur ein Bier und es wird somit ein kurzer Abend.

18. Tag (11. Juli 2017)

Palcho Kloster

Palcho Kloster

Palcho Kloster

Tashilhunpo Kloster

Tashilhunpo Kloster

Tashilhunpo Kloster

Shigatse Dzong

Es hatte gestern bereits auf dem Rückweg vom Restaurant geregnet und es regnet auch heute Morgen noch. So fahren wir mit dem Mini-Bus zum Restaurant von gestern Abend, um zu frühstücken.

Gleich anschließend besuchen wir das Palcho Kloster hier in der Stadt. Es stammt aus dem 13.Jh und ist ein weiteres, bedeutendes Kloster Tibets. Die Anlage wurde unterhalb der Festung von Gyangze erbaut und ist berühmt für sein Kumbum – der größte Chörte Tibets. Er hat vier Stockwerke mit 108 Kapellen und über 10.000 Wandbildern. Wir steigen die einzelnen Stockwerke hinauf, ich schauen aber nur vereinzelt in die Kapellen hinein und genieße viel lieber die Aussicht in das graue und regenverhangene Umland. Im Tsulaklakang Tempel des Klosters können wir sogar gegen eine Extragebühr fotografieren. Wir bewundern auch hier die zahlreichen Buddha-Statuen, Bildnisse von Beschützern und Schreinen. In der großen Halle, die von imponierenden Säulen getragen wird sehen wir auch die Betten der Mönche, die hier leben.

Gleich anschließend verlassen wir Gyantse und fahren weiter nach Shigatse unserem nächsten Ziel. Heute macht mir der Regen und die tiefhängenden Wolken irgendwie weniger aus als gestern, vielleicht, weil der Wetterbericht ein wenig Hoffnung macht, dass wir übermorgen, wenn wir auf dem Weg zum Everest sind besseres Wetter haben sollen.

Wir sind in Shigatse, der zweitgrößten Stadt in Tibet nach Lhasa, angekommen. Wir checken im Hotel ein und das Wetter scheint sich ein wenig aufzuheitern. Am Nachmittag besuchen wir das Tashilhunpo Kloster. Es ist eine sehr große Anlage und über viele Jahre der Sitz des Penchen Lama, der als zweithöchster Gelehrter im tibetischen Buddhismus gilt. Auch dieses Kloster besitzt viele Gebäude zur Unterbringung der Mönche. So streifen wir durch die Gassen und erreichen schließlich den Tempel. In der Maitreya-Halle befindet sich eine 26m hohe Statue eines sitzenden Buddha aus Gold und Bronze, dekoriert mit Edelsteinen und Korallen. Man wirkt und fühlt sich daneben recht klein. Die Außenwände sind mit über 1.000 weiteren Buddha-Figuren bemalt.

Als wir den Tempel des Buddha der Zukunft verlassen gehen wir weiter zu den Grabstätten von dreien der Penchen Lama. Auch deren Grabstupas sind sehr groß und mit sehr viel Gold, Silber und Schmucksteinen versehen. Es ist eine enorme Pracht zu bestaunen. Auch die Gebäude dafür sind mit vergoldeten, bronzenen Dächern verziert und von weither sichtbar. So durchstreifen wir die Klosteranlage und befinden uns nach rund zwei Stunden wieder am Eingang. Joeys, Tuula, Chris und ich machen uns noch auf den Pilgerweg um das Kloster herum, auf dem auch die Gläubigen gehen. Uns geht es dabei nur darum, von den höher gelegenen Punkten aus den herrlichen Blick auf das Kloster und die Stadt zu genießen. So brauchen wir noch eine weitere Stunde um diesen Rundgang zu bewerkstelligen und bemerken dabei, dass die an der Mauer angebrachten Gebetsmühlen noch zahlreicher sind als am Potala-Palast in Lhasa.

Bevor wir ins Hotel zurück gehen schlendern wir natürlich noch an den Verkaufsständen entlang, an denen in zahllosen Varianten und in großer Vielzahl Ketten, Bänder und Armreife feilgeboten werden.

Am Abend gehen wir noch schnell um die Ecke, um in einer lokalen Garküche was zu essen. Der Regen überrascht uns auf dem Rückweg. Wir schaffen es aber gerade noch, einigermaßen trocken ins Hotel zu kommen, und so verbringe ich den Abend in der Hotellobby mit Joeys beim Bilder tauschen.

