War das eine Aufregung! Nicht nur, dass ich sowieso etwas knapp in der Zeit war, weil ich heute noch gearbeitet habe und noch packen musste – nein, ich habe auch das Verkehrsaufkommen bei der Bahn an einem Freitagabend unterschätzt. Und als ich die Massen von Leuten auf dem Bahnsteig sah, ist es mir wieder eingefallen. Es ist Ferienanfang!!
Der Zug fuhr daraufhin wegen Überfüllung nicht ab. Erst als gnädigerweise einige Leute ausgestiegen sind, ging es mit 20 Minuten Verspätung los. Im nächsten Bahnhof dann das gleiche Spiel, so dass ich mit einer Stunde Verspätung am Frankfurter Flughafen ankam. Hier lief es glücklicherweise wie am Schnürchen, und ich konnte mit dem Shuttle Bus gleich zum Terminal 2 fahren, der Check-in war kaum beaufschlagt, und an der Sicherheit war nur wenig Wartezeit, so dass ich gerade am Flugsteig war, als zum Einsteigen aufgerufen wurde. Uff, geschafft! So kann es nun etwas ruhiger werden und die Reise beginnen. Ich fliege erst nach Madrid und werde bei einem Freund die Nacht verbringen und morgen Mittag schließlich nach Guatemala City weiterfliegen.
Nach der Landung schnappte ich mir schnell ein Taxi und fuhr in die Stadt. Es war die richtige Entscheidung, das Gepäck gleich nach Guatemala durchzubuchen. Mit dem kleinen Rucksack ist man eben flexibler. Im Zentrum von Madrid angekommen, gab es ein herzliches Willkommen. Ich habe mein Gepäck abgeworfen, und wir sind gleich zum Essen um die Ecke gegangen. Das Essen war lecker, und das Bier hat gezischt. Nach Mitternacht waren wir wieder zurück, und ich konnte mich langlegen.
Habe gut geschlafen. Nach einer Dusche und einem Kaffee sind wir noch um die Ecke zum Frühstücken. Die Straßen sind recht leer am Morgen und die Stadt sieht ganz anders aus als gestern Abend. Das Café ist gut besucht und das Frühstück lecker. Wir lassen uns Zeit, aber dann muss ich mich doch wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Es war sehr schön, diesen Zwischenstopp machen zu können. Als ich im Taxi auf dem Weg zum Flughafen saß, ist die erste Anspannung abgefallen und das Gefühl des Reisens hat sich zum ersten Mal wieder gezeigt. Jetzt kann es losgehen.
In Guatemala City angekommen, ging es am Flughafen recht flott. Einreise, Gepäck und auch Geldwechsel waren schnell erledigt und ein Taxi gleich organisiert. Die Fahrt nach Antigua hat sich dann aber gezogen. Ich merke nun einfach, dass es ein langer Tag gewesen ist. Der Verkehr war auch recht kräftig, und so kam ich erst nach Sonnenuntergang in Antigua an. Es scheint eine historische Kolonialstadt zu sein – jedenfalls dem Kopfsteinpflaster nach zu urteilen. Im Hotel eingecheckt, finde ich auch schon eine Liste unserer Tour. Inklusive Tour Guide sind wir eine Gruppe von 16 Leuten gemeinsam unterwegs sein werden. Ich nehme noch ein Bier und lasse den Abend sehr früh zu Ende gehen.
Antigua - Guatemala
Plaza Central
Antigua - Guatemala
Vulkan Agua - Antigua
Antigua - Market
Antigua - Market
Nach elf Stunden Schlaf bin ich heute Morgen einigermaßen ausgeruht aufgestanden. Im Hotel gibt es kein Frühstück, so dass ich mich ins Städtchen aufmachte und mich in einem sehr netten Café niederließ. Es gab ein Frühstücksbuffet. Ich genoss ein paar Pfannkuchen mit Honig und dazu frische Früchte. So starte ich also in diese Reise. Der Himmel ist wolkenlos, und ich laufe anschließend schnell ins Hotel zurück, um mir die Kamera schnappen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Antigua ist eine alte Kolonialstadt mit entsprechender Architektur und vielen Touristen. Die Stadt wird vom mächtigen Vulkan Agua dominiert, der von jeder Ecke der Stadt aus zu sehen ist. Heute Morgen sind nur wenige Touristen unterwegs, und so habe ich die Straßen weitestgehend für mich. Ich gehe an der Kirche La Merced vorbei in die Hauptstraße Ave. Notre. Dort bewundere ich den Glockenturm und folge der Straße bis zum Plaza Central. Ich besuche die Kathedrale von Antigua. Der Platz besticht mit altem Baumbestand und einem Springbrunnen in der Mitte, der von vier Frauen mit nackten Brüsten gehalten wird.
Ich verlassene den Platz und schlendere in Richtung der Märkte. Dort verbringe ich noch einige Zeit und begebe mich mitten in die schmalen und recht düsteren Gänge des Marktes. Es ist mal wieder einer dieser faszinierenden Märkte, die es nur in solchen Ländern wie Guatemala geben kann. Fleisch- und Fischstände mit offenem Angebot auf engstem Raum. Gleich daneben Obst, Gemüse und Früchte. Aber auch allerlei des täglichen Bedarfs wie Schuhe, Kleidung und Haushaltsgegenstände fehlen nicht. Die Leute sind geschäftig, Kinder spielen dazwischen, und manche blicken auch etwas abwesend hinter ihren Marktständen hervor. Was mir jedoch gleich auffällt ist, dass ich eine hervorragende Übersicht habe, weil alle Menschen ein bis zwei Köpfe kleiner sind als ich.
Auf dem Weg zurück fällt mir noch ein kleiner Aussichtspunkt auf, den ich daraufhin gleich ansteuere. Oben angekommen ergibt sich ein herrlicher Blick auf die Stadt und den Vulkan Agua. Ich verbleibe nur kurz und mache mich dann auf den Rückweg ins Hotel. Nachdem ich das Zimmer gewechselt habe, gebe ich meiner Müdigkeit nach und lege mich eine Weile hin. Den Nachmittag verbringe ich im Atrium des Hotels und lasse die Seele baumeln.
Gegen Abend findet das Tour-Treffen statt. Bec aus Neuseeland ist unsere Tour Guide. Und wie sich schnell herausstellt, sind auch bereits vier von uns mit ihr aus Mexiko heruntergekommen. Kevin und seine Frau Cathy aus Südafrika, Corina aus der Schweiz und Perry aus UK.
Die Neuen sind mein Mitbewohner Douglas aus UK und seine Mitreisenden Helen, Jackie, Sue und Guy, Trevor und Carol, Linda aus New York, die Blonde Cathy aus UK, ebenso wie Douglas aus UK.
Nachdem mal wieder alle Formalitäten erledigt sind, gehen wir gemeinsam zum Essen in die Stadt. Bec hat ein sehr nettes Restaurant ausgesucht, welches wir heute Abend für uns alleine haben. Wie sich herausstellt, wird auch eine Hausbrauerei betrieben, und ich probiere ein Hefeweizen. Zum Essen suche ich mir eine Empanada mit Rindfleisch aus, dazu Salat und Kartoffeln. Sehr lecker zubereitet. Ein Musiker gesellt sich noch zu uns und spielt im Hintergrund. Nach dem Essen machen wir uns wieder auf den Weg ins Hotel. Ich wollte heute noch nicht mit in die Bar. Bin einfach noch viel zu ausgelaugt.
Wir frühstücken im Hotel und machen uns im Anschluss mit einem privaten Kleinbus auf den Weg nach Honduras. Die Fahrt verläuft problemlos. Ich bin jedoch überrascht, wie bergig Guatemala ist. Die Straße windet sich förmlich durch die Landschaft und steigt immer wieder steil an oder führt steil bergab. Sie ist gut ausgebaut, und wir schaffen unserer Strecke recht leicht. Die Landschaft ist sehr grün, als wir endlich Guatemala City verlassen haben.
An der Grenze verläuft es problemlos und verhältnismäßig zügig. Wir bezahlen unsere Ausreisegebühr, stellen uns in die Schlange des Zolls, bekommen unseren Stempel und sind nach Honduras nach weniger als zwei Stunden eingereist. Von der Grenze ist es nur knapp eine halbe Stunde Fahrt bis wir Copan erreichen. Wir checken im Hotel ein, schauen uns noch ein bisschen im Städtchen um. Ich wechsle Geld und kaufe noch ein Anti-Mückenmittel. Danach treffen wir uns noch auf ein paar Bier in einer Kneipe, bevor wir ins Restaurant zum Abendessen gehen. Es ist mal wieder sehr lecker. Ich verziehe mich aber dennoch früh.
Nach dem Frühstück besuchen wir heute die Ruinen von Copan, einer bedeutenden Maya Stadt. Es ist nicht sehr viel los, als wir von unserem Fremdenführer durch die Ruinen geführt werden. Dort verbringen wir rund drei Stunden und schauen uns ausgiebig um. Gleich im Anschluss nehmen wir ein Tuk Tuk und lassen uns zum Vogelpark fahren. Die Tiere im Park haben teilweise in Gefangenschaft gelebt und werden hier wieder aufgepäppelt und an ein eigenständiges Leben in Freiheit gewöhnt. Es sind mehrere herrliche Papageien zu bewundern und ein farbenfroher Fischertukan. Mir gelingen ein paar gute Aufnahmen von frei fliegenden Tieren. Wegen des feinmaschigen Gitters gelingt dies bei Vögeln, die in den Gehegen leben, nicht.
Ich habe Durchfall und fühle mich nicht besonders. Trotzdem gehe ich mit zu den heißen Quellen. Jedoch ist der Weg dorthin sehr lang und die Quellen nicht besonders groß. Deshalb entscheide ich, mich in eine Hängematte zu legen. Beim Grillen habe ich kaum Hunger und bekomme kaum einen Bissen runter.
