Es geht zum zweiten Mal dieses Jahr nach Afrika. Ich habe einen Nachtflug nach Nairobi gebucht und bin deshalb heute genauso früh aufgestanden wie zur Arbeit, aber definitiv mit einer besseren Aussicht auf den Tag. Zuerst einmal gehe ich zum Bäcker und gönne mir ein Frühstück mit einem frischen Kaffee. Danach gehe ich kurz in die Wohnung zurück um meine Sachen zu schnappen, die ich dieses Mal doch schon am Vorabend gepackt habe und mache mich auf den Weg zum Flughafen. Das klappt sehr gut. Auch der Flug über Amsterdam und nach Nairobi bietet nichts Aufregendes und ist nach 4 Spielfilmen aus dem Entertainment-Programm auch schon vorbei. Es ist bereits dunkel als der Flieger landet. Mein Rucksack kommt gleich zu Beginn aus der Luke und ich kann mich schnell auf den Weg machen. Vor dem Gebäude steht auch schon mein Pick-up, so dass ich gleich zur Wilderbeast Eco Lodge gefahren werde. Dort treffe ich auf Niall, den ersten Mitreisenden, und trinke mit ihm noch ein paar Bier in der Bar, bevor ich mich nach einem langen Tag langlege.
Das Frühstück genieße ich auf der Terrasse der Bar. Die Sonne scheint und wärmt nach einer kühlen Nacht. Gleich darauf checke ich aus, und meine Gruppe trifft sich an der Rezeption. Wir sind alles in allem 19 Leute, die sich auf den Weg zu den Gorillas machen. Ich bin der einzige Deutsche und der Rest scheint sehr gemischt zu sein.
Unser Guide heißt Derick und David ist der Fahrer von Pluto, unserem Truck.
Mit dabei sind: Arthur, mit dem ich das Zelt teile, und der schon seit zwei Jahren unterwegs ist, Gina aus NY, die wohl mehr als ein Jahr auf Reisen sein wird, Laura und Tom aus UK werden die Tour mit mir nach drei Wochen in Kigali beenden, Amanda ist aus NZ, ebenso wie Rebecca, die bei der Air Force arbeitet. Russ kommt aus San Francisco und Azhar aus NY. Alle fahren bis Kapstadt runter. Niall und sein Sohn Sean aus Irland. Marta aus Spanien, auch sie fährt die ganze Strecke runter bis Kapstadt. Lissa ebenfalls aus NY, und unser jüngster Philipp, dazu noch das Gespann von David mit Tochter Roanna, sowie Cheryl, die gerade nach zwölf Jahren aus Hongkong heimkehren wird. Ebenso mit dabei sind Hellen und Claudette aus UK.
Wir besuchen heute das Giraffen Center, in dem man Giraffen füttern und streicheln kann. Ich finde es schon gut, diesen Tieren einmal recht nahe zu kommen, aber meiner Meinung nach ist es keine schöne Sache und im Grunde noch schlimmer als im Zoo.
Danach geht es zur Aufzuchtstation von Elefantenwaisen, die gerade gefüttert werden als wir ankommen. Es ist richtig toll zuzusehen wie sie gierig ihre Milch trinken, sich anschließend im Schlamm wälzen und spielen.
Dann noch schnell in den Supermarkt, um das Nötigste für die nächsten Tage einzukaufen. Zuvor ist aber natürlich erst einmal ein Geldwechsel nötig, der aber schnell über die Bühne geht.
Nach einer sehr kurzen Fahrt erreichen wir unseren heutigen Campingplatz. Hier erledigt Derick erst einmal die ganzen organisatorischen Sachen und erklärt die „Do and Dont’s“. Als dann die Zelte aufgebaut sind und sich alle eingerichtet haben, machen sich die meisten Leute fertig, um zum Carnivore Dinner nach Nairobi reinzufahren.
Das Carnivore ist wie vor Jahren sehr gut und ich schlage mir genau wie damals den Bauch mit Fleisch voll. Gegen zehn Uhr sind wir dann wieder auf dem Campingplatz zurück und legen uns zum ersten Mal im Zelt schlafen.
Ich teile mein Zelt mit Arthur aus England. Er spricht zu meiner Überraschung fließend Deutsch. Noch mehr überrascht mich, dass er die Sprache in den letzten 2 ½ Jahren gelernt hat, weil er Lust dazu hatte. Es gibt schon überraschende Leute.
Heute geht es früh raus und ich bin recht froh darüber, weil ich ziemlich schlecht geschlafen habe. Wir brechen nach dem Frühstück gleich auf und fahren heute in die Massai Mara. Der Weg dorthin zieht sich ein wenig, weil die Straßenverhältnisse nicht so toll sind. Kurz vor dem Park machen wir Mittag und besuchen ein Massai Dorf, wobei ich nicht daran teilnehme und meine Sachen derweil lieber neu organisiere.
Danach fahren wir direkt in den Massai Mara National Park. Am der Pforte dauert es noch eine ganze Weile, weil wir von vielen Frauen belagert werden, die entsprechenden Schmuck verkaufen wollen und sich ein paar Mädels aus unserer Gruppe darauf eingelassen haben. Als wir im Park sind, machen wir zuerst eine Safari-Fahrt bevor wir zum Camp fahren. Es sind wie überall Zebras und Gnus am Wegesrand zu sehen, als wir auf ein einsames, altes Löwenmännchen treffen, welches im Gras liegt. Wir beobachten es eine Zeitlang und sind mit der Höhe unseres Trucks an dieser Stelle sehr im Vorteil gegenüber den normalen Safari Fahrzeugen. Etwas weiter sehen wir ein Paar Strauße und treffen wenig später auf die ersten Elefanten, die sich jedoch in den Büschen verstecken. Später kreuzen zwei weitere Elefanten unseren Weg und wir sehen einen Sekretär Vogel. Danach haben wir unser persönliches Highlight, als wir auf eines der seltenen Spitzmaulnashörner treffen, welches wirklich sehr nahe am Wegesrand steht. Ich bin schlechtweg sehr beeindruckt und versuche gute Fotos zu machen.
Gleich anschließend gibt uns ein Löwe die Ehre, ihn entlang des Weges zu begleiten. Den Abschluss der wirklich erfolgreichen Safari bildet dann eine größere Gruppe von Elefanten die klar und deutlich zu sehen im schwächer werdenden Abendlicht zu sehen ist und ruhig dahin zieht. Schließlich machen wir uns auf den Weg ins Camp.
Die Zelte sind schnell aufgestellt, und ich trete meinen Dienst in der Kochgruppe an. Es soll Pasta Bolognese geben und so stehen wir zu viert am Tisch und schnippeln um die Wette. Das Essen ist lecker und der Rotwein, den ich gekauft habe, ebenfalls. Nach dem Essen sitzen wir noch ein wenig ums Lagerfeuer und ich gehe glückselig ins Zelt.
Heute Morgen geht es für fünf von unserer Gruppe früh los, da wir eine Ballonfahrt gebucht haben. Wir werden abgeholt und zum Startplatz gefahren. Die Crew hat die Ballone bereits vorbereitet, so dass diese nur noch gefüllt werden müssen. Es sind viele Leute zugegen, was ich nicht ganz so erwartet habe, da der Preis doch recht hoch ist. So werden wir zuerst in den liegenden Korb verfrachtet, und als die Hülle weitestgehend gefüllt ist startet Jason Adams den Brenner und heizt die Luft auf. Der Korb richtet sich schnell auf und wir heben ab. Es ist ein sehr sanftes Gleiten, nur unterbrochen vom kräftigen Fauchen des Brenners, wenn Jason die Ventile öffnet. Der Ballon fährt in geringer Höhe und wir können die Tiere am Boden gut beobachten. Die Perspektive aus der Luft eröffnet ganze andere Blickwinkel. So können wir wunderbar beobachten, wie Geier ihren Flug von den Baumwipfeln aus starten und sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft erheben, wobei mir gute Aufnahmen gelingen sind. Auch der Sonnenaufgang ist wunderbar. So gleiten wir über eine Stunde über die Massai Mara und setzen dann zu einer sehr sanften Landung an. Wir werden in Safari-Fahrzeuge verfrachtet und machen noch eine kurze Safari-Fahrt, bevor wir zum Frühstück gefahren werden. Dabei sehen wir noch einen gelangweilten Löwen und mein persönliches Highlight: Junge Schakale! Neugierig schauen die vier aus ihrem Erdloch – sehr süß! In einiger Entfernung beobachtet die Mutter die Gegend sehr genau und ist wachsam. Schakale sind generell sehr selten zu sehen, und uns ist es heute gelungen darüber hinaus junge Schakale beobachten zu können. Auf dem weiteren Weg sehen wir noch eine weitere Löwin mit ihren Babys, die gerade gesäugt werden, während ein etwas größeres Junges genussvoll an einem Knochen nagt. Ebenfalls eine tolle Szene, auf die man nicht sehr häufig trifft.