19. Tag (12. Juli 2017)

Passhöhe

Pum Qu Fluss

Pum Qu Fluss

Pum Qu Fluss

Tingri

Heute Morgen haben wir zum ersten Mal ein wenig blauen Himmel. Wir verlassen Shigatse wieder und fahren rund 270km nach New Tingri. Dafür brauchen wir wohl den ganzen Tag. Die Geschwindigkeit ist sehr stark begrenzt und wird streng überwacht, obwohl die Straßen gut ausgebaut sind. Über weite Strecken dürfen wir nur 30km/h fahren, und weil in Tibet die Geschwindigkeit über die gefahrene Distanz kontrolliert wird, führt dies zu der kuriosen Situation, dass wir zwischendurch eine Pause von rund einer Viertelstunde einlegen müssen, um nicht zu schnell zu sein. Auch eine Art die Bewegungsfreiheit einzuschränken.

Zuerst folgen wir einem Tal auf dem Friendship Highway und überwinden den Tsuo La Pass mit etwas über 4.500m. Als wir wieder im Tal sind biegen wir auf eine Nebenstraße ab, da der Friendship Highway durch die starken Regenfälle nicht passierbar ist. So müssen wir eine andere Strecke nehmen. Gleich hinter dem Abzweig kehren wir in einem kleinen Dorf in ein lokales Restaurant ein. Es gibt Nudelsuppe vegetarisch oder mit Fleisch. Es ist sehr nett eingerichtet, aber wir sind wohl die ersten europäischen Touristen, die hier einkehren, so dass die Mitarbeiter sofort ihr Smartphone zücken und unentwegt Bilder von uns machen, vor allem von unseren drei blonden Frauen. Die Eigentümerin ist so erfreut gewesen, dass sie uns mit einem riesigen Lächeln im Gesicht hinterher gewunken hat, als wir weiterfuhren.

Hinter dem Dorf fahren wir den namenlosen Pass hinauf und erreichen recht schnell die Passhöhe in rund 4.900m. Dort legen wir einen Fotostopp ein, da die umliegenden Gipfel gerade Neuschnee bekommen haben und mit der weißen Kappe gut aussehen. Das Wetter klart ein wenig auf, so dass auch wieder ein wenig blauer Himmel zu sehen ist.

Auf der anderen Seite fahren wir auf der gut ausgebauten Straße wieder auf rund 4.200m hinunter und folgen dort dem Flusslauf. Dann biegen wir auf eine Schotterpiste ab und haben gleich im Anschluss einen sehr schönen Fotostopp mit einem herrlichen Blick auf das sich öffnende Tal des Pum Qu Flusses, der als mächtigerer Strom sehr viel Platz einnimmt um seine Fluten talwärts zu tragen. Wir durchqueren flache, sandige Ebenen mit einzelnen Dünen am Wegesrand und befinden uns in einer wüstenartigen Gegend, in der wir dem Strom flussabwärts auf der Schotterpiste folgen. Durch ein wenig Sonnenschein ergibt sich ein schöner Ausblick auf das Tal, welches zu beiden Seiten von hohen, zum Teil schneebedeckten Gipfeln eingerahmt wird. Nach rund hundert Kilometer Piste treffen wir wieder auf den Friendship Highway und erreichen recht schnell die Stadt Tingri.

20. Tag (13. Juli 2017)

Pang La Pass

Pang La Pass

Pang La Pass

Mt. Everest

Mt. Everest

Rongbuk Kloster

Everest Base Camp

Mt. Everest

Weil wir früh aufbrechen wollen verlassen wir das Hotel ohne Frühstück. Es ist heute Morgen sonniger als in den letzten Tagen, aber ich habe trotzdem wenig Hoffnung, die großen Berge sehen zu können. Wir verlassen Tingri und erreichen kurze Zeit später den Check-Point um ins Grenzgebiet zu Nepal zu kommen. Wir müssen aussteigen und der Bus wird kontrolliert. Unser Visum, das Tibet Permit und auch das nun erforderliche Everest Permit wird ebenfalls geprüft. Lustig ist, das auf der Everest Permit „Ailien Permit“ steht, als wären wir von einem anderen Planeten.

Am Fuß des Pang La Passes, der den Eingang zum Quamolangma National Nature Reserve markiert, machen wir nochmals eine Pause bevor wir den Pass in Angriff nehmen. um in die Everest-Region zu kommen.

