Brigitte holt mich morgens in der Frühe ab und wir fahren nach Norden. Denn bevor es von Bremen aus nach Toronto, Kanada geht feiern wir heute Abend erst noch die Hochzeit von Carola & Ralf. Wir kommen gut voran, der Rückreiseverkehr der Nordlichter ist nicht so stark wie wir erwartet, aber dennoch merklich. Wir biegen glücklicherweise rechtzeitig vor einem Stau auf der A7 ab und erreichen Bremen ohne Zwischenfälle. In Bremen checken wir erst einmal luxuriös in das Atlantik Airporthotel ein, trafen dort Ariane und Rupert, werfen uns in Schale und fahren zur Kirche. Es ist eine schlichte, alte und sehr schöne norddeutsche Dorfkirche in der die Beiden getraut werden. Die Pfarrerin gestaltete eine aufgelockerte und sehr schöne Zeremonie, nur leider waren wir anwesenden Gäste wenig textsicher beim Singen der Kirchenlieder. Anschließend hat sich das glückliche Brautpaar kurz zum Foto-Shooting verabschiedet, während sich der Rest der Hochzeitsgesellschaft beim Sekt-Empfang im Restaurant kennerlernte. Als kurze Zeit später Carola & Ralf eintrafen konnte die Feier beginnen. Bei schmackhaften Essen und diversen Aufführungen unterhielt man sich angeregt, bis nach dem Dessert die Tische etwas zusammengeschoben wurden und die Band zum Tanz aufspielte. Bis in die frühen Morgenstunden haben wir gefeiert und gelacht, und ich wünsche den beiden auch an dieser Stelle alles Gute!
Während die anderen morgen früh wieder Richtung Heimat fahren werde ich in den Urlaub starten. Ich freue mich schon darauf und bin gespannt. Meine Kollegen jedenfalls haben schon gefrotzelt das verlorenes Gepäck bei Northwest nichts Ungewöhnliches ist und ich mich schon mal darauf einstellen soll. Na ja, einen zweiten Satz Klamotten werde ich trotzdem nicht ins Handgepäck genommen, sondern einfach mal abwarten was passiert und weitersehen.
Ich bin wieder einmal auf einem Flughafen, habe eingecheckt und warte auf den Abflug nach Amsterdam. Heute Morgen war es ein richtig tolles Gefühl nach dem Frühstück im Hotel einfach nur über die Straße zu gehen und im Abflugterminal zu stehen, ohne großartig mit dem Auto rumkurven zu müssen. Der Airport hier in Bremen ist ein sehr kleiner, jedoch netter Flughafen und bei mir macht sich wieder richtiges Fernweh breit, als ich so am Check-in Schalter stand. Jetzt geht es erst einmal mit Eurowings nach Amsterdam und später nach Detroit. Ich gerade erfahren habe muss ich als Transferpassagier in Detroit mein Gepäck selbständig durch den Zoll schleppen um anschließend nach Toronto wieder neu einzuchecken! Schwachsinn! Aber so sind die Staaten eben, das freiste und unkomplizierteste Land der Erde!
Wir fahren mit einem Bus hinaus zur Maschine auf das Rollfeld und ich musste feststellen, dass ich zum ersten Mal mit einer Propellermaschine unterwegs bin. Die Kabine ist sehr klein und die Maschine voll. Mit Armin, meinem Sitznachbarn unterhalte ich mich über Belüftungsanlagen in der Viehhaltung. Er ist für einen Tag auf dem Weg nach Tokyo um dort mit seinen asiatischen Geschäftspartnern über eine neue Anlage für 1,5 Mio. Hühner zu sprechen. Dies ist sicherlich ein typischer Zubringerflug, denn es aussieht so aus, als ob die wenigsten Passagiere in Amsterdam bleiben und die meisten Leute sowieso geschäftlich unterwegs sind.