Das anschließende sehr luxuriöse Champagner-Frühstück mit Speck, Eiern, Pommes frites und Kaffee, wird unter einer einzelnen Akazie serviert.
Auf dem Rückweg zur Gruppe sehen wir noch viele weitere Tiere, darunter natürlich Gnus und Zebras, aber auch wieder Sekretär Vögel. Kurz vor der Pforte treffen wir noch auf eine große Gruppe Giraffen und auf eine Gruppe Paviane, wobei zwei davon Babys unter dem Bauch tragen. Als wir dann zu Pluto zurück kommen sehen wir gleich, dass etwas nicht stimmt, denn die Fahrerkabine ist nach vorne geklappt und die Jungs machen sich am Motor zu schaffen.
Das Lenkgetriebegehäuse hat einen Riss und verliert Öl. Als wir ankommen haben die Jungs es bereits ausgebaut und gleich in die Werkstatt zum Reparieren gegeben. Rafiki Auto Garage ist ein Schuppen und repariert wird davor im Sand mit einfachsten Mitteln. Es ist kaum zu Beschreiben. Wie ich sehe, besteht das Gehäuse aus Gusseisen und soll geschweißt werden. Zuerst einmal muss nach dem Mann gerufen werden der schweißen kann. Dieser trifft auch nach zwei Stunden bereits ein und macht sich ans Werk. Wir machen derweilen Mittag im Truck und schlagen die Zeit tot. Als Derick uns mitteilt, dass es noch etwas dauern wird, gehe ich noch einmal rüber und schaue mir das geschweißte Gehäuse an. Die Schweißnaht ist nicht schlecht, soweit ich es beurteilen kann, aber es ist für mich leicht zu erkennen dass eines der Gewinde, in dem der Deckel festgeschraubt wird beschädigt ist.
Während der ganzen Prozedur ist unser Truck von schätzungsweise dreißig Kindern umringt, die unterhalten werden wollen. Das ist die Aufgabe von Gina, die das hervorragend hinkriegt. Es wird wohl auch noch ein wenig dauern. Ich beschließe, mit den anderen in eine Bar zu gehen. Aber es ist nicht sehr bequem dort. Deshalb gehe ich zum Tuck zurück und beschließe, zu Fuß in das Camp zu gehen, in dem wir letzte Nacht verbracht haben. Es liegt gleich hier um die Ecke. Ich gebe Derick Bescheid, dass ich in 1 ½ Stunden wieder zurück bin. Er sagt, dass er mich bis dahin mit dem Truck abholen wird. Ich quittiere dies mit einem Grinsen und ziehe los. Dort setzte ich mich auf die Terrasse am Fluss, nehme ein Bier und relaxe.
Als ich am Truck zurück bin ist das Lenkgetriebe bereits wieder eingebaut, aber es braucht nochmals eine Stunde bis wir wieder starten können. Da es aber bereits Abend ist, entscheiden wir uns, nicht mehr weiterzufahren und schlagen unsere Zelte wieder im gleichen Camp wie letzte Nacht auf. So sitze ich wieder in der Bar und erfahre, dass wir irgendwann morgen in einen neuen Truck umsteigen werden.
Als es Abend wird essen wir im Restaurant, in dem ich gerade sitze. Die Batterien für die Kamera konnte ich auch wieder aufladen und ein wenig meine Bilder sortieren. Das Essen ist lecker, nur leider ein bisschen wenig. Nachdem wir aber dann noch ein paar Bier drauf geschüttet haben hat es auch gereicht.
Es geht wieder früh raus. Wir frühstücken und packen alles zusammen, um die letzte Fahrt mit Pluto anzutreten. Wir fahren einmal quer durch den Nationalpark, wobei wir nicht sehr viele Tiere sehen. Vor der Pforte des NP treffen wir auf unseren nächsten Truck Shaggy. Wir sind rund eine Stunde damit beschäftigt, unsere Sachen und das ganze Equipment umzuladen. Währenddessen werden wir von rund einem Dutzend Massai Frauen umschwärmt, die unbedingt ihren Schmuck an uns verkaufen wollen.
Als dann alles Weitere zwischen den Guides besprochen, und alles nochmals geprüft ist, können wir uns auf den Weg machen. Nach drei Stunden Schotterpiste sind wir mit einem Tag Verspätung wieder in Narok zurück und kaufen erst einmal im Supermarkt ein.
Die anschließende Fahrt zum Lake Naivasha dauert zwar noch ein paar Stunden, verläuft aber problemlos. Wir campen heute auf einem sehr gepflegten Campingplatz direkt am See. Die Abendstimmung ist gut und so schnappe ich gleich die Kamera und mache noch Bilder. So bekomme ich Grünmeerkatzen und Paviane, die hier das Camp nach etwas Essbarem belagern, Gänse, Karibus, Ibisse, einen Gelbschabelstorch und den farbenfrohen Dreifarben-Glanzstar vor die Linse.
Danach ist auch die Kochgruppe fertig und es gibt etwas zu Essen. Gleich im Anschluss gehen wir in die Bar und holen uns Bier, mit dem wir uns um das bereits lodernde Lagerfeuer setzen. So endet der Tag recht spät, weil wir morgen ein wenig länger schlafen können.
Der Morgen beginnt etwas später und das Frühstück ist bereits von Derick vorbereitet, so dass wir schnell fertig sind und uns auf unsere Ausflüge stürzen können. Ich habe gestern, wie die meisten von uns, noch eine Kombi gebucht. Es geht als erstes zu einer Safari-Wanderung. Wir sind zu neunt, werden mit einem kleinen Mini-Bus abgeholt und rumpeln in den Naivasha Nationalpark.
Gleich hinter der Pforte können wir aussteigen und beginnen unsere kleine Wanderung. Zu Beginn sehen wir eine Gruppe Giraffen. Es taucht ein Warzenschwein mir riesigen Zähnen auf, geht ans Wasserloch und verschwindet dann wieder. Die Giraffen begleiten wir ein Stück, genießen es, nicht in einem Fahrzeug unterwegs zu sein, und bewundern ihren grazilen Gang. Dann lassen wir die Giraffen wieder alleine und gehen ein Stück weiter. Treffen dort auf Thomson Gazellen und begeben uns auf die große Lichtung, auf der wir auf eine große Gruppe Zebras treffen, die einfach nur herumstehen oder sich niedergelegt haben. Sie beobachten uns zwar sehr aufmerksam als wir näherkommen, lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Etwas hinter uns sehen wir einen Wasserbock in den Büschen stehen, dem wir aber suspekt sind und der sich schnell verabschiedet. Wir umrunden die Gruppe Zebras, um sie nicht weiter zu stören und gehen an den See, in dem sich eine kleine Gruppe Flusspferde aufhält. Wie erwartet, bewegen sie sich kaum und wir gehen weiter unseres Weges durch den Busch und sehen noch eine Gruppe Paviane kurz bevor wir wieder den Mini-Bus erreichen.