Es war eine furchtbare Nacht. Ich bin kaum zum Schlafen gekommen, da mich mein Durchfall wachgehalten hat. Um 5:00 Uhr war es dann Zeit aufzustehen, da wir uns früh auf den Weg nach Roatan machen. Wir sind heute mit öffentlichen Bussen unterwegs. Von Copan geht es mit dem ersten Bus nach San Petro Sula. Eigentlich sollte die Fahrt rund dreieinhalb Stunden dauern, aber bei uns waren es über vier, weil unser Busfahrer zwischendurch noch einen platten Reifen wechseln musste. In San Petro Sula haben wir deshalb weniger Aufenthalt. Ich gehe noch schnell in eine Apotheke und hole weitere Tabletten.
Als wir mit dem zweiten Bus losfuhren, musste dieser erst einmal betankt werden, was hier mit allen Fahrgästen an Bord gemacht wurde. Diese Fahrt sollte nur zweieinhalb Stunden dauern, es wurden aber knapp vier, weil unser Busfahrer noch eine gebrochene Felge schweißen lassen musste, was zu einem platten Reifen geführt hatet. Es war also heute schon der zweite Reifen, den wir verloren haben. In La Ceiba angekommen, steigen wir in vier Taxis, um zum Fährterminal zu fahren. Die Zeit reicht trotz Verspätung gerade noch.
Mit einer Sea Cat brauchen wir weitere eineinhalb Stunden, um auf die Insel Roatan zu kommen. Dort erwartet uns ein Kleinbus, der uns schließlich ins Hotel bringt. Es war ein sehr langer Tag, und ich bin sehr froh, im Hotel zu sein.
Ich habe recht gut geschlafen. Roatan empfängt mich mit Regen, und ich drehe mich gleich noch einmal um. Mir geht es besser, und ich nehme eine Dusche. Zum Frühstück gehen wir recht gemütlich in ein karibisches Restaurant mit Blick auf die Bucht. Ich gönne mir Bananenpfannkuchen und esse nur die Hälfte. Den Rest des Tages verbringe ich mit einem Buch auf einer Liege am Pool. Gegen fünf Uhr treffen sich alle zum Sun Downer am Pool und wir sitzen zusammen und trinken. Anschließend geht’s ins Caribian Café zum Abendessen. Es gibt für mich sehr leckere Tacos. Ich verabschiede mich, während die anderen noch in eine Bar weiterziehen. So geht ein richtig karibischer Tag zu Ende.
Ich bin früh raus, weil ich noch Fotos machen will und schlendere bei gutem Licht durch das Städtchen. Es ist wirklich so klischeehaft, wie man es sich vorstellt. Auf dem Rückweg mache ich noch zum Frühstück halt und treffe mich dann mit sechs weiteren von unserer Gruppe am Hotel zum „Swimming with the Dolfins“.
Wir fahren mit einem Kleinbus raus zum Anthony‘s Key Resort. Die Schnorchel-Ausrüstung haben wir bereits in unserem Hotel ausgeliehen. Die Delfine befinden sich in einem Freiwasserbassin, welches relativ groß ist. Nach einer kurzen Einweisung geht es auch schon los. Wir dürfen uns der Reihe nach aufstellen und Paulina, unser heutiger Star, schwimmt an uns vorbei und wir dürfen ihre Haut berühren. Diese fühlt sich relativ weich an und man spürt die kleinen Kanäle, die den Wasserwiderstand enorm reduzieren. Generell ist es schon sehr speziell, Delfinen so nahe zu sein, wenn sie ihre Kunststücke vorführen. Auch die enorme Kraft, wenn sie aus dem Wasser springen oder einfach nur im Kreis schwimmen, ist imponierend.
Nach einer kurzen Fotorunde, in der alle ihre Kameras zücken, setzen wir unsere Masken auf, ziehen uns die Finnen an und schnorcheln in diesem Bassin. Dabei können wir recht häufig die Tiere beim Schwimmen aus der Nähe ansehen. Teilweise so nahe, dass sie einen berühren. Es war eine großartige halbe Stunde, und ich bin froh, es trotz meiner Bedenken hinsichtlich der Gefangenschaft gemacht zu haben.
Für den Rückweg haben wir nicht lange gebraucht, nachdem wir doch etwas länger im Souvenir Shop waren. Anschließend habe ich mich für die gemütlichere Variante entschieden, bin mit den anderen noch in eine Bar gegangen und habe mich dagegen entschieden, mit einem Wasser-Taxi an einen weiteren Strand zu fahren. Gegen fünf gab es dann wieder einen Sun Downer, bevor ich zum Abendessen ging.
Heute Morgen verlassen wir Roatan und fahren zum Flughafen. Es ist ein internationaler Flughafen, der selbst aus Europa direkt angeflogen wird. Ich bin überrascht. Wir fliegen heute in die Hauptstadt Tegucigalpa. Es ist eine sehr kleine 18-Sitzer Propeller Maschine, mit der wir unterwegs sind. Der Flug ist problemlos, und wir können noch ein bisschen die Landschaft von oben betrachten.
Nach der Landung schnappt sich jeder sein Gepäck, und wir steigen in einen weiteren privaten Kleinbus um. Wir haben uns alle dazu entschieden, für ein paar Dollar mehr den öffentlichen Bus bis nach San Jose in Costa Rica zu vermeiden. Die Fahrt zur Grenze dauert rund vier Stunden. An der Grenze stehen wir zwei Stunden und haben anschließend noch eine weitere zweistündige Fahrt bis wir in Leon in Nicaragua ankommen. Auch heute war es wieder ein sehr langer Tag, der uns jedoch durch sehr schöne Landschaft geführt hat. Ich hätte nie erwartet, dass Mittelamerika derartig gebirgig ist. Erst als wir Nicaragua erreicht hatten, wurde es flacher und es erstreckten sich Viehweiden, die nach der Regenzeit in sattem Grün erscheinen. Bisher – und man kann fast sagen, seit Antiuga durchgehend – war es bergiges Buschland, welches kaum Landwirtschaft zugelassen hat.
Am Abend haben wir noch einen kurzen Gang durch Leon gemacht und sind essen gegangen. Dabei wurde heute wohl irgendein nicaraguanisches Fest gefeiert. Es gab Feuerwerk und Live-Musik in den Straßen.
Nach einem kleinen Frühstück im Hotel habe ich mich mit einigen anderen aus unserer Gruppe auf die Stadt-Tour begeben. Es ging mit einem Kleinbus etwas hinaus ins alte Zentrum der Stadt, um uns die Iglesia de Subtiava an der Plaza Central anzuschauen, die Ende des 17. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Kirche besteht hauptsächlich aus Holz und hat deshalb wohl die häufigen Erdbeben in Nicaragua gut überstanden. Unser Stadtführer erklärte uns gerade, dass Leon nach einem heftigen Ausbruch des Vulkans Momotombo aufgegeben werden musste und rund 50 km vom ursprünglichen Standort hier wieder aufgebaut wurde. Als wir nun in die Kirche hinein wollen, um sie uns anzuschauen, schließt ein Mann das große Portal und lässt sich auch von unserem Guide nicht mehr umstimmen. So bleiben wir vor verschlossenem Tor stehen und uns bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu fahren. Es geht auf eine kleine Anhöhe hinauf, die früher strategisch vom Diktator Anastasio Somoza García mit einem kleinen Fort gesichert wurde. Von dort oben hatten wir eine tolle Sicht auf die Stadt und die Reihe der dahinter liegenden Vulkankette. So sahen wir auch den Vulkan Telica, den wir heute Nachmittag zum Sonnenuntergang besteigen wollen.
Hier im Fort wird uns noch recht anschaulich erklärt, wie sich der Bürgerkrieg in den achtziger Jahren zwischen den Sandinisten, die den Diktator abgelöst hatten, und den Contras, die von den USA unterstützt wurden, abgespielt hat.
Wieder in der Stadt zurück, haben wir uns die Basilica de la Asunción angeschaut, die als größte und älteste Kathedrale Mittelamerikas gilt und herausgefunden, warum diese so breit und relativ flach gebaut wurde. Die Antwort ist einfach: Erdbeben. Innen ist sie relativ schlicht aber trotzdem beeindruckend. Vom Dach aus hatten wir noch den einen oder anderen schönen Blick, mussten uns die Ohren zuhalten, als geläutet wurde, und waren recht schnell wieder auf der Straße zurück. Ich klinke mich aus der Tour aus. Das Kunstmuseum, die nächste Station, interessiert mich nicht so sehr. Ich will lieber meinen leeren Magen füllen und etwas Kraft tanken für die Wanderung heute Nachmittag.
Nach dem Essen bin ich gegen Mittag wieder im Hotel zurück. Ich lege mich noch kurz hin und dann geht es auch schon zu unserem Ausflug auf den Vulkan Telica los. Mit genügend Wasser ausgestattet besteigen wir die Land-Cruiser, mit denen wir ein ganzes Stück den Berg hinauf fahren werden. Nach rund zwei Stunden erreichen wir den Ort, an dem es mit den 4WDs nicht mehr weiter geht. Wir steigen aus. Die Luft ist merklich kühler und viel angenehmer als im drückend heißen Leon. Wir beginnen unseren Aufstieg. Es geht langsam voran. Der Schweiß jedoch fängt schnell an zu strömen, und das T-Shirt ist im Nu komplett durchweicht. Der Weg ist recht anstrengend. Es geht über scharfkantige, große Steine, die lose auf dem Weg liegen. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich für meine Stiefel entschieden zu haben. Nach rund einer Stunde inklusive Pausen kommen wir am Krater an. Dieser ist mit seinen über 700 m im Durchmesser und seiner senkrecht abfallenden Kante sehr eindrucksvoll. Wenn man sich auf den Bauch legt, kann man direkt in den 120 m tiefen Schlund hinunterblicken. Leider ist in den sechs Monaten seit dem letzten Ausbruch zu viel Gestein nachgerutscht, so dass man leider keine Lava mehr sehen kann. Jedoch sind verschiedenste Öffnungen und Spalte zu erkennen, aus denen Rauch und Gas austritt. Es liegt ein leichter Schwefelgeruch in der Luft. Dieser ist aber nicht störend.