Da wir vom gleichen Terminal weiterfliegen trinke ich mit Armin zusammen noch einen Kaffee und verabschiede mich nach einer Stunde zum Boarding. Am Gate herrscht schon dichtes Gedränge und die Leute besteigen in der Reihenfolge von farbigen Karten den Flieger. Wie ich später erfahre ist der Jumbo mit 475 Passagieren, plus Besatzung vollgestopft. Wenn man sieht wie lange das Boarding bei dieser Anzahl von Passagieren gedauert hat fragt man sich wie die großen internationalen Airports einen Flieger wie den geplanten Airbus A3XX mit über 600 Passagiere verkraften sollen? Das ist wohl noch ein großes, und vor allem ungelöstes Problem.
Der Flug nach Detroit war ganz angenehm und auch der Zoll hier in Amiland wollte nichts von mir. Jedoch habe ich hier 5 Stunden Aufenthalt, versuche die Zeit totzuschlagen und warte darauf, dass es um 21.30Uhr das letzte, kurze Stück noch weitergeht. Ich bin ziemlich müde und schaue ein bisschen TV. Während ein paar Bilder des Formel 1 Grand Prix’s über den Bildschirm huschen lerne ich noch jemand aus Guatemala kennen, der auch gerade aus Deutschland kommt und das letzte Jahr über in Freiburg studiert hat. Wir unterhalten uns noch recht nett und so vergeht die Zeit etwas schneller.
Nach einem halbstündigen Flug will ich eigentlich nur noch ins Bett, aber an der kanadischen Immigration bekomme ich erst einmal Schwierigkeiten. Den Beamten gefällt wohl meine Planlosigkeit nicht und somit werden ich zu einem halbstündigen Gespräch gebeten in dem ich so einiges zu erklären hatte. Bosch war Ihr schon bekannt, als sie mich nach meinem Arbeitgeber fragte, jedoch habe ich ganz bewusst meine Visitenkarten und den Ausweis zu Hause gelassen, so dass ich diese Aussage nicht explizit beweisen konnte. Jedoch, nachdem ich mich in keine Widersprüche bezüglich Ausreisedatum und sonstigen verwickelt habe durfte ich schließlich doch einreisen und wurde zum Abschluss ermahnt in Zukunft bei einer Reise nach Kanada besser vorbereitet zu sein.
Meine „Planlosigkeit“ tritt anschließend gleich ziemlich krass zu Tage. Ich steige am falschen Ende der Stadt aus den Shuttle Bus, laufe in die falsche Richtung und finde deshalb die Jugendherberge nicht. Es ist mittlerweile 0.15Uhr, mir reicht es und ich nehme ein Taxi, welches mich auch wenig später vor der Tür des Hostels absetzt. Meine Reservierung steht noch, ich kann einchecken und falle todmüde ins Bett.
Nach einer erfrischenden Dusche habe ich mich auf den Weg in die Stadt gemacht. In einem netten Cafe habe ich erst einmal zwei Croissants und einen Pot voll Kaffee zum Frühstück eingeworfen. Frisch gestärkt ging es anschließend zum CN-Tower, dem höchsten Gebäude der Welt. 553m Stahl und Beton sind schon sehr beeindruckend und natürlich musste ich zur Aussichtsplattform hochfahren. Der Aufzug bringt einen in knapp einer Minute auf ca. 350m Höhe, von wo aus man eine phantastische Aussicht hat. Der gigantische Lake Ontario liegt einem zu Füßen und doch selbst aus dieser Höhe ist kein weiteres Ufer des Sees zu sehen, so dass von Horizont zu Horizont nur Wasser zu erblicken ist. Man kann es sich kaum vorstellen, dass dies ein See sein soll. Ein besonderer Gag hier oben ist der in die Plattform eingelassene Glassboden, durch den man senkrecht in die Tiefe schauen kann und wohl bei einigen Besuchern zu erhöhtem Blutdruck geführt hat.