Wir fahren die 41 Kehren hinauf. Die Ausblicke auf dieser Seite sind nicht zu schlecht, wobei im Hintergrund schneebedeckte Berge zu sehen sind. Wir machen deshalb zwischendurch noch zwei Mal einen Fotostopp und erreichen schließlich die Passhöhe in 5.198m Höhe.

Als wir oben um die Kurve biegen eröffnet sich uns auf der anderen Seite ein Blick, den ich heute nie für möglich gehalten hätte. In rund 60km Entfernung stehen vier Achttausender in ihrer vollen Pracht vor uns! Ich bin sprachlos und kann nur noch Fotos vom Makalu, Lhotse, Everest und Cho-Oyu machen.

Wir verbringen eine ganze Weile dort, weil wir alle aus dem Staunen nicht herauskommen. Irgendwann reißen wir uns los und machen uns auf den Weg zum Everest Base Camp. Dazu fahren wir den Pass auf der anderen Seite über 64 Kehren wieder hinunter ins Tal des Zhaga Qu, auf rund 4.200m Höhe. Der Zhaga Qu wird direkt aus einem Everest Gletscher gespeist und somit brauchen wir nur dem Wasser flussaufwärts zu folgen um zum Everest Base Camp zu gelangen. Schon während der Anfahrt erkennen wir, dass der Everest wolkenlos vor uns steht. Wir machen am Straßenrand kurz vor dem Rongbuk Kloster einen Stopp und fotografieren wie wild.

Danach besuchen wir das Rongbuk Kloster, das am höchst gelegene Kloster der Welt in 5.000m Höhe. Es werden gerade umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, aber trotzdem lassen wir uns einen Blick ins Innere nicht entgehen. Wir lassen uns Zeit bevor wir endgültig zum Base Camp aufbrechen.

Gleich nach dem Kloster gibt es hier nochmals einen Check-Point, den wir erst passieren müssen bevor wir zum Tourist Base Camp kommen, in dem wir heute eine Nacht in einem Zelt verbringen werden. Die Zelte sind groß und recht komfortabel. Wir richten uns ein und bekommen eine Nudelsuppe zum Mittag. Gleich im Anschluss wollen wir noch 200m höher zum Base Camp der Kletterer. Wir entscheiden uns, den Pendelbus zu nehmen um nicht zu laufen zu müssen und einfach schneller da zu sein. Im Base Camp der Kletterer sind natürlich zu dieser Jahreszeit keine Kletterer da, was uns aber nichts ausmacht. Wir bleiben eine ganze Weile an diesem Aussichtspunkt, sitzen zeitweise nur im T-Shirt da und genießen den Blick auf den höchsten Berg der Erde.

Dann machen wir uns auf den Rückweg. Tuula, Chris, Titian, Joeys und ich entscheiden uns, hinunter zu marschieren und entdecken dabei noch wunderbare Ausblicke. Vor allem auf den Fluss, der wild das Tal hinunter strömt. Selbst beim Bergabgehen kommen wir außer Atem und spüren, dass wir uns in großer Höhe befinden, obwohl uns auf allen Seiten hohe Berge einrahmen.

Kurz vor dem Erreichen des Camps zieht noch Regen ins Tal herein und wir werden noch ganz schön nass, aber das macht uns allen nichts mehr aus, nachdem wir heute derartig viel Glück hatten den Berg der Berge zu sehen.

So sitzen wir alle am späten Nachmittag im Zelt und warten im Grunde nur darauf schlafen zu gehen. Ich vertreibe mir die Zeit mit Bilder sortieren und diese den anderen zu zeigen. Dabei merke ich, dass ich auf Grund der Höhe leichtes Kopfweh bekomme. Das Essen wird dann auch irgendwann serviert und ich versuche mich so früh wie möglich hinzulegen.

21. Tag (14. Juli 2017)

Es war keine gute Nacht und ich fühle mich nicht gut. Durch das während der Nacht stärker werdende Kopfweh bin ich ständig aufgewacht und hatte ein Gefühl, als ob ich gar nicht geschlafen hätte, nachdem ich die Nacht in der für mich jemals größten Höhe verbracht habe. Das Frühstück schmeckt nicht wirklich, und auch der Blick auf den Everest, der heute Morgen nur ganz vage und sehr kurz zwischen den Wolken zu sehen ist, ist mir relativ egal. Ich will nur in tiefere Gefilde.