Nachdem wir dort eine Zeit verbracht hatten, um uns den Krater anzuschauen, gehen wir wieder ein Stück zurück und umrunden den Krater etwas unterhalb auf einer Viehweide, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Allein der Ausblick von dieser Stelle ist grandios. Der Blick reicht bis zur Pazifikküste. Man kann das ganze flache Weideland Nicaraguas überblicken. Dazwischen ist auch Leon zu erkennen. Etwas in der Ferne ist der Managua See zu erkennen, der nach dem Nicaragua See der zweitgrößte See von Mittelamerika ist. Die Sonne geht schnell unter. Durch die Wolken am Horizont bilden sich recht wenige Farben. Egal, allein der Ausblick war die Sache wert. Wir machen uns auf den Rückweg, werden wie erwartet schnell von der Dunkelheit eingeholt und schalten unsere Taschenlampen an. Es ist immer ein kleines Abenteuer, bei Dunkelheit zu wandern, speziell auf Wegen wie diesen. Man kann auch nicht erkennen, wie weit es noch bis zum Ziel ist. So gehen wir Schritt für Schritt durch die Dunkelheit und kommen plötzlich bei den Autos an. Recht erschöpft machen wir uns zur zweistündigen Rückfahrt nach Leon auf. In Leon mache ich mich mit Helen, Douglas, Travor und Carol noch schnell auf den Weg in eine Pizzeria, um was zu essen. Wieder vom Essen zurück falle ich müde ins Bett.
Am heutigen Tage habe ich mir nichts vorgenommen außer einigen organisatorischen Dinge. So bringe ich zuerst meine Wäsche zum Waschen und gehe zusammen mit Helen, Carol, Jackie und Douglas zum Frühstücken. Wir gehen in die Stadt, um das recht berühmte Cafe Libelula zu besuchen, in dem es den besten Kaffee Nicaraguas geben soll. Die Latte Macchiato war wirklich sehr lecker und der Pfannkuchen auch. Den Nachmittag habe ich dann im Innenhof des Hotels im Schatten verbracht, Bilder sortiert, meinen Reisebericht geschrieben und mal wieder den Rucksack neu gepackt.
Gegen Abend haben wir uns gemeinsam zum Steak-Essen aufgemacht. Nicaragua ist bekannt für sein gutes Fleisch, und wir wollten dies einmal ausprobieren. Vielleicht war es auch nur der Versuch eine gute Grundlage für die Rum-Probe zu bekommen, welche einige unserer Gruppe gebucht hatten. Jedoch war das Steak leider nicht so gut wie erwartet. Die Bar, in der die Rum-Probe stattfand, war jedoch sehr ansprechend, so dass ich mich vom Tisch an dem die Rum-Probe stattfand, schnell verabschiedete und stattdessen mit Dougy zusammen den Abend beim Billard verbracht und ein paar Bier getrunken habe.
Am Morgen brechen wir wieder mit dem Bus auf und machen uns auf zur nächsten Station in Nicaragua. Es geht nach Granada an den Nicaragua See. Es ist eine relativ kurze Fahrt, so dass wir bereits gegen Mittag ankommen. Das Hotel ist ansprechend, und das Zimmer hat sogar wieder ein Fenster, nicht so wie in Leon. Das macht die Sache gleich angenehmer. Auch die Temperatur ist angenehmer.
Nach einem kurzen Orientierungsgang verplempere ich meine Zeit am Nachmittag mit Nichtstun. Gegen Abend gehen wir zusammen in eine Bar, um einen Cocktail zu trinken, und anschließend zum Abendessen. Dabei saßen wir draußen, und gerade als das Essen kam, ließ der Wolkenbruch nicht auf sich warten, und mein Reis wurde leicht überschwemmt, als ich mit dem Teller unters rettende Dach flüchten wollte. Es war aber trotzdem genießbar und als alles vorüber war, konnten wir wieder draußen sitzen.
Heute Morgen konnte ich ausschlafen, und es gab sogar ein Frühstück hier im Hotel. Im Anschluss habe ich mir meine Kamera geschnappt und mich auf den Weg gemacht, um Granada zu entdecken. Als erstes ging ich auf den Kirchturm hier ums Eck, um den herrlichen Blick über die Stadt zu genießen. Man stand direkt zwischen den Glocken und hatte wirklich eine tolle Aussicht. Danach ließ ich mich durch die verschiedenen Märkte treiben. Ich bin immer wieder fasziniert, wie eng die Stände beieinanderstehen und welche unterschiedlichen Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs nebeneinander, offen und unter einfachen hygienischen Bedingungen angeboten werden. Die Vorstellung, dass die Restaurants, in denen wir essen, ihre Lebensmittel hier kaufen, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber es wird ja alles heiß gekocht!
Als ich die Märkte wieder verlassen hatte, machte ich kurz einen Abstecher im Hotel, um meine Wasserflasche wieder aufzufüllen. Man schwitzt sehr viel und trinkt natürlich entsprechend. Danach habe ich mich auf den Weg zum See gemacht. Die Promenade ist recht hübsch gestaltet, aber es gibt nicht viel zu sehen. Als ich am Rande jedoch einen Geier fliegen sehe, schaue ich mal nach und entdecke im Bachbett einen toten Hund, an dem sich bereits fast ein Dutzend Geier zu schaffen machte. Auch der mit Unrat übersäte Bachlauf passt zur Szenerie. Ich schaue dem Schauspiel so lange interessiert zu, bis meine Nase mir endgültig signalisiert, mich zu entfernen.
Auf dem Weg zurück in die Stadt treffe ich noch auf ein paar andere, die ebenfalls auf dem Weg ins Hotel sind. Wir warten noch einen kurzen Regenschauer ab und gehen dann zurück.
Nach einem sehr ruhigen Start heute Morgen schlage ich noch ein wenig die Zeit tot, indem ich ein bisschen durch die Stadt schlendere. Wir fahren wegen der Fähre heute gegen Mittag ab und machen uns auf den Weg nach Ometepe, einer Insel im Nicaragua See, die aus zwei großen Vulkanen besteht. Mit dem Bus sind wir innerhalb einer Stunde am Fähranleger. Dort setzen wir uns noch in eine Bar und genießen den Blick auf die beiden Vulkane. Die Fähre, ein ziemlich alter rostiger Kahn, legt rund eine Stunde später ab. Ich habe es mir auf dem obersten Deck gemütlich gemacht, welches nur durch eine Leiter zu erreichen war. Die Fahrt ist ruhig und die Ausblicke herrlich.
Auf der Insel angekommen, steigen wir in einen weiteren Kleinbus und fahren zu unserem Hotel nach Santo Domingo, welches direkt am Strand liegt. Ich habe die Nähe zum Strand genutzt um noch kurz vor der Dunkelheit ein paar Aufnahmen am See zu machen. Die Lichtverhältnisse sind klasse und die von der bereits untergegangenen Sonne angestrahlten Wolken leuchten in schönem Orange.
Heute Morgen stehe ich sehr früh auf, um mir den Sonnenaufgang über dem See anzuschauen. Es ist leider jedoch recht unspektakulär, und so lege ich mich wieder hin. Bin dann aber doch recht früh beim Frühstück und gehe anschließend in den See, um mich abzukühlen. Das Wasser ist herrlich und wegen des Windes und des Regens heute Nacht gibt es anschauliche Wellen. Es wäre schön, etwas mehr Zeit als nur einen Tag hier zu haben.
Gleich anschließend mache ich mich auf, um Ojo de Aqua zu besuchen. Ein Schwimmbecken mit sehr klarem Wasser, welches aus der Quelle gleich nebenan gespeist wird. Auf dem Weg entlang der Straße treffe ich noch auf eine Gruppe von Weißschulterkapuzineraffen. Ich komme recht nahe heran, und mir gelingen gute Aufnahmen. Normalerweise sieht man sie nur hoch oben in den Bäumen. Also hatte ich schon ein kleines Highlight am heutigen Morgen. An der Ojo de Aqua angekommen, bezahle ich den Eintritt und stürze mich sofort in das sehr große Becken. Das Wasser ist etwas frischer als der See aber herrlich zwischen Bäumen und Palmen gelegen, die viel Schatten bieten. Aber auch die Sonne scheint in das Becken, und man kann sich herrlich treiben lassen. Nach einer Weile verlasse ich den Ort wieder, als zur Mittagszeit zunehmend mehr Leute kommen. Auf dem Rückweg finde ich noch ein paar gute Aufnahmegelegenheiten von Blumen, die hier sehr zahlreich zu sehen sind.
Am Nachmittag steigen neun Leute von uns in einen Kleinbus und machen sich auf den Weg nach Altagracia, um heute die Bullenparade anzuschauen. Als wir ankommen, gibt es einen Jahrmarkt und Stände mit Essen. Wir schauen einem Kinderspiel zu, bei dem eine Pinata aus Karton zerhauen wird, um an die Süßigkeiten im Inneren heran zu kommen. Wir gehen dann gemütlich in Richtung des Festplatzes und stellen fest, dass noch nicht sehr viel los ist. So setzen wir uns erst einmal und gönnen uns ein Bier. Dann mit der Zeit stellt sich heraus, dass es sich gar nicht um eine Parade handelt, sondern um Bullenreiten in der Arena. Wir sind gespannt. Das Spektakel lässt noch auf sich warten. Wir genehmigen uns ein weiteres Bier.