Wir fahren weiter zum Crater Lake. Dort besuchen wir den Aussichtspunkt und genießen den Blick über den See. Dann gehen wir an den See hinunter und bekommen in einem Restaurant auf einer Plattform unser Mittagessen. Es gibt Buffet und für mich ein Bier bei einem herrlichen Blick über das Wasser.
Anschließend werden wir zu unserer Bootstour an den See Naivasha gefahren. Wir steigen jeweils zu sechst in die Boote und beobachten die Tierwelt am Ufer des Sees. Es sind jede Menge Wasservögel zu beobachten, darunter Kormorane, Störche, sogar einen Graufischer. Ein zweiter Graufischer versucht gerade, seinen gefangenen Fisch an dem Ast, auf dem er sitzt, totzuschlagen. Ein wenig weiter treffen wir wieder auf Flusspferde, die auch hier gelangweilt im Wasser stehen. Auf dem Weg zurück kauft unser Bootsfahrer John noch zwei Fische, worüber ich mich zuerst etwas wundere, aber nicht weiter drüber nachdenke. Später finde ich aber den Grund dafür heraus: Er will die Fischadler füttern, und uns damit die Gelegenheit geben spektakuläre Bilder zu machen. Und es hat klappt! Es ist sehr faszinierend zu sehen wie die Tiere aus rund 200m Höhe den einzelnen Fisch im Wasser erspähen können und gezielt einen Angriff starten.
Damit ist unsere Boot-Tour zu Ende und wir werden am Haus der Joy Adamson abgesetzt. Dort erfahre ich, dass diese Frau aus Österreich vor rund hundert Jahren erstmalig einen Löwen großgezogen hatte und ihn anschließend in die Wildnis aussetzen konnte. Auf ihren Grundlagen wurde dann die Natur- und Tierschutz-Organisation in Kenia gegründet und sie trug maßgeblich zum Umdenken der Menschen in Sachen Natur- und Tierschutz in Afrika bei.
Der Dokumentarfilm ist zwar furchtbar glorifizierend, aber um die Geschichte zu erfahren recht hilfreich. Auch der Besuch dieser herrlich gelegenen Villa, mit seinem schönen Garten drum herum ist lohnenswert. Im Garten der alten Villa sind Schwarzweiße Stummelaffen anzutreffen, die dort immer auf der Suche nach etwas Essbaren sind und deshalb gut als Fotomotiv dienen.
Danach ist ein weiterer sehr erlebnisreicher Tag zu Ende und wir kehren ins Camp zurück. Vor dem Essen haben wir noch etwas Zeit für uns. Die Kochgruppe hat es heute nicht so gut hinbekommen. Die Nudeln gehen gleich in die Tonne, aber der Rest ist recht lecker. Ein Bier danach spült es hinunter. Am Lagerfeuer wird es dann doch noch deutlich später als gedacht, weil ich noch ein junges Pärchen aus Deutschland kennen lerne, das hier nur zu zweit unterwegs sind und mit dem ich mich noch lange unterhalte.
Wir brechen sehr früh am Morgen auf, jedoch nicht mit dem Truck, sondern in drei Mini-Bussen. Weil wir die verlorene Zeit durch die Panne wieder aufholen wollen, erledigen Derick und David den Abbau der Zelte, den heutigen Einkauf und kommen mit dem Truck dann direkt ins nächste Camp. So sind wir nach rund zwei Stunden Fahrt gleich nach Sonnenaufgang im Lake Nakuru NP. Der ganze Tag ist mit einer Safari-Fahrt ausgefüllt. Wir umrunden langsam einmal den See. Die tierischen Höhepunkte heute sind ein Spitzmaulnashorn, welches jedoch in einer gewissen Distanz gemütlich im Gras liegt und natürlich die drei Breitmaulnashörner, auf welche wir noch am späten Vormittag stoßen. Zum ersten Mal sehe ich heute eine Familie von Klippschliefern, als wir am Monkey Cliff Aussichtspunkt eine Pause einlegen. Diese murmeltierähnlichen Tiere leben in felsigem Gelände und sind vor ihrer Höhle beim Sonnenbaden zu sehen.
Unseren mitgebrachten Mittagssnack verspeisen wir in der Nähe des Flugplatzes und können den Nachmittag in der Lake Nakuru Lodge verbringen. Zuerst hatte ich Bedenken, was wir hier wohl knapp drei Stunden tun sollen, aber bei einem Bier und dem wunderbaren Blick über die Landschaft vergeht die Zeit doch wesentlich schneller als gedacht. Auf dem Rückweg lässt sich wegen des einsetzenden Regens kaum mehr ein Tier blicken, und so sind wir dann etwas früher als erwartet im Camp zurück. Bei leichtem Regen steigen wir aus und sehen zu unserer Freude, dass Derick und David unsere Zelte bereits aufgebaut haben, so dass uns dies während des Gewitters erspart bleibt.
Am Abend gibt es lecker Essen im Restaurant des Campingplatzes, währenddessen der Strom öfters ausfällt Dies tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch und viele nutzen die Gelegenheit sich frühzeitig hinzulegen.
Wir haben einen gemütlichen Morgen, weil wir erst recht spät aufbrechen. Bevor wir uns endgültig auf den Weg nach Eldoret machen besuchen wir gleich am Morgen ein Waisenhaus hier um die Ecke. Margarete, die Managerin erklärt uns, wie und warum die Kinder hierher kommen. Es sind zumeist Kinder, die aus Familien stammen, denen von einem Gericht die Kinder entzogen wurden. Es sind also nicht unbedingt Waisen im eigentlichen Sinne. Es leben hier aktuell 24 Kinder, von denen mehr als die Hälfte gerade in der Schule sind als wir ankommen. Jedoch unterstützt der Staat solche Waisenhäuser in Kenia nicht, so dass diese sich selbst finanzieren müssen oder auf Spenden angewiesen sind.
Wir schauen uns die Einrichtung an und spielen auch ein wenig mit den Kindern. Nach zwei Stunden verlassen wir den Ort wieder. Das Haus macht auf mich einen guten Eindruck, besonders im Vergleich zu anderen Waisenhäusern, die ich schon besucht habe, aber ich bin doch jedes Mal froh, wenn ich wieder gehen kann.
In der Stadt Nakuru gehen wir anschließend noch in den Supermarkt, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen und für die nächsten zwei Tage gerüstet zu sein. Dann machen wir uns auf den Weg nach Eldoret. Es geht hoch in die kenianischen Berge, und die Landschaft wird deutlich grüner. Es sind auch ganze Wälder zu sehen, so dass man fast meinen könnte, man wäre irgendwo in Europa unterwegs. Nach ein paar Stunden Fahrt biegen wir von der Hauptstraße ab und kommen am „Back to Nature“ Camp an. Es ist sehr schön gelegen, sogar mit einem Pool, den aber keiner von uns nutzt. Wir stellen die Zelte auf, die Kochgruppe beginnt mit der Arbeit und alle anderen kümmern sich um den Rest.
Nach dem Essen treffen sich alle in der erstaunlichen Bar. Diese befindet sich unter einem großen Dach mit einem herrlichen Kamin darunter. Die Sessel sind bequem und das Feuer wärmt. So verbringen wir noch den Abend bei ein paar Bier.
Wir verlassen Eldoret früh am Morgen und machen uns auf den Weg nach Uganda. Es ist heute hauptsächlich ein Tag, um über die Grenze zu kommen. Nach drei Stunden Fahrt erreichen wir die Grenze nach Uganda. Da wir bereits ein Ostafrika-Visum haben, geht der Grenzübertritt recht unspektakulär vonstatten und liegt bereits nach einer Stunde hinter uns. Wir fahren nach Uganda rein und der erste Eindruck zeigt schon, dass es gegenüber Kenia ein Wohlstandsgefälle gibt. Es ist hier deutlich ursprünglicher als vor der Grenze. Nach weiteren drei Stunden kommen wir im Nile River Explorers Camp an. Dieses liegt direkt am Nil, etwas außerhalb der Stadt Jinja, in der wir zuvor kurz gehalten haben, so dass manche von uns Geld wechseln konnten.