Nachdem wir gestern so wahnsinnig viel Glück mit dem Wetter hatten, haben wir uns dazu entscheiden gleich heute Morgen zu starten und nicht wie geplant in Tingri die Nacht zu verbringen, sondern gleich bis Shigatse weiter zu fahren, um dort zu übernachten. Damit werden wir einen Tag früher in Lhasa zurück sein und können somit einen weiteren Tag dort verbringen, was sicherlich besser ist als die Zeit in einer Stadt zu verbringen, in der man nichts unternehmen kann.

Vom Base Camp sind wir schnell wieder die 800 Höhenmeter hinunter ins Tal gefahren, und mir geht es gleich wieder gut. Und das, obwohl wir uns immer noch in 4.200m Höhe befinden. Gleich im Anschluss fahren wir den Pang La Pass, mit seinen 64 Kehren wieder auf 5.200m hinauf, ohne dass sich bei mir die Kopfschmerzen wieder melden. Erst heute realisieren wir wirklich, wie viel Glück wir gestern mit dem Wetter hatten. Nur eines der vier Bergmassive ist in Teilen zwischen den Wolken zu sehen, so dass wir an der Passhöhe gar nicht anhalten, sondern gleich weiterfahren, um auf der anderen Seite wieder runter zu kommen. Da wir in Tingri nicht stoppen, biegen wir gleich auf die Schotterpiste ab und durchfahren heute diesen Teil bei deutlich schönerem Wetter. Wir kommen gut voran und erreichen Shigatse am frühen Abend.

Da gestern keiner von uns gut geschlafen hat wird es für alle ein kurzer Abend.

22. Tag (15. Juli 2017)

Yarlung Zangbo

Yarlung Zangbo

Yarlung Zangbo

Yarlung Zangbo

Heute scheint die Sonne wieder und die Welt sieht gleich besser aus. Es wird ein langer Tag, an dem wir nur fahren. Wir verlassen Shigatse und folgen dem Lauf des Yarlung Zangbo Fusses, der uns direkt nach Lhasa führt. Die Hauptstraße, die wir heute benutzen, ist gut ausgebaut, jedoch zeitlich nicht schneller, weil auch hier die Geschwindigkeit über weite Strecken auf 30km/h begrenzt ist. Zuerst ist das Tal breit und weit, die großen Wassermassen breiten sich aus und fließen recht träge dahin. Kurz bevor wir den nächsten Checkpoint erreichen, müssen wir eine Pause einlegen, da wir natürlich schneller gefahren sind und der nächste Checkpoint nur kurz vor uns liegt. Die Pause nutzen wir um Fotos zu machen. Unser Fahrer berechnet die Zeit ganz genau, und so gibt es auch keine Schwierigkeiten. Wenig später verengt sich das Tal und der Fluss wird wilder und die Aussichten besser. Die Straße ist recht belebt, und uns kommen auch immer wieder Militärkolonen entgegen. Wir machen zwischendurch unseren notwendigen Geschwindigkeitsstopp und schauen uns ein wenig um.

Weiter geht die Fahrt das Tal hinunter. An einer Stelle müssen wir noch eine ganze Zeit warten, weil ein kleiner Erdrutsch die Hälfte der Straße blockiert, aber wir kommen durch, was die Hauptsache ist. Die Geschwindigkeitsbegrenzung und die sektionsweisen Kontrollen dieser Begrenzung führen zu absurden Situationen. Behörden- und Militärfahrzeuge interessiert die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht, so dass wir laufend überholt werden, während wir selbst wieder einen Stopp einlegen, an dem unser Fahrer anfängt den Mini-Bus zu waschen um die vergeudete Zeit zu nutzen.

Nach rund sechs Stunden haben wir schließlich die 280km hinter uns gebracht und sind in Lhasa zurück. Wir checken im Hotel ein und ich gehe noch in die Straßen, um bei Sonnenschein ein paar Bilder von Lhasa zu machen und mich in den Läden mit Kunsthandwerk umzuschauen, die es zahllos in den Straßen gibt. Am Abend treffen wir uns in der Bar und gehen anschließend in ein Restaurant, welches Titian für uns ausgesucht hat. Hier wird das Essen auf dem Tisch im traditionellen tibetischen Hot Pot gekocht und man isst direkt daraus. Eine sehr schöne Erfahrung. Im Anschluss endeten wir wieder in der Bar und begossen unsere Tibet Trip, der alles in allem super schön war.