Dann treffen die ersten Reiter ein und auch die Gruppe Musiker kommt hinzu. Die Arena wird mit Blickschutzfolie verkleidet, und nach dem dritten Bier fängt das Rodeo an. Wir stellen uns an den Eingang, bezahlen und betreten die Arena. Dann beginnt es auch schon. Die Musik spielt laut und heizt die Stimmung an. In der Arena sind nicht nur die vier Cowboys, welche die Stiere nach dem Ritt wieder einfangen müssen, sondern auch noch jede Menge Jugendliche, für die der heutige Tag wohl eine Mutprobe ist. Sie versuchen den Stier immer wieder nach dem Abwurf des Rodeo Reiters zu reizen, um dann schnell zu verschwinden. Wir sehen vier verschiedene Ritte, alle nur ein paar Sekunden lang aber trotzdem sehr interessant und sehenswert. So habe ich also unverhofft mein erstes Rodeo miterlebt.
Als wir wieder zurück im Hotel waren, habe ich mich, obwohl es schon dunkel war, in die Fluten des Sees gestürzt und ein wenig geplanscht. Es war herrlich. Jetzt habe ich aber Hunger auf ein gutes Stück Fleisch.
Wir sind schon sehr früh auf den Beinen, weil wir die Fähre um 06:00 Uhr erreichen wollen. Es geht wieder aufs Festland zurück. Leider war die Zeit auf der Insel Ometepe zu kurz. So fahren wir bei Dunkelheit mit dem Kleinbus zum Fähranleger, besteigen die Fähre als die Sonne aufgeht und sind rund eine Stunde später auf der anderen Seite. Dort wartet wieder ein weiterer privater Kleinbus, der uns bis nach San Jose in Costa Rica bringen wird. Wir haben uns gegen einen kleinen Aufpreis für einen privaten Bus in Nicaragua entschieden, weil es einfach etwas bequemer ist.
So fahren wir die Stunde bis zur Grenze. Dort warten wir und schauen aus dem Fenster während Bec versucht, die Formalitäten so schnell wie möglich abzuwickeln. Es scheint etwas chaotisch zuzugehen. Das erste Mal steigen wir aus dem Bus aus, um eine Kontrolle des Fahrzeugs über uns ergehen zu lassen und das zweite Mal, damit die Gesichter zu den Pässen kontrolliert werden können. Schließlich haben wir den Stempel im Pass und können auf die costaricanische Seite wechseln. Dort müssen wir unser ganzes Gepäck durch den Zoll schleppen, um es durchleuchten zu lassen, weil die Einfuhr von Früchten verboten ist. Es sind allerdings gerade nur sehr wenige Leute da, und so geht die Einreise nach Costa Rica zügig vonstatten.
Die weitere Fahrt verläuft gut. Wir machen noch Zwischenstopp, um etwas zu essen, und erreichen die Hauptstadt San Jose noch bei Tageslicht. Wir checken im Hotel ein und gehen gegen Abend auf der anderen Straßenseite ein leckeres Steak essen und lassen den Abend in der Bar nebenan ausklingen.
Wir sind heute den ganzen Tag in San Jose. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Es gibt nicht viel zu sehen. Auf die erwähnten Museen habe ich keine Lust. Nachdem ich die Einkaufsstraße einmal hoch und runter gelaufen bin, mache ich mich nach dem Mittag bereits wieder auf den Weg ins Hotel zurück. Heute Abend werden wir fünf neue Mitreisende bekommen, da uns Cathy, Corrina, Perry und auch Linda verlassen haben.
Neu mit dabei sind Graham aus UK, Petra und Markus aus der Schweiz sowie Sinisa mit seiner Tochter Tiana aus Kanada. Zuerst geht es heute mit einem Kleinbus zum Busterminal, da wir heute wieder mit einem öffentlichen Bus unterwegs nach Manuel Antonio an die Pazifikküste sind. Es geht flott voran. Der Himmel ist leider etwas wolkenverhangen, aber an der Küste ist es trotzdem über 30 °C warm. Es ist immer wieder faszinierend, das üppige und überall sprießende Grün am Straßenrand zu sehen. Als wir die Küste entlangfahren, geht es wieder steil bergauf und -ab. Schließlich erreichen wir die kleine Bucht mit ihrem Sandstrand. Wir checken in einem sehr schönen Hotel mit Pool ein, und ich gehe gleich im Anschluss ein paar Aufnahmen machen. Es ist stark bewölkt, so dass die Farben leider nicht so richtig zur Geltung kommen. So gehe ich den Strand auf und ab und hoffe, auf dem Rückweg noch ein paar von den gelben Totenkopfäffchen zu sehen. Leider erwische ich die Affen nicht, die hier sehr zahlreich unterwegs sind.
So gehe ich ins Hotel zurück und springe erst einmal kurz in den Pool, um mich abzukühlen um danach nochmals nach den Totenkopfäffchen zu schauen. Als die Sonne nicht mehr so hoch am Himmel steht, gehe ich an den Strand und stürze mich in die Fluten. Die Wellen sind bei Flut herrlich, und ich genieße es fast eine ganze Stunde lang. Nach einer Dusche sitzen wir noch ein wenig zusammen, bevor wir uns fertig machen, um essen zu gehen. Es geht gerade ein heftiges Gewitter nieder und ich hoffe dass morgen einfach wieder die Sonne lacht.
Leguan
Manuel Antonio NP
Manuel Antonio NP
Jesus-Christus-Echse
Weißschulterkapuzineraffe
Weißschulterkapuzineraffe
Fairchild C-123
Um 07:00 Uhr zur Öffnung des Nationalparks stehen wir am Tor und gehen mit unserem Guide in den Park. Gleich zu Beginn treffen wir auf eine Radnetzspinne, in deren Netz der Tau in der Morgensonne glitzert. Wir sehen einen Käfer in der Blüte einer Strelitzie. Als nächstes erspähen wir eine farbenfrohe Krabbe, wobei ich zugeben muss, dass ich ohne den Guide gar nichts entdeckt hätte. Man muss eben schon sehr genau wissen, wo man schauen und suchen muss. Exemplare von Tausendfüßlern hängen an einem Blatt. Immer wieder sind die großen blauen Morphofalter zu sehen, die durch die Luft zu tanzen scheinen. Dabei sind ihre Flugbewegungen so sprunghaft, dass gar nicht daran zu denken ist, diese zu fotografieren. Hoch oben in einem Baum entdecken wir ein Faultier, welches sich zu unserer Verwunderung sogar bewegt. Wenig später sehen wir noch Weißschulterkapuzineraffen und erreichen dann den zentralen Ort des Nationalparks, an dem sich die Wege kreuzen. Auf der Suche nach einem Raubzug aus den Rucksäcken rennt uns noch schnell ein Waschbär zwischen den Füssen durch, so dass wir nun genau verstehen, warum es verboten ist, Nahrungsmittel mit in den Park zu nehmen. Wenn man sich so umschaut kann man es kaum glauben, dass vor rund sechzig Jahren hier eine Bananenplantage existierte und der Wald sich dieses Gebiet wieder zurückerobert hat. Hier verabschieden wir unseren Guide, und jeder hat nun Zeit für sich.
Ich gehe an den Strand hinunter, wobei es sich im Grunde um zwei Strände handelt, weil es eine Art Doppelbucht ist. Auf der westlichen Seite mit der Sonne im Rücken lege ich meine Sachen ab und springe in den tropisch wärmen Pazifik. Die Wellen sind klasse und der Sandstrand ein Traum. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mich unter einen großen schattenspendenden Baum legen und den Tag einfach hier verbringen. Nach der Abkühlung mache ich mich auf einen Rundweg, der über eine Landzunge verläuft. Es bieten sich zwischendurch immer wieder tolle Ausblicke auf den Pazifik und die kleinen Inseln – speziell weil die Sonne wieder scheint. Nach der Rückkehr von der Landzunge wollte ich noch ein weiteres Mal ins Wasser, diesmal an einem weiteren Strand. Deshalb habe ich mich auf den Weg in eine andere Ecke des Parks gemacht. Die Strecke dorthin war sehr schön, der Strand selbst nicht so. Er war recht klein, und im Wasser gab es sehr viele Steine und Felsen. Als ich mich schließlich auf den Weg zum Parkausgang machte, war es enorm warm und ich hatte Durst. Da ich kein Wasser mehr übrig hatte habe ich gleich am Tor eine Kokosnuss gekauft und getrunken. Herrlich und sehr erfrischend. Wieder im Hotel zurück nahm ich erst einmal schnell eine Dusche und wechselte in frische Klamotten, um mich bereit zu machen für eine Bootstour durch die Mangroven am heutigen Nachmittag.
Die Fahrt dorthin ist nicht sehr weit. Sinisa und ich sind auf der Tour nur zu zweit und besteigen mit unserem Bootsführer Alex das Boot. Generell war die Fahrt sehr entspannt, und wir konnten sehr viele Tiere sehen: Weißschulterkapuzineraffen, die aus der Hand gefressen haben. hunderte Wasserläufern sind in die Höhe gesprungen, als Alex einen lauten Knacklaut ausgestoßen hat. Sehr lustig! Wir haben verschiedene Arten des Kingfisher Vogels zu Gesicht bekommen und stießen auch auf Leguane. Eine Jesus-Christus-Echse rannte über das Wasser, was wirklich spektakulär aussieht, und eine zweite hat wenig später Alex aus der Hand gefressen, was auch sehr außergewöhnlich ist. Ein weiteres Highlight war, dass Alex eine Gruppe Weißschulterkapuzineraffen gerufen hat, die dann auch tatsächlich am Ufer erschienen sind. Zwei davon haben uns tatsächlich aus der Hand gefressen und sind auf unseren Kopf und die Schulter gesprungen. Echt ein Erlebnis. Als es dann wieder zurück ging, konnten wir zu guter Letzt auch noch ein kleines Krokodil am Ufer erspähen.