Im Camp stellen wir schnell die Zelte auf, um bessere Plätze zu erhalten als der ebenfalls gerade eingetroffene Truck. Als eingespieltes Team gewinnen wir diese Herausforderung locker. Die Einführung in die Aktivitäten hier gestaltet sich langwieriger als gedacht. Es wird so viel angeboten, dass man gar nicht genau weiß, was man zu welcher Zeit machen soll. Aber ich treffe trotzdem meine Entscheidungen und melde mich entsprechend an.
Gleich danach beginnt meine Kochgruppe das Abendessen vorzubereiten und wir schnippeln was das Zeug hält, da wir ab heute noch zwei Leute mehr sind, weil Eddie und Eva aus Irland noch zu uns gestoßen sind und mit auf Tour gehen. Wir haben sehr lecker gekocht und verbringen den Abend danach auf der Terrasse der Bar mit Blick auf den Nil.
Heute können wir ausnahmsweise länger schlafen und ich genieße mein Frühstück in der Bar auf der Terrasse, bevor fast die ganze Gruppe zu einem geführten Ausflug ins angrenzende Dorf aufbricht. Während wir herumgeführt werden, werden uns die Lebensverhältnisse der Einheimischen gezeigt. Es sind sehr einfache Lebensverhältnisse und für uns kaum vorstellbar. Die Hütten bestehen aus Lehm. Gekocht wird im Freien, so dass sich im Grunde das ganze Leben unter freiem Himmel abspielt. Uns werden die ganzen Pflanzen gezeigt, welche die Leute hier anbauen. Es wächst so gut wie alles hier: Tomaten, verschiedenste Sorten von Bananen, Pfeffer, Kaffee, Papaya, Jakobusfrucht, Kartoffeln, Erdnüsse oder auch Vanille. Während des Rundgangs werden wir von jeder Menge Kindern begleitet. In Uganda, ebenso wie in Kenia hat jede Frau zwischen vier bis acht Kinder. Auf der Straße sieht man fast ausschließlich Kinder, so dass man den Eindruck bekommen könnte, dass hier nur Kinder und keine Erwachsenen leben.
Man kann sich kaum vorstellen, was diese Kinder später einmal hier machen sollen, denn schon heute sieht man am Straßenrand jede Menge Menschen stehen, die offensichtlich nicht viel zu tun haben. Am Ende der Tour werden wir noch zu einem Mittagessen eingeladen. Ich nehme aber nicht mehr daran teil, weil sich der Himmel sehr verdunkelt und es wohl gleich zu regnen beginnt. So gehe ich zurück ins Camp und sortiere meine Sachen, die ich morgen zum Waschen geben will. Es fängt bereits auf dem Weg zur Dusche an zu regnen
Den Nachmittag verbringe ich in der Bar, sortiere meine Bilder und schreibe meinen Reisebericht. Dabei hoffe ich, dass es bis zu unserer Bootstour heute Abend wieder aufhört zu regnen.
Exakt zu Beginn der Bootstour klart der Himmel wieder auf und es hört auf zu regnen. So gehen wir an Bord und greifen uns gleich das erste Bier, da der Alkohol hier inklusive ist. Zuerst füttern wir einen Fischadler, der den Fisch spektakulär vor unserem Boot aus dem Wasser zieht. Die Bootsfahrt ist wenig aufregend, es geht nur kurz den Fluss hinauf und wieder hinunter. Wegen der Wolken gibt es keinen sehenswerten Sonnenuntergang. Es sind einige Vögel zu sehen und auch ein paar Fischer in ihren Booten, die ihr Glück versuchen. In unserer Gruppe steigt die Stimmung jedoch recht schnell, was wohl am kostenfreien Alkohol liegen mag. Nach zwei Stunden sind wir wieder zurück, die Stimmung ist ausgelassen und wir nutzen die Happy Hour in der Bar, um weiter unseren Durst zu stillen.
Ein Tag zum Ausruhen und Entspannen. Ich lasse meine Klamotten waschen, genieße den Sonnenschein, den Blick von der Terrasse und mache einen Mittagsschlaf, zu dem ich die Matratze unter einen Baum in den Schatten lege.
Heute ist Action angesagt. Fast die ganze Gruppe geht heute zum Raften auf dem Weißen Nil. Sieben von uns wollen es noch ein bisschen extremer haben und entscheiden sich für River Boarding. Ich natürlich auch. Beim River Boarding ist man nicht ich einem Schlauchboot unterwegs, sondern nur mit einem Buggy Board.
Zuerst werden wir alle mit einem Bus zum Tour-Büro gefahren, wo wir einen Kaffee und ein kleines Frühstück bekommen. Nachdem noch andere Leute eingesammelt sind fahren wir zum Ausgangspunkt der Tour. Ich habe ziemlichen Respekt vor der ganzen Sache, weil der Nil mit seinen Wassermassen und Stromschnellen in diesem Bereich als schwieriges Rafting Gebiet gilt. Die Stromschnellen haben alle den Schwierigkeitsgrad Vier (sehr schwierig) und Fünf (äußerst schwierig), was ziemlich mächtig ist. Wir bekommen unsere Ausrüstung, sprich Helm, Flossen, Schwimmweste und unser Brett. Nach einer Sicherheitseinweisung geht es auch schon los. Wir steigen etwas oberhalb der Itanda Falls, gleich neben der Haven Lodge ein. Der Fluss fließt ruhig dahin und wir Boarder befinden uns in unserem Schlauchboot, in dem wir von Stromschnelle zu Stromschnelle fahren. Gleich der Itanda Falls Katarakt hat die Kategorie Fünf+ mit ziemlich vielen Felsen, so dass wir Boarder diese zu Fuß umgehen müssen. Wir können aber den Schlauchbooten zusehen wie sie diese Stromschnelle befahren. Und ja, jedes Raft kentert und alle Paddler gehen über Bord. Was für ein Auftakt!
Bei der nächsten Stromschnelle dürfen wir zum ersten Mal ins Wasser. Es ist sehr intensiv und die Wellen sind enorm hoch, obwohl es sich nur um Kategorie Vier handelt. Es ist zu spüren, welche immense Macht und Gewalt das Wasser haben kann. Es ist schwierig sich auf dem Brett zu halten, obwohl man darauf liegt und es mit beiden Händen fest umklammert hält. In den Stromschnellen steigt der Adrenalinspiegel sprunghaft an. Als wir wieder in ruhigeres Wasser kommen, schwimmen wir zu unserem Schlauchboot zurück und ich stelle fest, dass ich bereits jetzt schon außer Atem bin. Wir hieven uns ins Boot zurück und ziehen erst einmal die Flossen aus, da wir nun eine halbe Stunde Pause haben, während Big M, unser Tour Guide uns mit kräftigen Ruderschlägen den Fluss hinunter rudert. Speziell unsere Mädels sind schwer von seinem durchtrainierten und muskelbepackten Körper beeindruckt. Wir dürfen entspannen, während die Rafter permanent am Paddeln sind um mit Big M Schritt zu halten.
Dies gibt uns auch Gelegenheit die Landschaft entlang des Nils zu betrachten und den vielen Wasservögeln zuzusehen.
Die nächste Stromschnelle ist ein Katarakt und damit die Schwierigste auf unserer Fahrt heute. Die erste Hälfte wird in Kategorie sechs (Grenze der Befahrbarkeit) eingestuft, so dass selbst die Schlauchboote diesen Abschnitt nicht befahren. Um diese Hälfte der Stromschnelle tragen wir unsere Boote über Land, während die Sicherheits-Kajak-Fahrer den Katarakt in Exzellenz meistern. Das zeigt uns, mit welchen Vollprofis wir unterwegs sind und gibt uns auch für die nächsten Herausforderungen mehr Sicherheit.