23. Tag (16. Juli 2017)

Potala Palast

Potala Palast

Heute ist mein letzter ganzer Tag. Ich stehe spät auf und gehe zum Frühstück. Ich habe eigentlich nichts geplant und spreche mal mit den anderen. Tuula und Chris wollen später noch durch die Altstadt schlendern. Ich will mich ihnen anschließen. So ziehen wir ein wenig später los. Zuerst gehen Chris und ich nochmals zum Dachrestaurant mit seiner phantastischen Aussicht, um Bilder bei schönem Wetter zu machen. Gleich darauf treffen wir Tuula wieder und gehen noch zur Post, um Briefmarken zu kaufen. Wir wollen den Altstadt-Rundweg gehen, wie er in Tuulas Reiseführer beschrieben ist. Wie wir aber erst später feststellen nehmen wir gleich am Anfang den falschen Weg und verfranzen uns vollkommen. Erst als wir wieder auf eine bekannte Straße treffen merken wir es und entschließen uns, bevor wir einen zweiten Versuch starten, erst einmal einen Kaffee trinken zu gehen, da wir zufällig neben einem gerade eröffneten Café stehen.

Beim zweiten Anlauf finden wir den richtigen Weg und schauen uns somit die Altstadt von Lhasa an. Es ist sehr schön, aber irgendwie auch immer das Gleiche. Sehr viele Schmuckläden und immer wieder Läden, welche dieselben Dinge für Pilger und Mönche anbieten. Am Nachmittag entschließe ich mich deshalb, ins Hotel zurück zu gehen und noch ein wenig zu entspannen, bevor wir heute Abend nochmals gemeinsam in der Dunya Bar essen. Dabei teilen wir noch Bilder und belassen es bei einem kurzen Abend.

24. Tag (17. Juli 2017)

Heute Morgen mache ich mich nun auf den Heimweg. Wir fliegen alle gemeinsam nach Xian. Während die anderen noch eine weitere Nacht dort verbringen, habe ich, unter der falschen Annahme, dass wir bereits gestern nach Xian fliegen, für heute bereits meinen Rückflug nach Europa gebucht. Es sollte eigentlich klappen, da ich in Xian planmäßig drei Stunden Zeit zwischen den Flügen habe. Wir starten früh vom Hotel, da die Fahrt von Lhasa zum Flughafen recht lang ist und kommen zwei Stunden vor Abflug dort an. Gleich beim Betreten des Flughafens merke ich, das es heute wohl nicht glatt laufen wird, denn am Flughafen ist die Hölle los, und auf der Anzeige steht, dass unser Flug um 12:15 Uhr bereits Verspätung hat, jedoch nicht wie lange.

Wir stellen uns in eine der langen Schlangen am Check-in und werden erst einmal zurückgewiesen, weil unser Flug noch nicht aufgerufen wurde. So stellen wir uns ein wenig später wieder in die Schlange und werden eingecheckt. Mit meinem Hinweis, dass ich in Xian einen Internationalen Flug erreichen muss wird hier wenig angefangen. So gehen wir nach dem Check-in durch die Sicherheit, was auch eine ganze Zeit dauert. Anschließend unterstützt mich Titian, und wir gehen gemeinsam zum Transfer-Schalter in der Abflughalle. Hier redet Titian sehr viel und es bricht eine gewisse Unruhe aus. Ich soll warten, bis die Damen einen Rückruf erhalten. Zwischenzeitlich wird auch klar, dass die Verspätung größer als 90 Minuten ist und ich jetzt meinen Heimflug stark gefährdet sehe.

Endlich geht der Rückruf ein und ich solle einfach mitkommen. Ich rufe Titian noch schnell ein „bye-bye“ zu und werde durch die Sicherheit wieder zum Check-in Schalter gebeten. Ich bestehe darauf, das die Dame vom Flughafen mitkommt, da ich nicht mitbekommen habe, um was es nun geht und ansonsten womöglich ganz hängen bleibe. Sie kommt mit, verdreht jedoch die Augen.

Am Check-in kümmern sich nun drei Mitarbeiter um mich. Zuerst wird meine Bordkarte zerrissen und ich bekomme in gebrochenen Englisch erklärt, dass ich auf die 10:30 Uhr Maschine umgebucht werden soll, die heute mit Verspätung um 12:30 Uhr fliegt, und somit nur 15 Minuten später als der eigentlich geplante Flug. Damit müsste meine internationale Verbindung in Xian noch klappen. Aber sie suchen noch mein Gepäck! So stehe ich am Check-in, habe meine neue Boarding-Karte im Blick und warte darauf, dass mein Gepäck gefunden wird, während die Minuten so verstreichen und der Abflug nur noch 30 Minuten entfernt ist.