Am Abend sind wir dann alle zusammen in ein recht spezielles Restaurant gegangen, welches aus einem alten Transportflugzeug, einer Fairchild C-123, gebaut wurde. Der Sonnenuntergang ist zwar ausgefallen, der Blick auf die Küste aber war trotzdem toll, und das Steak hat super geschmeckt. Wir sind dann nach dem Essen noch in die Bar, die sich natürlich im Flugzeugrumpf befand. Mit dem Taxi ging es am Ende zurück ins Hotel.
Heute Morgen sind wir nach dem Frühstück wieder mit einem privaten Kleinbus unterwegs. Es geht nach Monte Verde in die Berge. Wir verlassen das Städtchen Manuel Antonio wieder und machen nach rund einer Stunde einen kurzen Stopp am Krokodil River, um die Krokodile von der Brücke aus zu betrachten und Bilder zu machen. Es sind mehr als ein halbes Dutzend zu sehen, und es waren auch recht große Exemplare dabei.
Als es in die Berge geht, ist die Straße nur noch geschottert, hat zahlreiche Schlaglöcher und ist an vielen Stellen steil und kurvig. Es ergeben sich laufend gute Ausblicke auf die Berge oder teilweise auch auf die Küste. Je höher wir kommen, desto mehr tauchen wir in die Wolken ein. In Monte Verde angekommen checken wir im Hotel ein und gehen gleich im Anschluss daran zum Tour-Büro, um unsere geplanten und gebuchten Touren zu bezahlen. Nach einer kurzen Pause treffen wir uns wieder, um zu einer Vogelbeobachtung im Nebelwald aufzubrechen. Unsere Guides warten schon, als wir ankommen. Dann machen wir uns auf den Weg, um das Wappentier von Guatemala, den Quetzal zu sehen. Tatsächlich können wir drei Exemplare der berühmten Vögel beobachten. Sie sitzen jedoch recht hoch oben in den Bäumen und verstecken sich hinter Ästen, Zweigen und Blätter. Unser Guide stellt jedoch sein Teleskop immer sehr präzise ein, so dass wir die Tiere sehr gut sehen können. Mit dem Fotografieren bleibt es jedoch schwierig, weil die Lichtverhältnisse durch die Wolken und den Regen sehr schlecht sind. Trotzdem versuche ich es und erhalte ein paar wenige recht passable Aufnahmen.
Wir gehen weiter und durchstreifen noch den Regenwald, der heute seinem Namen alle Ehre macht. Es regnet und tropft von allen Seiten. Wir sehen noch einiges an kleinem Getier und gehen noch zu einem Wasserfall. Auf dem Rückweg kommen wir an einer Würgefeige im Endstadium vorbei. Dieser Baum erwürgt über die Zeit hinweg seinen Trage- und Wirtsbaum, den er umschließt. Der Wirtsbaum starb ab und verfaulte, so dass der Stamm heute innen hohl ist.
Als es schon merklich dunkel ist, machen wir uns auf den Rückweg und können am Parkeingang noch Kolibris zuschauen, die an einer künstlichen Futterstelle fliegen. Aber auf Grund der Lichtverhältnisse gelingen mir hier keine Bilder.
Heute ist Aktionstag. Gleich nach dem Frühstück werden wir abgeholt und wandern einen Rundkurs, der über acht Hängebrücken durch den Regenwald führt. Von den Brücken aus ergeben sich tolle Aussichten von oben auf die sehr üppige Flora. Vor lauter Pflanzen ist es unmöglich, den Boden zu sehen, und man kann gut den immerwährenden Wettkampf um das meiste Sonnenlicht erkennen. Es ist so feucht, dass selbst jeder Baumstamm mit Moosen, Pflanzen oder Parasiten bewachsen ist. Dabei sind es vor allem die kleinen Dinge am Wegesrand, die so faszinieren. Ich bin über zwei Stunden unterwegs. Manchmal schimmert sogar die Sonne ein wenig durch, zumeist ist es jedoch bedeckt. Auch die Hängebrücken selbst sind klasse, wie sie schwankend über die Täler führen.
Wenig später hatten wir eine sogenannte Zipline-Tour gebucht, um an acht verschiedenen Seilrutschen über dem Dschungel von Monte Verde „schweben“ zu können. Als wir abgeholt werden, schüttet es, aber wir fahren alle trotzdem zum Ausgangspunkt. Dort werden wir mit der ganzen Ausrüstung ausgestattet, doch als wir bereit sind, regnet es immer noch heftig. Wir werden aber trotzdem zum Einweisungsplatz geschickt. Ich rechne schon damit, bis auf die Knochen nass zu werden, aber als wir alle dort stehen, sehen wir einen Blitz und hören heftigen Donner, so dass unser Start erst einmal verschoben wird. Gerade als wir den zweiten Versuch unternehmen wollen, gibt es wieder heftigen Donnerschlag. Daraufhin wird unsere Tour abgesagt. Sue telefoniert gleich mit Bec und wir vereinbaren, unsere Abreise morgen früh zu verschieben und die Tour gleich am Morgen nachzuholen. Dann hoffentlich bei besserem Wetter.
Am Abend findet unsere Nachtwanderung statt. Wir treffen uns wieder mit Roy, mit dem wir bereits gestern die Vogel-Tour gemacht haben und werden zuerst einmal mit Taschenlampen ausgerüstet. Gleich zu Beginn finden wir einen kleinen Glasfrosch. Gleich darauf gibt es sehr viele Spinnen, Käfer und anderes Getier zu sehen. Doch das Schönste ist, in der Nacht durch den Nebelwald zu laufen und die vielen Geräusche wahrzunehmen. Der Dschungel lebt! Auch ist es faszinierend wenn man in der Dunkelheit mit der Taschenlampe die grünen Blätter anstrahlt und das Grün dann noch leuchtender erscheint als bereits tagsüber.
Wir treffen auf eine Tarantel, die sich aus ihrem Loch locken lässt. Wir sehen noch ein Faultier im Baum und verschiedene Vögel, die auf einem Zweig sitzen und schlafen. Ein Highlight sind allerdings die drei grünen Baumgrubenvipern, die wir am Wegesrand entdeckt haben – eine davon ein Jungtier, welches noch eine gelbliche Färbung hat. Wir bleiben auf Abstand, da diese Schlangen recht tödlich sein können. Gegen Ende gehen wir noch an der Fütterungsstelle für Fledermäuse vorbei und schauen fasziniert zu, wie diese sich in der Dunkelheit perfekt zurechtfinden.
Im Hotel gibt es zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages noch ein leckeres BBQ.
Heute Morgen ist das Wetter besser. Wir können sogar bis runter an die Küste blicken. Deshalb machen wir uns früh auf, um unsere Seilrutschen-Tour von gestern nachzuholen. Nach der üblichen Einweisung darf unsere Gruppe als erstes auf den Parcours. Insgesamt sind es acht Seilrutschen, wobei die drei ersten zum Eingewöhnen recht kurz sind. Danach gibt es eine kleine Hängebrücke, ähnlich der in einem Hochseilgarten. Die folgenden Rutschen wurden länger und auch etwas schneller. Da wir die Ersten sind und deshalb nicht warten müssen, geht alles ratzfatz. Zwischendurch gab es noch eine Station, an der man sich rund zehn Meter abseilen konnte. Zum Schluss kamen schließlich die beiden längsten Seilrutschen, an denen man in „Superman“-Position rüber „rutschte“. Dabei war die längste von beiden mehr als eineinhalb Kilometer lang, und die Fahrt dauerte über eine Minute, um auf die andere Seite der Schlucht zu kommen.
Zu guter Letzt konnte man optional noch einen Tarzan-Schwung machen und sich rund 42 m in die Tiefe stürzen, was ich natürlich getan habe. Die Schaukel hat Spaß gemacht, aber die Jungs haben mich leider kein zweites Mal springen lassen. Als aus unserer Gruppe alle den Tarzan-Schwung gemacht hatten war die Tour auch schon zu Ende, und wir gingen wieder zurück, um die Ausrüstung abzugeben und die von uns gemachten Bilder zu kaufen.
Als wir im Hotel zurück waren, haben wir unsere Sachen gepackt, im Städtchen noch ein kleines Mittagessen zu uns genommen und mussten für den kurzen Rückweg ein Taxi rufen, weil es wieder so geschüttet hat. Vom Balkon des Hotels aus entdecken wir im Garten auf einem Baum drei Tukane, auf die sich gleich darauf sämtliche Kameras richteten.
Auf dem Weg nach La Fortuna regnet es wieder kräftig. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir das Ufer des Arenal-Sees und steigen um in ein Boot, welches uns über den See bringt. Dort nimmt uns ein weiterer Kleinbus in Empfang und wir fahren nach La Fortuna. Es ist bereits dunkel als wir dort ankommen. Nach dem Einchecken im Hotel machen wir uns gleich auf den Weg zum Tour-Büro, um die Touren für die nächsten Tage zu buchen. Danach hat jeder noch ein wenig Zeit für sich, die ich dafür nutze mir ein Paar Wasserschuhe zu kaufen. Am Abend gehen wir alle gemeinsam essen und feiern noch ein wenig den Geburtstag von Tiana, die heute zwanzig Jahre alt wird.
Heute Morgen nehme ich zum Frühstück nur eine Tasse Kaffee, weil es gleich zum Rafting geht. Wir fahren mit dem Bus rund eine Stunde aus der Stadt hinaus. Am Straßenrand entdecken wir noch ein weiteres Faultier und halten kurz. Wenig später erreichen wir den Ausgangspunkt unser Rafting-Tour. Elmar, unser Bootsführer, gibt uns eine ausführliche Einweisung, und danach dürfen wir zu viert in einer Raft auf den Balsa River. Es geht gleich zu Beginn richtig los, und wir werden von Anfang an nass. Das Wasser und die Luft sind jedoch angenehm warm, also kein Problem. Wir hören auf die Kommandos von Elmar und paddeln, was das Zeug hält. Es macht riesig Spaß, vor allem wenn die Wellen hoch sind und das Wasser richtig in das Schlauchboot stürzt. So paddeln wir den Fluss hinunter. Es kommt sogar noch ein wenig die Sonne zum Vorschein und auf den ruhigeren Passagen können wir die tolle Landschaft genießen, denn der Fluss führt zeitweise direkt durch den Regenwald und man sieht die Bäume bis ans Ufer wachsen.