Als ich nachher sozusagen wieder festen Boden unter den Füßen hatte, habe ich mich erst einmal auf einer Parkbank niedergelassen, meinen Reiseführer gelesen und mir ein paar Gedanken gemacht wie es in den nächsten Tagen weitergehen kann. Später war ich in China Town, jedoch nicht um mich umzuschauen, sondern einfach um etwas zum Mittag zu essen. Im Eaton Shopping-Center, dem größten Einkaufscenter in Kanada habe ich hinterher erst einmal ein paar Straßenkarten gekauft um mit dem Auto nicht in die falsche Richtung zu fahren.
Wieder im Hostel zurück traf ich noch Mohamed aus Kairo. Er ist auch erst in Kanada angekommen, hat in den letzten Jahren Maschinenbau studiert und wird in den nächsten fünf Jahren hier in Toronto seinen Doktor machen. Wie er erzählt ist er auf Zimmersuche, was für einen vernünftigen Preis gar nicht so einfach zu sein scheint, denn er sitzt schon seit Tagen vor der Zeitung und hängt am Telefon.
Ich sitze im gleichen Cafe wie gestern und frühstücke wieder. Ich weiß noch nicht genau was ich heute vor habe, vielleicht gehe ich mal in Richtung Wasser.
Nun stehe ich in der Yong Street direkt am Wasser und mir fällt ein, dass dies ein historischer Ort in Kanada sein muss. Nicht nur das Yonge Street mit über 1.900km die längste Straße der Welt ist (nicht zu verwechseln mit dem längsten Highway), sondern weil sie als ein Symbol für die Erschließung des Landes gilt und nach Sir Georg Yonge benannt ist. Das Hochhaus direkt am Wasser ist „One Yonge Street“, sozusagen die „erste Adresse“ des Landes und der heutige Sitz des Toronto Stars, der größten Zeitung des Landes.
Von hier aus legt auch die Fähre zu den Toronto Islands ab und ich entschließe mich spontan hinüberzufahren. Nach zehn Minuten Fahrt und einem tollen Blick zurück auf die Skyline von Toronto befinde ich mich auf den Inseln, welche gleichzeitig der dem Zentrum am nächstgelegene Park ist. Dort habe ich den Morgen am Strand verbracht und musste wirklich probieren ob es sich um Süßwasser handelt, weil es einfach kaum zu Glauben ist.
In „Center Village“, einem alten Vergnügungspark auf der Insel bin ich auch noch vorbeigekommen. Kinder bevölkern zu Hunderten die einzelnen Karussells und Bahnen und hatten sichtlich Spaß daran. Nachdem ich mich dort ein bisschen umgeschaut habe wanderte ich wieder in Richtung Fährstation und führ in die City zurück.
Gegen Nachmittag ging ich noch auf eine „Walking Tour“ durch Toronto Downtown, die jemand aus dem Hostel organisiert hat. Wie ich immer wieder feststelle, ist es einfach etwas Anderes von einem Einheimischen durch eine Stadt geführt zu werden. Jedenfalls konnten wir Ecken der Stadt entdecken, die wir sonst wohl nicht gesehen hätten. In Chinatown haben wir noch zu Abend gegessen und anschließend zum Abschluss unserer „Walking Tour“ noch ein schönes Bier in einem Pub in der Nähe des Hostels geschluckt.