Dann endlich kommt ein Mitarbeiter und zeigt mir meinen Rucksack den ich nun wieder einchecken soll. Ich nehme die zuvor beanstandeten Druckbehälter, Deo und Rasierschaum vorsichtshalber raus und werfe sie in die Mülltonne, um die Sache zu beschleunigen. Anschließend werde ich an der Schlange vorbei in die Sicherheit geschleust. Wieder alles auspacken und durchleuchten lassen. In der überfüllten Abflughalle drücke ich mich zum Ausgang durch und komme gerade noch zum Ende des Einsteigens. Schade ist, dass ich nun keine Möglichkeit mehr habe, mich von meinen Mitreisenden zu verabschieden, die hier irgendwo in der Abflughalle sein sollten. Aber ich muss jetzt einsteigen.

Ich sitze also nun in der Maschine nach Xian und wir heben ab, wobei ich mich frage, wie sie mich noch auf diese Maschine buchen konnten, da sie bis auf den letzten Platz voll ist. Egal, erst einmal zweieinhalb Stunden entspannen während des Fluges nach Xian.

Im Anflug auf Xian drehen wir erst einmal eine Schleife und fahren nach der Landung für knapp 25 Minuten fast um den ganzen Flughafen herum. Nun ja, es wird schon reichen. Ich stehe am Gepäckband und sehe, wie sämtliche Gepäckstücke auf dem Band landen und sich langsam die Menschenmenge immer mehr verkleinert. Eigentlich kann es nicht sein, dass mein Rucksack, nach diesem Aufwand in Lhasa, nicht dabei ist. In einer speziellen Gepäckwanne wird mein Rucksack dann als letztes Gepäckstück ausgeworfen. Das trägt nicht gerade zur Entspannung bei, aber die Hürde ist geschafft.

Nun also los, nachdem meine Umsteigezeit bereits auf unter zwei Stunden geschrumpft ist. Nach einigen Suchen und dem zweimaligen Wechsel des Terminals finde ich die Check-in Schalter der China Airline, da es hier leider keine großen Anzeigetafeln gibt. Als ich nach einigem Warten in der Schlange dran bin wird mir freundlich erklärt, dass ich etwas warten soll, da mit meinem Sitzplatz noch etwas zu klären sei. Die Maschine ist wohl überbucht. Zudem bekomme ich die Info, dass der Flug 20 Minuten verspätet ist. Nun gut, nach weiteren endlosen Minuten wird mir erklärt, dass ich bis Taiwan in Business Class gebucht werde. Meinen Boarding Pass für den Flug nach Frankfurt soll ich dann am Transfer-Schalter in Taipeh bekommen. Ok, von mir aus!

Am Flugsteig erfahre ich dann, dass der Flug nach Taipeh nun bereits 80 Minuten Verspätung hat, aber die Maschine bereits hier sei. Wenigstens das, aber damit wird das nächste Umsteigefenster in Taipeh ebenfalls kleiner. Regt mich aber irgendwie heute nicht mehr wirklich auf. Kurz vor dem Einsteigen in die Maschine taucht plötzlich noch eine Angestellt der Airline auf und drückt mir meine Bordkarte für den Flug nach Frankfurt in die Hand. Auch gut! Jetzt genieße ich erst einmal drei Stunden in der Business Class, und nach zwei Bier denke ich – Es wird schon irgendwie klappen.

In Taipeh erwartet mich gleich am Fluggaststeig eine nette Dame, die mich in die richtige Richtung schickt und mir den Hinweis mitgibt, dass ich mich doch bitte beeilen solle. Nein, wirklich? Es stellt sich aber heraus, dass meine auf 30 Minuten geschrumpfte Umsteigezeit reicht, da der Flughafen nicht allzu groß ist. Vielleicht liegt es aber auch an der Verspätung des nächsten Flugs. Somit klappt alles und ich kann nach 16h endlich meinen 13h Rückflug nach Europa antreten.

25. Tag (18. Juli 2017)

Nach einem langen Flug mit wenig Schlaf bin ich wieder in Deutschland zurück, schnappe meinen Rucksack vom Gepäckband und haste zum Bahnhof um den frühestmöglichen Zug zu erreichen. Der Zug steht bereits am Bahnsteig, als ich im Laufschritt ankomme. Ich steige ein und bin schließlich nach rund 32h Reisezeit wieder zu Hause.