Wenig später haben wir in einem ruhigen Abschnitt die Möglichkeit, über Bord zu gehen und uns im Fluss treiben zu lassen. Super schöne Momente, wie man sie sich nur vorstellen kann. Bald wurden wir wieder in das Schlauchboot gezogen und „mussten“ weiter paddeln. Ein paar Stromschnellen später haben wir an einer Sandbank Halt gemacht, um eine Pause einzulegen, während der wir einige Früchte als Snack gereicht bekamen.
Der zweite Abschnitt des Flusses war nicht mehr ganz so anspruchsvoll und so genossen wir es, uns stellenweise einfach nur treiben zu lassen. An einer Stelle jedoch hat uns Elmar noch in eine Stromschnelle hineinmanövriert, so dass das Boot vorne vom Wasser nach unten gedrückt wurde und wir regelrecht von einem großen Schwall Wasser überspült wurden. Echt klasse! Plötzlich war die Tour auch schon viel zu früh zu Ende, und wir hatten die neun Kilometer Wildwasser schadlos hinter uns gebracht. Mit dem Bus ging es noch zum verdienten Mittagessen und anschließend wieder zurück nach La Fortuna.
Zur Entspannung haben wir uns am frühen Abend zu heißen Quellen fahren lassen, in deren Pools wir uns verdientermaßen erholen konnten. Die Quellen befanden sich in einem Hotelkomplex mit allen Annehmlichkeiten und einer Poolbar. Gerade als wir ankamen, hat es zu regnen angefangen. War aber nicht so schlimm, eine Abkühlung am Kopf zu haben, wenn man im warmen Wasser sitzt. Als die ersten Blitze zuckten und der Regen in einen Wolkenbruch überging hat dies Niemanden wirklich interessiert. Wir blieben einfach in den verschiedenen Becken sitzen. Erst als das Gewitter direkt über uns war und das Krachen des Donners sehr laut wurde, haben die meisten Besucher das Wasser verlassen. Wir haben uns in die Bar verzogen und einen Cocktail genossen. Nach einer halben Stunde ist das Gewitter weitergezogen, der Regen blieb und wir sind wieder in die warmen Quellen gestiegen. Das Abendbuffet war nicht so lecker, so dass wir uns in der Stadt noch in eine Bar begeben haben und letztlich ein herrlicher und ereignisreicher Tag zu Ende ging.
Heute hätten wir eigentlich am Morgen mit einem öffentlichen Bus nach San Jose abreisen sollen, aber wir haben für ein paar Dollar mehr einen privaten Kleinbus geordert. Deshalb hätten wir nun einen weiteren halben Tag hier in La Fortuna. Cathy, Kevin, Tiana und ich haben aber heute noch eine Canyoning-Tour gebucht, von der wir nicht vor drei Uhr zurück sein sollten. Netterweise hat die Gruppe zugestimmt, Vieren dies zu ermöglichen und erst um drei Uhr nach San Jose zu fahren. Später kam jedoch die Meldung, dass wir an der Tour wahrscheinlich doch nicht teilnehmen können, weil so viele Leute angemeldet sind und die Tour deshalb nicht vor vier Uhr zu Ende sein wird. Die Lösung ist nun, dass wir Vier am Ende der Tour von unserer Gruppe mit dem Kleinbus abgeholt werden und wir dann direkt nach San Jose fahren. Klasse, dass es doch noch klappt.
Wir fahren wieder in die gleiche Richtung wie gestern, müssen aber wegen der steilen Piste in zwei Geländewagen umsteigen, um an den Einstieg zur Schlucht zu gelangen. Ich freue mich schon auf die Tour, weil Canyoning beim heutigen Dauerregen wohl das Beste ist, was man machen kann. Wir sitzen also im offenen Geländewagen und werden bereits jetzt ziemlich nass. Aber es ist warm. Nach rund 20 Minuten erreichen wir den Einstieg. Wir müssen noch ein Stück gehen und sehen dann die Schlucht. Ziemlich tief unter uns rauscht das Wasser – und zwar gewaltig bei diesem Regen. Zuerst wird uns auch hier wieder alles erklärt. Gleich zu Beginn startet die Tour mit einem Abseilen von rund 40 m. Es geht direkt neben einem herrlichen Wasserfall hinunter, um den Einstig in die Schlucht überhaupt zu bewerkstelligen zu können. Dies klappt sehr gut und macht viel Spaß. Einige Meter über dem Wasser kann man einfach das Seil loslassen und sich ins Wasser fallen lassen. Als dies überstanden ist, geht es weiter zu unserem ersten Sprung. Er ist nicht sehr hoch aber trotzdem schön. Auf der anderen Seite konnte man wieder hochklettern und erneut springen. Es ist einfach klasse, wenn das Wasser warm ist und man keine Neoprensachen braucht, um sich warm zu halten.
Danach gab es einen weiteren kleinen Sprung und man schwimmt anschließend auf die andere Seite, um dort einen Wasserfall hochzuklettern. Gleich daneben seilt man sich an einem weiteren Wasserfall wieder ab. Im Anschluss daran kam die „Waschmaschine“, ein Becken, in dem das Wasser sich derart drehte, dass man nicht mehr wusste, wo oben und unten ist. Während wir uns die Schlucht weiter hinunter bewegten hatte man immer wieder schöne Ausblicke auf diesen naturbelassenen Wasserlauf, seine zahlreichen Wasserfälle und reißenden Strömungen. An den steilen Hängen auf beiden Seiten wuchert üppiges Grün und dazu gesellte sich heute noch der der heftige Regen von oben.
Als nächstes war der Tarzan-Schwung dran. Man konnte sich an einer Leine über ein natürliches Becken schwingen und sich dann fallen lassen. Ein Stück weiter war auch schon das Ende der Tour erreicht, und wir konnten zum Abschluss noch den höchsten Sprung mit rund acht Metern vollführen. Von dort musste man hochklettern, um wieder aus der Schlucht heraus zu kommen. Es war eine klasse Tour, vor allem bei diesem Wetter. Vielleicht ein wenig kurz, aber am Ende haben zwei kalte Bier auch dies entschädigt. Nachdem wir die nassen Sachen gewechselt hatten, ging es noch zum Essen. Dieses Mal war das Restaurant jedoch nicht so gut wie gestern. Wir waren nun aber zeitlich doch so früh fertig, dass wir noch nach La Fortuna zurückgefahren wurden. Am Hotel angekommen, konnten wir gleich umsteigen und sind mit unserer Gruppe nach San Jose gefahren. Am Abend in der Dunkelheit sind wir dort angekommen. Ich habe mir noch schnell einen Happen zu essen geholt und den Abend auch früh beendet.
Heute Morgen brechen wir wieder einmal sehr früh auf und verlassen Costa Rica und reisen nach Panama weiter. Dougy, Cathy und Kevin haben uns in San Jose verlassen, und wir sind nur noch zwölf, die nach Panama weiterreisen. Mit Taxis geht es zur Busstation, und wir sind erneut mit einem öffentlichen Bus unterwegs. Die Fahrt läuft gut und wir erreichen nach rund fünf Stunden die Grenze nach Panama. Die Ausreise ist problemlos, dauert nur etwas, weil die Dame, welche die Ausreisegebühr kassiert, nicht unbedingt die Schnellste ist. Als wir den Ausreisestempel haben gehen wir zu Fuß über die Brücke und reisen nach Panama ein. Zur Einreise muss jeder durch ein Flugticket nachweisen, dass er das Land wieder verlässt. Bei mir schaut sich der Beamte das Stück Papier mehrere Minuten lang an und stempelt letztlich meinen Pass. Wir bekommen mehr oder weniger alle mit ein paar Diskussionen den Stempel in den Pass gedrückt, bis auf Bec, unser Tour Guide. Sie stand rund eine halbe Stunde am Schalter und musste am Ende doch Schmiergeld bezahlen. Gar nicht schön, aber wohl nicht zu vermeiden.
Nach der Grenze ging es mit einem Kleinbus weiter zum Anleger. Dort bestiegen wir ein Boot, um auf die Insel Bocas del Toro überzusetzen. Schon als ich den ersten Blick auf das Boot warf, dachte ich mir, dass es wohl eine schöne Fahrt werden wird. Es handelte sich um ein Motorboot für zwanzig Passagiere, und am Heck waren zwei fette 250-Yamaha-Außenborder zu sehen. Nachdem wir alle Platz genommen hatten, fuhren wir los: aus der Lagune noch recht langsam, aber als wir das offene Meer erreichten, legte unser Bootsführer die Knüppel auf den Tisch, und die beiden Yamahas schoben das Boot merklich an. Das Wasser spritze an beiden Seiten mächtig und wir schossen mit über 40 Knoten unserem Ziel entgegen. Nach knapp einer halben Stunde sind wir auf Bocas angekommen und hatten 40 Liter Sprit verbrannt.
Wir beziehen wieder unser Hotel und gehen anschließend auf Erkundungstour. Diese schließen wir in einer Bar mit Happy Hour ab und kippen ein paar Cocktails. Wieder im Hotel zurück, machen wir in der Bar weiter, so dass der Abend recht feucht und lustig endet.
Heute haben wir einen langsamen Start mit einem Frühstück im Hotel. Wegen des schlechten Wetters findet die heute geplante Katamaran Tour nicht statt. So gehen wir zusammen zunächst in die Stadt und schlendern ein wenig herum.