Wir stehen am Ufer auf einem Felsvorsprung und schauen uns die zweite Hälfte an. Dabei kommt es darauf an, dass wir in die Mitte schwimmen müssen um der „Waschmaschine“ zu entgehen. Es sieht beängstigend aus, aber als Big M springt gibt es kein Zurück mehr. Ich versuche mein Bestes, schaffe es aber nicht; die Wellen vor mir sind über zwei Meter hoch. Ich komme direkt in die „Waschmaschine“ hinein und kann mein Brett nicht halten. Während ich herumgewirbelt werde bin ich nicht mehr in der Lage irgendwie Einfluss zu nehmen. Als ich wieder hochkomme und kurz nach Luft schnappe, sehe ich mich auch schon auf die nächste Wasserwand zu treiben. Auch diese und die nächste reite ich vollständig ab, bevor ich zufällig wieder mein Brett neben mir sehe, danach greife und mich wieder drauf schwinge. Im Auslauf der Stromschnelle versuche ich wieder Richtung Boot zu schwimmen, was aber sehr anstrengend ist, obwohl es sich optisch nur um eine sehr kleine Strömung handelt, die mein Unterfangen leicht verhindert.
Wieder im Boot bekommen wir während einer kurzen Rast ein paar Ananas und Kekse gereich, um uns zu stärken. Danach geht es weiter, es kommen zwei weitere Stromschnellen in der Kategorie Fünf, bei denen es mir besser geht. Aber ich merke wie meine Kräfte zusehends schwinden. Es ist schon zu Beginn schwierig, in die richtige Linie zu schwimmen. Ich verliere zwar mein Brett nicht mehr, aber leider beide Male die Kontrolle und bin nur noch Passagier der Naturgewalten. Ich bin völlig außer Atem und brauche eine Pause. Als mit Abstand Ältester der River Boarder lasse ich als Einziger die sechste Stromschnelle aus und bleibe im Schlauchboot während ich den anderen zusehe. Es macht irre viel Spaß und ist ein einmaliges Erlebnis, vor allem, weil der Nil eine enorme Wassermenge besitzt. Dadurch ist die ganze Sache auch recht ungefährlich, weil sich die Felsen sehr tief im Wasser befinden, so dass man diese nicht berühren kann und man sich somit auch nicht verletzt. Nichtsdestotrotz ist dieses Erlebnis sehr respekteinflößend.
Die letzte Stromschnelle lasse ich mir aber nicht entgehen, es ist nochmals eine Kategorie Fünf, aber ziemlich leicht zu durchfahren, weil es einfach gerade aus durchgeht. So treffe ich nochmals auf drei bis vier große Wasserwände und habe meinen Spaß daran. Dann ist das River Boarding jedoch vorbei. Wir gehen an Land und können ein leckeres BBQ genießen, nachdem wir geduscht und uns umgezogen haben. Das Bier schmeckt umso besser und ein sehr intensiver und zum Teil beängstigender Tag geht zu Ende. Ich rede zum Schluss noch mit den Tour-Leader, ein Typ aus den Staaten und er erzählt mir, mit welchen Leuten wir heute unterwegs waren. Es waren die Nummer 1 und Nummer 3 aus Afrika im Kajak-Sport dabei, welche beide unter den Top 50 der Welt platziert sind und bereits bei vielen Meisterschaften und auch an den olympischen Spielen teilgenommen haben. Darum hat es bei den Leuten auch so extrem leicht und entspannt ausgesehen. Ich bin echt beeindruckt.
Die Rückfahrt zum Camp verkürzt sich durch die vielen Biere, die wir auf der Fahrt noch vertilgen, um uns und unseren Erfolg heute zu feiern. Was für ein aufregender Tag!
Wir haben einen gemächlichen Start und bauen nach vier Nächten wieder einmal die Zelte ab und verstauen alles im Truck. Der heutige Tag ist sowas wie ein Zwischentag. Wir fahren zwar nicht viel, brauchen aber mehr als drei Stunden für die kurze Strecke nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas, weil der Verkehr sich ziemlich afrikanisch gestaltet. Am Supermarkt machen wir noch Halt um unsere Lebensmittelvorräte wieder aufzustocken und verbringen noch einige Zeit in einem Café, um einen Cappuccino zu schlürfen. Dann fahren wir ins Camp hier in Kampala. Gleich nachdem wir die Zelte aufgestellt haben zieht ein kräftiges Gewitter durch. Ich nutzte die Gelegenheit, um eine Dusche zu nehmen und verziehe mich dann auf die Terrasse des Bürogebäudes um den Regen abzuwarten. Der restliche Nachmittag vergeht einfach so.
Am Abend stößt noch Claire aus England zu uns und somit sind wir nun zweiundzwanzig auf dem Truck. Sie reist jedoch nur für ein paar Tage mit nach Kigali, um die Gorillas zu besuchen.
Wir stehen wieder früh auf und machen uns auf den Weg. Bevor wir unser heutiges Ziel, den Kalinzu Forest nach einer langen Fahrt erreichen machen wir noch einen Stopp am Äquator, um dort die entsprechenden Fotos zu machen. Nachdem es heute Morgen bei unserem Aufbruch bewölkt war, strahlt nun die Sonne vom Himmel. Es ist ein kleines Monument aufgestellt und ein breiter Strich über die Straße gemalt. Hier überqueren wir die magische Linie zischen nördlicher und südlicher Halbkugel. Das GPS zeigt exakt 0°0‘0“ an. In zwei Becken auf der nördlichen und südlichen Halbkugel wird uns die unterschiedliche Drehrichtung des Wassers auf Grund der Corioliskraft demonstriert. Es ist verblüffend, diesen Effekt zu sehen, obwohl nur wenige Meter entfernt von der Linie. Im Becken auf der Linie fließt das Wasser senkrecht zu Boden. Man könnte fast denken, dass die Becken dabei einen Einfluss haben, aber auch der Tausch der Becken ändert die Drehrichtung des Wassers nicht. Fast nicht zu glauben, dass dies innerhalb ein paar Metern stattfindet.
Nach dem Mittagessen wird das Wetter auf der Fahrt schlechter. Es fängt wieder an zu gewittern. Mal schauen, ob wir heute im Regen unsere Zelte aufbauen müssen, oder ob es gegen Abend wieder aufklart.
Wir kommen gerade kurz vor dem Gewitter am Camp an. Es fängt bereits an zu regnen und wir stellen unter Hochdruck die Zelte auf, werden aber trotzdem nass und können uns anschließend an der Rezeption unter das Vordach stellen. Der Regen lässt auch nach einer Stunde nicht nach. Ich rechne schon damit, dass unser Abendessen heute ausfällt, aber wir können uns unter dem Vordach einer angrenzenden kleinen Schule einrichten. Die Kochgruppe macht eine tolle Arbeit unter erschwerten Bedingungen und wir bekommen was Warmes in den Magen. Zum Essen dürfen wir uns ins einzige Klassenzimmer setzen. Die Tische und Bänke sind entsprechend klein und wir sitzen in der Dunkelheit mit unseren Stirnlampen im Kreis und genießen die warme Mahlzeit und wärmen uns dabei wieder auf. Irgendwie eine tolle Atmosphäre. Der Abwasch wird ebenfalls draußen unter dem Vordach gemacht. Anschließen ziehen sich die meisten in den Truck zurück und verbringen dort Zeit mit Kartenspielen. Als jedoch, durch das Licht angelockt, ein ganzer Schwarm riesiger Insekten einfliegt verziehe ich mich nach draußen und entscheide mich, den Tag sehr früh zu beschließen und mich schlafen zu legen. Der Regen lässt inzwischen nach, und es gibt Hoffnung auf einen schönen Tag morgen.
Kurz nach Sonnenaufgang machen wir uns gleich hinter dem Camp auf um nach Schimpansen Ausschau zu halten. Der Weg führt in den dichten Regenwald. Es ist feucht, matschig und es tropft von oben. Nach einem kurzen Stück Weg zweigen wir rechts ab und der Bewuchs wird gleich deutlich dichter. Unsere Gruppe schlägt sich durch, und nach der Überquerung mehrerer kleiner Flussläufe erreichen wir einen großen Baum, in dessen Krone wir den ersten Schimpansen sehen. Es ist ein Männchen, welches Blätter frisst. Leider ist das Licht zum Fotografieren nicht besonders gut. Wir umrunden den Baum durch dichtes Blattwerk, um immer mal wieder einen guten Blick zu erhalten.
Nach einer gewissen Zeit bekommt unsere Führerin die Information, dass tiefer im Wald weitere Schimpansen gesichtet wurden. Wir machen uns im schnellen Schritt dahin auf und sehen ein Weibchen und ein Männchen. Diese sind nicht ganz so hoch in den Bäumen und wir haben einen etwas besseren Blick. Es ist faszinierend, den Tieren in freier Wildbahn zuzuschauen. Auch hier wechseln wir mehrfach die Position, je nachdem wie uns das Blattwerk die Sicht versperrt. Gegen später klettert das Männchen herunter, jedoch so schnell, dass wir mit unseren Kameras nicht folgen können.
Gleich nebenan sehen wir Diadem Meerkatzen und wenig später auch noch eine Rotschwanzmeerkatze. Diese bewegen sich aber ebenfalls derart schnell durch die Äste, dass ich nicht fotografieren kann.
Schließlich machen wir uns wieder auf den Rückweg ins Camp. Allein der Spaziergang durch den Wald war ein Erlebnis für sich, da ich wohl ohne unsere Führerin nicht mehr ins Camp zurückgefunden hätte. Die Klamotten sind schmutzig und nass, aber ich hatte einen ereignisreichen Ausflug.
Als wir zurück sind gibt es noch Frühstück, wobei ich dieses auf zwei Bananen beschränke. Dann brechen wir die Zelte ab, packen alles zusammen und machen uns auf den Weg in den Queen Elisabeth Nationalpark. Schon der Blick von den Bergen ins Tal hinunter ist super schön. So wie man sich Afrika vorstellt. Großes, weites und dieses Mal grünes Buschland mit Akazien und dazu im Hintergrund hoch aufsteigende Berge, an denen sich Wolken gebildet haben.
Wir fahren hinunter und durchqueren den Nationalpark auf einer Safari-Fahrt. Durch das dichte Buschwerk ist jedoch nicht viel zu sehen. Trotzdem treffen wir auf Elefanten und auch auf einige Paviane am Straßenrand. Als wir an einem Kratersee vorbeikommen sind Büffel und Flamingos in einiger Entfernung zu sehen. Wir machen einen kurzen Halt am Nationalpark-Büro und fahren dann, immer auf der Suche nach Tieren, zu unserem nächsten Camp. Dort stellen wir schnell die Zelte auf und sitzen wenig später wieder im Truck, um uns zu unserer Bootsfahrt auf dem Kanal zwischen dem Eduard- und dem Georg-See zu begeben.
Vom Boot aus wollen wir die Tierwelt am Ufer des Kanals beobachten. Ich rechne nicht damit, sehr viele Tiere zu sehen, außer vielleicht Flusspferde, die hier sehr zahlreich vorkommen. Wir legen ab und fahren direkt auf die andere Seite des Kanals. Die erste Überraschung ist, dass zahlreiche Wasserbüffel im Wasser liegen und sich abkühlen. Zudem ist eine große Anzahl von kleinen weißen Vögeln zu sehen, die zwischendurch in großer Zahl auffliegen und sich dann wieder beruhigen. So fahren wir langsam am Ufer entlang und sehen auch zwei große, sich an Land aufwärmende Krokodile. Graufischer folgen unserem Boot in großer Zahl, und wir können beobachten, wie diese in der Luft stehen, um die von unserer Bootsschraube aufgewirbelten Fische im Wasser zu fangen. Einer davon setzt sich sogar zu meiner großen Überraschung nur knapp zwei Meter entfernt auf die Reling.
Das nächste Highlight sind zwei Fischadler, die nahe in einem Baum sitzen und nach Beute Ausschau hielten. Ansonsten gibt es Störche, Marabus und andere Vögel am Ufer zu sehen. Natürlich immer wieder Flusspferde, zum Teil auch mit Jungen. Dann sehen wir zum ersten Mal heute ein Flusspferd sein enormes Maul öffnen, was ein besonders schönes Fotomotiv abgibt.
Plötzlich eine heftige Bewegung im Wasser und alle an Deck reißen ihre Kameras hoch, als ein Flusspferd heftig aus dem Wasser stößt. Als es sich umdreht taucht auch sein Kontrahent auf, und es kommt zu einem kurzen heftigen Kampf, während dessen die beiden ihre riesigen Mäuler mit den enormen Zähnen aufreißen. Mit der Kamera im Anschlag sind mir gute Bilder gelungen. Die Aufregung der beiden beruhigt sich jedoch schnell wieder und die Sache ist ausgestanden und alle Tiere liegen wieder ruhig im Wasser.
Gleich darauf erspähen wir eine große Gruppe Elefanten auf der anderen Seite und fahren hinüber. Auch hier kommen wir sehr nahe heran, und die großen männlichen Elefanten können sich in Szene setzen. Damit haben wir viel mehr Tierwelt gesehen als ich überhaupt erwartet hatte. Ich bin geplättet und denke, dass diese Bootsfahrt eine der besten Safaris war, die ich je unternommen habe.
Der Rest ist dann Routine. Wir fahren zurück zum Anleger und mit dem Truck zurück ins Camp. Nach dem sehr regnerischen Abend gestern müssen wir uns erst einmal alle neu organisieren. Heute bleiben wir vom Regen verschont, weil die Wolken über den Bergen hängen bleiben und sich dort abregnen.
Da wir heute im Camp Restaurant essen brauchten wir nicht selbst zu kochen, was die ganze Sache angenehmer macht. So können wir auch auf Philips 23. Geburtstag anstoßen und feiern. Zwischendurch bestaunen wir gleich hinter dem Camp noch einen sehr schönen Sonnenuntergang, bei dem sich das Rot der Sonne im von Flamingos besiedelten See spiegelt. So geht ein super schöner Tag zu Ende.
Am Morgen starten wir zu einer weiteren Safari-Fahrt und machten währenddessen noch eine Pause am Rande einer Lodge mit kleinem Café, Souvenirständen und herrlichem Blick auf einen der vielen Kraterseen hier in der Gegend. Die Sonne scheint wieder vom wolkenlosen Himmel und wir können wieder einmal einige Tiere sehen, wobei das Highlight eine große Gruppe von Elefanten ist, die die Straße auf dem Weg zum Wasserloch überqueren. Dabei kann man gut erkennen, wer das Sagen hat, denn zur gleichen Zeit nähert sich eine Herde Büffel dem Wasserloch von der anderen Seite. Diese müssen sich aber gedulden, weil sie sich nicht trauen, den Elefanten ihr Vorrecht zu nehmen und deshalb abdrehen, als sich ihnen ein großer Elefantenbulle in den Weg stellt.
Danach sehen wir nichts Erwähnenswertes mehr und wir machen uns auf zu unserem nächsten Ziel, nämlich in den nächsten Tagen die Gorillas zu besuchen. Die Fahrt zieht sich in die Länge, da sich die erstaunlich gut ausgebaute Straße mit zahllosen Kurven durch die Berge und über die Pässe schlängelt. Die Landschaft ist sehenswert und überraschend grün. Wir fahren auf fast 2.500m hoch und es wird merklich kühler im Truck, da wir die Fenster immer noch hochgerollt haben, um eine bessere Aussicht zu genießen. Schließlich kommen wir gegen Abend in Kisoro an.
Wir checken in einem netten Guest House ein und müssen nicht in den Zelten übernachten. Deshalb gibt es auch die Möglichkeit, seine Sachen neu zu organisieren. Die vorhandenen Steckdosen sind in kürzester Zeit alle belegt, weil jeder seine zahllosen elektronischen Geräte laden will, die man heute so mit sich rumschleppt.