Als uns ein Typ für kleines Geld anbietet, uns mit dem Boot an den Starfish Beach zu fahren, sagen wir spontan zu und gehen wenig später an Bord seines Boots. Die Fahrt dauert nur knapp eine halbe Stunde an den Seestern-Strand. Sogar die Sonne zeigt sich ein wenig. Der Strand ist recht nett. Es gibt überall Hütten, in denen man essen kann.
Wir sind glücklicherweise bei schlechtem Wetter und in der Nebensaison da, so dass nicht allzu viele Leute den Strand bevölkern. Zuerst nutze ich die Gelegenheit und spaziere die Küste entlang auf der Suche nach Fotomotiven. Ein paar Palmen zeigten sich recht fotogen. Wieder zurück am Seestern Strand hatten sind die Wolken zugezogen. Ich nehme ein Bier und gehe anschließend ins Wasser, um zu planschen. So vergeht die Zeit, bis es anfängt zu schütten. Das Beste in dieser Situation ist es einfach schwimmen zu gehen. So verbringe ich die Stunde im Wasser.
Danach entscheiden wir uns dazu, früher zurück zu fahren und besteigen wieder unser Boot, welches uns mit Höchstgeschwindigkeit nach Bocas del Torro zurückbringt. Frische Klamotten, eine Dusche und ich fühle mich wieder gut. Am Abend gehen wir indisch essen.
Wir brechen heute Morgen auf und verlassen Bocas. Mit dem Schnellboot geht es wieder flott zur Küste zurück. Wir sind noch vor dem Regen am Anleger und können uns mit unserem Kleinbus auf den Weg machen. Wir haben uns mal wieder dazu entschieden, für ein paar Dollar mehr den öffentlichen durch einen privaten Bus zu ersetzen. Doch leider treffen wir nach einer halben Stunde Fahrt auf eine Straßenblockade, weil irgendwelche Leute gegen irgendetwas demonstrieren. Es dauert knapp zwei Stunden bis Bec zu einer Lösung kommt. Wir geben unseren privaten Bus auf, schnappen unser Gepäck und gehen zu Fuß durch die Straßensperre, nachdem Bec die Leute mit „Nachdruck“ überredet hat. Auf der anderen Seite wartet dann ein anderer Kleinbus, der uns bis zur nächsten Straßenblockade fährt. Dort steigen wir wieder aus, packen unsere Rücksäcke auf den Rücken und latschen zu Fuß durch die Blockade. Auf der anderen Seite gibt es erst einmal ein bisschen Chaos. Bec muss erst klären, wie wir weiterkommen. Wir warten. Nach rund einer halben Stunde taucht ein großer Bus auf. Wir steigen ein. Nach einem recht langwierigen Wendemanöver sind wir unterwegs. Die Klimaanlage bläst mich direkt an, und mir ist kalt. Nach mehr als zwei Stunden erreichen wir das Busterminal in David. Es war also der öffentliche Bus, mit dem wir unterwegs waren. Hier steigen wir in einen Chicken-Bus nach Boquete um. Dieser ist ein alter amerikanischer Schulbus und man sitzt auch so unkomfortabel, wie es von außen aussieht. Nach einer recht abenteuerlichen Fahrt erreichen wir nach einer weiteren Stunde schlussendlich unser heutiges Ziel. Wir gehen schnell noch was essen und kaufen noch ein paar Getränke für die Hostel-Terrasse.
Nachdem es gestern recht sonnig und heiter war, als wir ankamen, regnet es heute Morgen mal wieder heftig. Ich habe eine Tour auf eine Kaffee-Plantage gebucht. Wir werden mit einem Kleinbus abgeholt und zur Plantage gefahren. Wir setzen uns unter einem Dach im Halbkreis. Carlos, unser Guide erzählt, während es immer noch regnet, wie sich Boquete als Stadt und als Kaffeeanbaugebiet in den letzten Jahren verändert hat und welches die Unterschiede zu anderen Kaffee produzierenden Ländern sind. Mir war nicht bekannt, dass Panama eines der wenigen Länder ist, in denen jeder Kaffeebauer seine Bohnen frei verkaufen darf und nicht gezwungen ist, diesen an die Regierung oder an eine zentrale Kooperative zu liefern und zu verkaufen. Deshalb existieren auch heute noch rund 500 Kaffeeproduzenten in Boquete mit unterschiedlich großen Anbauflächen. Leider geht die produzierte Menge von Jahr zu Jahr zurück, weil amerikanische Investoren Boquete als Rentnerparadies für sehr reiche Amerikaner entdeckt haben. Sie kaufen Kaffeeplantagen auf, roden die Bäume und bauen Ferienhäuser in geschlossenen, bewachten Kommunen. Vieles ist zwar illegal, aber mit Geld lässt sich in diesem Land leider recht viel regeln.
Es hört auf zu regnen und wir gehen in die Plantage. Es wird Arabica Kaffee angebaut, der nur zwischen 800 und 1.500 m über Meeresspiegel gedeihen kann. Die Bäume brauchen viel Feuchtigkeit, aber auch Schatten. So wachsen zwischen den Kaffeebäumen auch Bananen, Mangos, Orangen, Bohnen und noch anderes. Diese Vielfalt hilft dem Boden und somit der Qualität des Kaffees. Die sechsmonatige Erntezeit hat gerade begonnen, wir können schon rote Früchte an den Bäumen sehen, die dann einzeln zu pflücken sind. So streifen wir über die Plantage, Carlos zeigt uns die verschiedenen Sorten, deren Vielfalt fast größer ist als bei Wein. Sogar wir können dies an den unterschiedlichen Blattstrukturen erkennen. Auch die Größe der Früchte variiert je nach Sorte. Dabei erzählt Carlos auch, was man im Einzelnen machen muss, um einen neuen Baum zu ziehen. Einige aus unserer Gruppe wollen dies nun zu Hause versuchen.
Danach gehen wir in die Verarbeitung und schauen uns dort die einzelnen Prozessschritte an, wie aus der Frucht schlussendlich die grüne Kaffeebohne wird. Es ist recht aufwändig und benötigt viel Zeit. Zuerst werden die Bohnen in einem Schwemmprozess sortiert. Die schlechten Früchte schwimmen auf und werden abgeschöpft, als zweites wird das Fruchtfleisch die Fruchthaut abgequetscht. Danach muss die Bohne fermentiert werden, damit sich der Schleim verflüssigt und abgewaschen werden kann. Als nächstes werden die Bohnen getrocknet, was durchaus mehrere Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen kann. Im darauf folgenden Prozessschritt muss nun das Pergament- und auch das Silberhäutchen abgeschält werden. Die Sortierung ist der letzte Prozess vor dem Rösten, im Verlauf dessen noch Verunreinigungen entfernt und die Bohnen nach Größe sortiert werden. Dann sind die grünen Kaffeebohnen fertig zum Verkauf. Ruiz Café produziert ungefähr 2.500 Tonnen pro Jahr auf seinen elf Kaffeeplantagen hier in Boquete und gehört damit wohl zu den größeren Produzenten.
Im Versuchslabor erklärt uns Carlos zum Abschluss auf der Plantage das Rösten, welches keine große Sache ist, aber von den weltweit großen Kaffeeröstern als eine solche dargestellt und vermarktet wird. Im Grunde reicht eine Pfanne, um die Bohnen zu rösten. Lediglich die Farbe der Bohnen bestimmt, ob es sich um eine leichte, mittlere, eine mittel-starke oder extrastarke Röstung handelt.
Ganz interessant fand ich zu erfahren, dass leicht und mittel geröstete Bohnen am meisten Geschmack und Koffein enthalten, während stark geröstete Bohnen ihren Geschmack und auch das Koffein verlieren und deshalb bitterer schmecken. Minderwertige Bohnen werden daher stark geröstet, um die schlechtere Qualität zu verbergen. Ebenfalls überraschend war zu erfahren, dass löslicher Kaffee aus dem Abfall des ersten Schwemmprozesses hergestellt wird. Dazu werden die schlechten Bohnen weder vom Fruchtfleisch noch von anhängenden Stängeln befreit, sondern einfach nur geröstet und dann pulverisiert. Carlos erklärt uns zudem, dass ein guter Kaffee ohne Milch und Zucker getrunken werden sollte, damit die Aromen richtig zur Geltung kommen können. Nur bitterer und qualitativ schlechterer Kaffee benötigt Milch und Zucker. Deshalb meinte er noch zum Schluss, dass Starbucks und Co. Kaffee an Leute verkaufen, die im Grunde gar keinen Kaffee mögen. Ich fand das recht treffend.
Zum Ende der Tour werden wir noch ins Café gefahren und dürfen dort unterschiedliche Röstungen und Sorten probieren. Ich wurde durch diese Tour zwar nicht zum Experten, aber es war hoch interessant, und ein bisschen schlauer bin ich doch geworden.
Den Nachmittag vertrödele ich ein bisschen im Dorf und lasse mir den Bart rasieren. Am Abend gehe ich eine Pizza essen, kehre anschließend noch in eine Hausbrauerei ein und gönne mir ein lokales Weizenbier.
Die Dorfdisko hat heute Nacht so aufgedreht, dass ich mir überlegt hatte, einfach aufzustehen und rüber zu gehen. Egal. Heute geht es zum Fluchtpunkt Panama-Stadt. Wir sind die erste Gruppe, die nicht zwölf Stunden mit dem Bus fahren muss, sondern wir nehmen einen Flug von David aus. Nichtsdestotrotz brechen wir früh auf und fahren mit einem Kleinbus runter zum Flughafen. Ich bin etwas überrascht über den modernen Terminal.
Wir fliegen mit einem Jet und sind nach etwas mehr als einer halben Stunde in Panama-Stadt. Das Wetter ist sonnig und warm. Mit drei Taxis fahren wir in unser Hotel. Da wir dort noch nicht einchecken können, sind wir mit den Taxis gleich zu einer Tour durch die Stadt aufgebrochen.