Wir haben einen ruhigen Start und können mal wieder länger schlafen, denn es ist ein relaxter Tag. Erst am späten Vormittag macht sich eine Gruppe von uns auf, um an den nahe gelegenen See Mutanda zu gehen, um dort Kanu zu fahren. Es ist nur ein Spaziergang von rund einer Stunde, der uns durch die Gemeinde führt. Dabei werden wir immer wieder von zahllosen Kindern begleitet, die Fotos von sich gemacht haben wollen. Es sind schon sehr arme Verhältnisse, in denen die Menschen hier leben und als Selbstversorger ihr Leben bestreiten. Jeglicher Ackerbau erfolgt hier ausschließlich von Hand und die Grundstücke und Felder sind sehr klein und an den zum Teil steilen Hängen gelegen.
Wir erreichen den See und haben erst einmal eine Pause, in der wir was trinken und die Landschaft genießen. Dann steigen wir in die Einbäume und werden von Einheimischen über den See gepaddelt. Es ist eine schöne, entspannte Fahrt über den See. Die Einbäume haben sicherlich schon eine lange Geschichte hinter sich und sind verhältnismäßig bequem um darin zu sitzen. Ich paddle mit und merke recht schnell, dass viel Energie nötig ist, um diese Kanus voran zu bringen. Unser Fischer, der uns über den See steuert, ist ein schmächtiger Mann, bringt aber das Boot mit sehr kräftigen Schlägen durchaus auf Fahrt und scheint dabei nicht wirklich angestrengt zu sein. Ich dagegen bin recht schnell platt und wechsle mich öfter mit Phillip ab, der mit mir im Kanu sitzt. Nach einer Stunde sind wir wieder zurück und werden anschließend mit einem Mini-Van in die Stadt zurückgefahren, so dass wir den Berg nicht mehr hinauflaufen müssen.
Wieder im Rafiki Gästehaus zurück, gehen wir in die Stadt, um eine Kleinigkeit essen. Der Ort bietet, wie so viele afrikanische Städtchen, nichts Sehenswertes und wir gehen gleich im Anschluss wieder zurück zum Gästehaus, um dort zu entspannen und den Tag auslaufen zu lassen.
Am Abend treffen noch Tom und Cody aus Australien bei uns ein, die auf dem Weg nach England sind. Sie werden für die nächsten sechs Wochen die Tour bestreiten und als Erstes mit uns die Gorillas besuchen.
Heute ist unser großer Tag. Wir werden zu den Gorillas wandern. Dazu werden wir noch vor dem Sonnenaufgang abgeholt und mit einem Mini-Bus zum Bwindi Impenetrable National Park gefahren. Die Straße ist richtig afrikanisch und mit Schlaglöchern, hervorstehenden Steinen, Felsen und Schlamm belegt, so dass wir rund zwei Stunden benötigen um im NP anzukommen. Die Unterweisung ist schnell gemacht und wir werden zumeist in die Gruppen eingeteilt, in denen wir im Mini-Bus hergefahren wurden. Ich bin mit den ganzen Jungen zusammen und befürchte, dass wir den weitesten Weg zu den Gorillas haben werden und ich hinterher hecheln werde. Als geklärt ist, welche Gruppe zu welchen Gorillas wandert steigen wir wieder in die Mini-Busse und werden um die Berge herum gefahren. Es dauert nochmals eine ganze Weile bis wir schließlich unseren Ausgangpunkt erreichen.
Wir steigen aus und machen uns zu Fuß auf den Weg. Wir folgen zuerst der Straße bergan. Ich gehe mein Tempo und der Rest der Gruppe setzt sich spielend von mit ab. Mir ist es erst einmal egal. Aber als wir das Ende der Straße erreichen und der Weg in einen Pfad übergeht, entscheidet unser Guide, dass ich doch besser in einer „älteren“ Gruppe aufgehoben bin und wir tauschen. Marta wechselt für mich in die „Sportgruppe“. Ich bin ziemlich froh darüber, weil es doch eher meiner Kondition entspricht.
Der Pfad führt weiter den Berg hinauf, währenddessen sich der Ausblick auf die Landschaft immer mehr verbessert, bis wir den Sattel erreichen. nachdem wir uns der Ameisen erwehrt haben, die versuchen, an unseren Beinen hinauf zu krabbeln, steigen wir über eine Kuhweide steil ins Tal ab. Da es letzte Nacht stark geregnet hat ist alles recht schlammig und rutschig. Wir erreichen einen Bachlauf im Tal und verlassen die Gemeinde in dem wir uns auf einen Pfad in den Regenwald machen. Er steigt kurz an und wir bekommen ein kleines Gefühl davon, was uns noch erwarten wird. Gleich anschließend geht es steil bergab bis zum Talgrund. Dort folgen wir schräg am Hang dem Bachlauf. Dabei ist es sehr rutschig, überall liegen Blätter, Äste, Zweige und Stämme. Es ist selbst mit meinen guten Bergstiefeln schwierig, Halt zu finden und wir versuchen verzweifelt, nicht hinzufallen.
Wir erreichen einen kleinen Zufluss, den wir überqueren müssen, dabei verliere ich den Halt, fülle mir die Stiefel mit Wasser und schlage mein Knie an. Es ist weiter nichts passiert und wir können auf der anderen Seite den Steilhang in Angriff nehmen. Es ist enorm anstrengend und ich bin bereits jetzt total durchgeschwitzt. Es geht steil bergan, wir sind meistens auf allen vieren unterwegs und müssen immer aufpassen, dass wir nicht einen Stamm anfassen der mit Dornen gespickt ist, wenn wir versuchen, uns hochzuziehen, weil die Schuhe mal wieder keinen Halt finden. Kurz davor zu kapitulieren hören wir von der Vorhut, dass die Gorillas nicht mehr weit sind. Wollen wir es glauben.
Und tatsächlich: Kurz danach sehe ich, den ersten Silberrücken mit Namen Ruzika, der an einem abgestorbenen Baum das Totholz frisst. Ein Junges ist an seiner Seite. Mit rund 16 Jahren bekommen die Gorillas den berühmten silbernen Rücken. Es können somit auch mehrere Tiere in einer Gruppe dieses Merkmal aufweisen. In der Kahungye Gorilla Gruppe, die wir heute besuchen, sind es drei von 22 Tieren.
Es ist schwierig, einen guten Blick auf die beiden zu erhaschen, weil immer wieder Blätter und Äste im Weg sind. Nachdem unsere Guides eine Schneise frei geschlagen haben beobachten wir die beiden eine ganze Zeit lang. Es ist sehr beindruckend, nur wenige Meter neben solch einem mächtigen Gorilla zu stehen und diesem so nahe zu sein. Wir können kaum genug davon bekommen, entschließen uns aber nach einer geraumen Zeit, ein wenig weiter zu gehen, nachdem unsere Späher weitere Gorillas dieser Familie ausgemacht haben. Wir sehen Rwiggi, einen weiteren Silberrücken, der auf seine Ellbogen gestützt auf dem Boden kniet, als er plötzlich aufspringt und sich zum Zeichen der Stärke auf die Brust schlägt.
Nur wenig weiter entdecken wir weitere vier Tiere von welchen drei in einem Baum sitzen und sich an den Blättern gütlich tun. Als der Gorilla Kasigazi auf einen Ast klettert, bricht dieser unter seinem Gewicht zusammen und er fällt zu Boden. Wenig später taucht er aber etwas links von uns wieder auf und springt auf uns zu. Lissa, die neben mir steht wird von ihm am Bein berührt und umgerissen. Es ist nichts passiert, aber es ist trotzdem eine aufregende Annäherung.
Leider vergeht die Zeit, nur etwas mehr als eine Stunde, die wir mit den Gorillas verbringen dürfen viel zu schnell und wir müssen uns auf den Rückweg machen. Ich bin davon ausgegangen, dass wir wohl einen kürzeren und einfacheren Weg zurück gehen, aber unser Guide meint nur, dass der Weg den wir gekommen sind der Kürzeste und Einfachste sei. Ich halte es im ersten Moment für einen Scherz, aber ich muss schnell feststellen, dass er es ernst meint. So machen wir uns wieder auf und bekommen noch eine heikle Szene geboten, als die Ersten unserer Gruppe einer Mutter mit Baby zu nahe kommen und Rwiggi uns deshalb attackiert. Unsere Guides mit ihren Stöcken stellen sich ihm jedoch schnell entgegen und wir können unseren Weg nach kurzer Aufregung fortsetzen.
Auch der Rückweg ist sehr herausfordernd und anstrengend, so dass ich immer wieder außer Atem komme und zwischendurch kleine Pausen brauche. Es setzt leichter Regen ein, aber das macht auch keinen Unterschied, da sowieso alles nass ist. So steigen wir wieder ab, überqueren den kleinen Bach und steigen auf der anderen Seite wieder steil bergan. Als wir die Kuhweide erreichen wird es einfacher, aber nicht unbedingt weniger anstrengend. Als wir schlussendlich sehr zufrieden und überwältigt von den Erlebnissen wieder am Mini-Bus ankommen, können wir auf der Terrasse des Souvenirs-Ladens Platz nehmen und uns erholen. Jugendliche aus dem Dorf singen und tanzen noch für uns, bevor wir erschöpft mit dem Mini-Bus zurück in die Stadt gefahren werden.
Als wir dort ankommen treffen wir auf die anderen und es gibt zuerst einmal sehr viel zu erzählen und zu erfahren, wie es den anderen Gruppen ergangen ist. Jeder zeigt natürlich erst einmal seine Fotos und es ist ein lautes Stimmengewirr zu hören. Nach ein paar Bier falle ich nach dem Essen müde ins Bett.
Wir können nochmals etwas länger schlafen und packen alle Sachen wieder zusammen. Wir verlassen heute Uganda und überqueren die Grenze nach Ruanda, die nur eine sehr kurze Fahrt hinter der Stadt Kisoro liegt. An der Grenze geht es recht langsam vonstatten, aber keiner von uns hat Probleme den Stempel zu bekommen. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Red Rock Campingplatz in der Nähe von Ruhengeri.
Als wir am Mittag ankommen stellen wir die nassen Zelte wieder auf, und jeder fängt an seine Sachen entweder zu trocknen oder gleich zu waschen. Meine Stiefel sind auch noch nass und die Matratze hat ebenfalls ein wenig Sonne nötig. Aber es ist bewölkt und somit wird es wohl dauern.
Den Nachmittag verbringet jeder entweder mit Lesen, Kartenspielen oder Tischtennis. Der ein oder andere nützt die Zeit, sich die fotografischen Triumphe dieser Tour nochmal vor Augen zu führen. Wieder andere schauen sich an, wie man Bananen-Bier braut oder Körbe flicht. Ich habe dazu keine Lust und lasse dies ausfallen. Alles in allem also ein sehr entspannter Nachmittag.
Es geht nach Kigali rein, nachdem wir das Red Rock Camp verlassen haben. Die Fahrt führt auf einer gut ausgebauten Straße durch das hügelige Land. Es ist sehr grün und auf jedem noch so kleinen Fleckchen Land wird an den steilen Hängen der Berge Landwirtschaft betrieben. Es wird merklich frischer im Truck, als wir über den Pass fahren und wieder deutlich mehr als 2.000m Höhe erreichen. Generell befinden wir uns immer in recht großen Höhen in Uganda und Ruanda.
Dann erreichen wir die Hauptstadt Kigali, die im Tal eingebettet zwischen den Bergen liegt. Wir besuchen das Genozid Museum in der Stadt. Es ist die zentrale Gedenkstätte zum Völkermord der Hutus an den Tutsi im Frühjahr 1994. Ich wusste bis dahin darüber nicht sehr viel, außer dass rund 1.000.000 Menschen dem Genozid zum Opfer gefallen waren. Im Museum erfahren wir jedoch auch die Gründe, Ursachen und die Entwicklung bis zum Völkermord. Es hat mit dem Kolonialismus zu tun und der am Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Rassenlehre, die dazu führte, dass die Menschen in Hutus und Tutsis eingeteilt wurden, obwohl es diese Einteilung zuvor nicht gab. Der Rest ist dann eine jahrzehntelange Entwicklung, wie man Sie auch von anderen Völkermorden her kennt. Die gezeigten Fotos sind sehr hart, da in Ruanda die Menschen hauptsächlich mit Macheten abgeschlachtet wurden und die Leichen bei der Hitze für Tage und Wochen auf den Straßen und Felder lagen. Der Besuch des Museums ist bedrückend, aber sehr lohnenswert.
Dann fahren wir ins Hostel. Da ich morgen die Tour verlassen werde, entscheide ich mich, nicht im Garten im Zelt zu übernachten, sondern nehme ein Bett in einem Stockbettzimmer. Den weiteren Nachmittag verbringen wir auf der Terrasse und reden, spielen Karten oder tauschen Bilder aus. Am Abend gehen wir in ein benachbartes Restaurant zum Abschiedsessen für die fünf von uns, die morgen früh die Tour verlassen, und dem Truck hinterher winken werden. Wieder im Hostel zurück wird der Abend noch sehr feucht und fröhlich.
Der Morgen beginnt mit Frühstück im Hostel. Die anderen bauen bereits ihre Zelte ab und verstauen alles im Truck. Und plötzlich ist der Moment da, in dem es heißt, von den Leuten Abschied zu nehmen, mit denen ich die letzten drei Wochen jeden Tag verbracht habe. Es fällt immer schwer und ich würde am liebsten einfach weiter bis nach Kapstadt runter fahren. Aber mein Flug geht heute Abend Richtung Heimat. So verabschieden sich alle voneinander, und als sich der Truck in Bewegung setzt bleiben wir Fünf zurück und winken kräftig.
Am Vormittag machen wir uns noch gemeinsam auf, um einen nahe gelegen Markt für Kunsthandwerk zu besuchen. Ich werde zu meiner eigenen Überraschung fündig und erstehe eine schöne geschnitzte Holzfigur. Ich bin mal gespannt, wie ich diese im Flugzeug unterkriege, da ich erst im Hostel feststelle, dass die Figur deutlich länger als mein Rucksack ist und ich sie darin wohl nicht verstauen kann. Ansonsten besteht der Tag aus zusammenpacken, Reisebericht schreiben, Bilder sortieren und viel warten.
Rebecca ist die erste, die sich auf den Weg macht und kurz nach Mittag aufbricht. Dann bin ich am frühen Abend dran, Tom und Laura müssen noch zwei Stunden länger aushalten. Wir verabschieden uns voneinander und ich nehme noch ein junges Pärchen aus Berlin hier aus dem Hostel mit zum Flughafen. So kann ich mich noch nett unterhalten und die Zeit vergeht ein bisschen schneller.
Am Flughafen gibt es eine Sprengstoffkontrolle vor der Einfahrt zum Parkplatz, dann gleich am Eingang eine Gepäckkontrolle und nach dem Check-in nochmals. Man kann auch alles übertreiben. Nun ja, der Flughafen ist nett, aber nicht sehr groß. Mit ein bisschen Zureden am Check-in schaffe ich es, meine Holzfigur als Kabinengepäck mitnehmen zu können. Mit den beiden Berlinern gehe ich dann noch was trinken und wir quatschen ein wenig. Der Flieger ist nicht sehr voll, so dass es kein Problem ist meine Figur in der Gepäckablage zu verstauen. Wir heben ab und landen wenig später in Entebbe, wo die Reisenden aus Amsterdam aussteigen und der Flieger für den Rückflug neue Passagiere aufnimmt. Wir stehen rund eine Stunde dort und müssen glücklicherweise die Maschine nicht verlassen. Dann geht es endgültig zurück nach Europa als wir abheben.
Der Flug verläuft ruhig und wir landen pünktlich in Amsterdam. Ich muss mich beeilen, weil meine Umsteigezeit nicht üppig ist, aber ich schaffe es rechtzeitig und erwische den Flieger Richtung Heimat. Mein Gepäck hat es auch geschafft und so schnappe ich mir ein Taxi und bin wenig später wieder zu Hause, leider.