Zuerst ging es auf den Cerro Ancon, um einen Blick auf die Stadt und den Kanal zu werfen. Die drei verschiedenen Ausblicke sind sehr schön und sehenswert. Danach fuhren wir weiter in die Altstadt. Diese ist auch sehenswert wegen der zahlreichen Kolonialhäuser. Zudem sind viele Häuser sehr gut renoviert. Ich bin aber trotzdem überrascht wie viele Ruinen und renovierungsbedürftige Häuser es gibt. Dies hätte ich so nicht erwartet hier in Panama-Stadt. Ich schlendere durch die Gassen, fotografiere und gehe noch in einer hübschen Bar ein Bier trinken. Wohl gerade zur rechten Zeit, denn als der Kellner mir mein Bier hinstellt, fängt es draußen kurz zu schütten an, ist aber nach einer viertel Stunde auch schon vorbei. Ich schaue mich anschließend noch etwas um und nehme dann ein Taxi zurück ins Hotel.
Dort kann ich ins Zimmer einchecken. Zu meiner Freude erhalte ich die Bestätigung meiner morgigen Panama-Kanal-Tour, die ich nun doch gebucht habe, obwohl ich vor ein paar Tagen mir wenig darunter vorstellen konnte.
Ansonsten mache ich mich frisch und packe komplett um, um rechtzeitig zum Abschiedsessen fertig zu sein. Da es heute unser letzter gemeinsamer Abend ist und morgen wieder jeder seiner Wege geht, wollen wir nochmals gemeinsam in einem guten Restaurant essen gehen.
Deshalb fahren wir zum Balbora Jacht Club am Amador Causeway raus. Wir sind entsprechend früh dran um auch den Sonnenuntergang mitzunehmen. Das Restaurant liegt direkt an der Kanalzufahrt und wir können beobachten, welche Schiffe vorbeikommen. Auch haben wir einen schönen Blick auf die Puente de las Américas, die große Stahlbogenbrücke über den Kanal. Der Fisch schmeckt lecker, und es ist ein schöner Abend, der in der Bar des Hotels ausklingt.
Puente de las Américas
Puente de las Américas
Minas-Flores-Schleusen
Minas-Flores-Schleusen
Pedro-Miguel-Schleusen
Treidelloks
Minas-Flores-Schleusen
Pedro-Miguel-Schleusen
Puente Centenario
Gaillard-Durchstich
Panama Kanal
Panamax Containerschiff
Heute muss ich wieder früh raus, um mit dem Taxi zum Ausgangspunkt der Kanal-Tour am La Playita am Amador Causeway zu fahren. Obwohl ich den Gutschein der Tour nicht runterladen und ausdrucken konnte, war es kein Problem. Ich habe bezahlt und bekam mein Ticket. Da ich doch sehr früh da bin, spaziere ich noch ein wenig herum und fotografiere während des Sonnenaufgangs. Als ich wieder zurück bin, wimmelt es nur so von Leuten und ich bin froh, so früh dagewesen zu sein. Deshalb kann ich gleich das Schiff besteigen, als das Tor geöffnet wird. Ich suche mir vorne einen Platz mit guter Sicht aus. Bis es losgeht vergeht noch einige Zeit, die zum Teil mit dem angebotenen Frühstück überbrückt wird. Als die Masse von Leuten an Bord ist und die Kanalbehörden eine Passage freigegeben haben, legen wir ab und fahren in Richtung Kanalzufahrt.
Es sind sehr viele Schiffe zu sehen, die weit draußen auf Reede liegen und auf die Durchfahrt warten. Wie uns mitgeteilt wird, liegt die übliche Wartezeit zwischen 33 und 44 Stunden. Wir werden wieder langsamer, denn der Lotse kommt an Bord, ohne den es im Kanal für Niemanden eine Durchfahrt gibt. Als dieser an Bord ist und das Kommando übernommen hat, geht es weiter.
Vor uns liegt die Kanaleinfahrt mit der prächtigen Puente de las Américas. Rechts ist die überraschend beeindruckende Skyline von Panama-Stadt zu sehen. Es herrscht reger Schiffsverkehr, und es wird nicht langweilig bis wir nach rund einer Stunde unter der Brücke hindurch gleiten. Direkt vor uns ist nun die gigantische Baustelle der neuen Schleusen zu sehen. Rechter Hand liegt der Hafen von Panama-Stadt, in dem die Container der für den Kanal zu großen Schiffe entladen und später per Eisenbahn auf die Atlantik Seite transportiert werden. Dazwischen liegen die Mina-Flores-Schleusen.
Da unser Touri-Tourschiff viel zu klein ist, um separat geschleust zu werden, warten wir im Hafenbecken auf ein größeres Frachtschiff, welches uns auch gleich nachgefolgt ist. Es ist die Jasmine C aus Cowes in England: ein voll beladener Massengutfrachter. Diesem Schiff werden wir nun folgen und zusammen geschleust werden. Das Gute daran ist, dass ich somit das Einfahren in die Schleusen und das Fixieren der Schiffe mit den berühmten Treidelloks hautnah erleben kann. Unser Schiff ist währenddessen mit in die Kammer eingefahren. Die Schleusen sind schon gewaltig groß und müssen vor hundert Jahren, als sie gebaut wurden, noch viel gewaltiger gewirkt haben.
Die Schiffe werden in nur acht Minuten um rund neun Meter angehoben. Dazu ist es notwendig, die Schleusenkammer mit rund 100.000 m³ Wasser zu füllen. Das heißt, es fließen ca. 200 m²/s Wasser in die Kammer. Oder als Vergleich: In ca. 10 Sekunden wäre ein Olympia Schwimmbecken gefüllt. Dafür gibt es entsprechende Zulaufkanäle mit mehreren Metern Durchmesser, die das Wasser von unten in die Kammer leiten. Es wird also nicht, wie bei kleineren Schleusen üblich, das Schleusentor einen Spalt geöffnet, um die Kammer zu füllen.
Als die Zuläufe geöffnet werden, hat man den Eindruck als ob das Wasser um einen herum anfängt zu kochen. Sehr beeindruckend. Als der Ausgleich erreicht ist, öffnen sich die Schleusentore und man kann ausfahren. Wir benötigen bei der Größe der Kammer keine Hilfe. Es ist aber nun gut zu beobachten, wie die vier Treidelloks arbeiten und die Jasmine C immer in der Mitte halten, während diese aus eigener Kraft ausfährt.
So haben wir die erste Stufe der Minas-Flores-Schleusen überwunden und fahren direkt in die zweite Kammer ein. Hier passiert das Gleiche, wie gerade eben, noch einmal. Als wir die Schleusen hinter uns haben, fahren wir über den Minas-Flores-See, bevor es in die Pedro-Miguel-Schleusen geht. Hier gibt es nur eine Stufe und somit nur eine Kammer. Wir können jedoch gut zuschauen, wie in der benachbarten Kammer gerade die „Odigitria“ nach oben geschleust wird. Bei dem doch deutlich größeren Pott geht das Ein- und Ausfahren aus der Kammer deutlich langsamer vonstatten, weil er gerade mal ein paar Zentimeter Spielraum auf beiden Seiten zu den Kammerwänden hat.
Nachdem wir auch die Pedro-Miguel-Schleusen überwunden haben, befinden wir uns auf dem Höhenniveau des Gatun Sees. Wir müssen uns nicht mehr an die Jasmine C anpassen und überholen. Zuerst unterqueren wir die Schrägseilbrücke Puente Centenario, die die „Panamericana“ über den Kanal führt, um dann den sogenannten Gaillard-Durchstich zu durchfahren. Hier mussten die Kanalbauer eine Bergkette mit rund hundert Meter Höhe durchbrechen. Die Höhe und die Breite und somit die Größe des Durchstichs ist auch heute noch sehr eindrucksvoll. Wenn man dies vor Augen hat, kann man sich die gewaltigen Schwierigkeiten beim Bau vor mehr als hundert Jahren gut vorstellen.
Der Kanal schlängelt sich anschließend so dahin, wobei uns alle paar Minuten ein großer Pott entgegen kommt. Zuerst ein Öltanker, dann ein Stückgutfrachter, gleich darauf ein Spezial Tanker, ein großer Flüssiggastanker ist als nächstes zu sehen, und zu guter Letzt taucht sozusagen noch ein Panamax Containerfrachter auf. Man merkt also recht schnell, dass sich die Weltschifffahrt hier an diesem Nadelöhr trifft. Unsere Halbtagestour endet in Gaborn, so dass wir nicht mehr auf den Gatun See hinausfahren. Dafür können wir beim Verlassen des Schiffs noch die Baggerarbeiten zum Ausbau des Kanals beobachten, und es liegt in diesem Hafen auch ein ehemaliger Schwimmkran aus den dreißiger Jahren, der heute dafür eingesetzt wird, die bis zu 700 Tonnen schweren Schleusentore für Wartungsarbeiten zu heben.
Die bereitgestellten Busse bringen uns wieder in die Stadt zurück, und meine halbtägige Kanalfahrt geht schon zu Ende.
Im Hotel darf ich netterweise in Becs Zimmer eine Dusche nehmen. Ich ziehe mir frische Sachen an, bestelle ein Taxi, schnappe meinen Rucksack und mache mich auf den Weg zum Flughafen. Keine drei Stunden später sitze ich auch schon im Flieger nach Europa zurück. Es war also heute nochmals ein Highlight zu Abschluss meiner Mittelamerika-Reise. Ich bin froh, die Kanaltour gemacht zu haben. Die war echt klasse!
Nach einem ruhigen und angenehmen Flug lande ich im sonnigen Madrid und kann mich auf Winterwetter in Deutschland einrichten. Nach weiteren zwei Stunden Flug bin ich wieder zu Hause.