Heute Morgen habe ich nun mein Mietwagen abgeholt. Die ganzen Formalitäten waren derartig schnell erledigt, dass ich kurz danach schon in der morgendlichen Rush-Hour stand und mich durch den Verkehr schlängelte. Als ich weiter aus der Metropole herauskam wurde der Verkehr immer weniger und ich konnte entspannt nach Norden, nach Collingwood fahren. In der Blue Mountain Auberge, einem ehemaligen Hostel steige ich heute ab, in dem während der Sommerzeit Backpacker zu günstigen Konditionen übernachten dürfen. Der Blick von der Terrasse ist kaum zu übertreffen, weil die Georgian Bay des Lake Hurion sich bis zum Horizont erstreckt. Zu meiner Überraschung treffe ich hier Stefanie wieder und erkenne sie erst als sie die Sonnenbrille abnimmt. Mit ihr hatte ich mich noch vorgestern Abend vor dem Hostel in Toronto unterhalten. Was für ein Zufall, sie ist mit einer Tour hier. Jenny, die Tourführerin hat mich gleich eingeladen heute Nachmittag auf eine Wanderung in den Blue Mountains mit zu kommen. So sind wir wenig später aufgebrochen und haben die Gegend zu Fuß erkundet. Währenddessen sind wir noch an einem kleinen See vorbeigekommen in dem wir flugs baden gingen. Auf dem Rückweg durch den Wald konnte man schon vereinzelt die Färbung des Herbsts an den Bäumen erkennen. Die frische Luft und die unglaubliche Stille und Abgeschiedenheit ist wohl das ganze Jahr über zu erleben. Viel Spaß hatten wir auch noch am Abend, als wir zusammen gegrillt haben und anschließend bei einem Bier um ein Lagerfeuer gesessen sind.
Nach dem Frühstück auf dem Balkon mit dieser tollen Aussicht auf den See habe ich mich dazu entschlossen mich auch heute den anderen anzuschließen. Wir fahren wieder in die Blue Mountains hinein, jedoch nicht zum Wandern, sondern zum Klettern! Ich bin ja mal gespannt wie es wird, da ich mich bis jetzt nicht an steile Felsen gewagt habe.
Nach einer kurzen Fahrt über abgeschiedene Straßen stellt Jenny den Van ab. Wir befinden uns am berühmten Bruce Trail, der sich durch die Blue Mountains zieht und an dessen Rande sich unser heutiges Klettergebiet befindet.
Während Jenny die erste Kletterroute als „Top Robe“ in den Felsen vorbereitet gehen wir auf einen kleinen Rundgang, der uns in den sogenannten „Kühlschrank“ führt. Hier zwischen den Felsen wo kaum die Sonne hinscheint ist es sicherlich um 10°C kälter und die Luftfeuchtigkeit beträgt fast hundert Prozent. Unser Atem wird unvermittelt sichtbar. Die Moose, das morsche Holz und die feuchten Felsen geben dem Ganzen eine fast schon gespenstische Atmosphäre.
Unsere erste Klettertour ist gerade einmal fünf Meter hoch, Jenny erklärt genau worauf es beim Klettern ankommt und ich versuche es anschließend als Erster. Ich musste jedoch gleich beim Einstieg feststellen, dass es gar nicht so einfach ist wie es von unten aussieht. Aber nach den ersten Griffen lief es besser, so dass ich es schließlich geschafft habe, wie auch alle anderen nach mir. Die zweite Route war mit 12m etwas höher, lag in der Sonne und war besser zu klettern, weil der Fels trocken war. Hier hat es Spaß gemacht, ich kam zügig nach oben und man hatte sogar einen ganz netten Ausblick als Belohnung.
Nach einem kurzen Mittagessen hatte Jenny auch schon die dritte Klettertour in der Wand vorbereitet, die nun schon 20 Meter in die Höhe ging. Der Einstieg war eigentlich ganz einfach, dennoch konnte ich mich nicht halten und fiel ins Seil. Beim zweiten Anlauf hat es besser geklappt und ich habe schnell an Höhe gewonnen, bis ich zu den letzten Metern gekommen bin. Hier musste man sich in einem kleinen Kamin ganz nach oben schieben bis man schließlich wieder einen vernünftigen Griff erreichen konnte um sich letztendlich zum Karabiner hinaufzuziehen. Dort drin konnte man sich kaum bewegen und ich war froh, als ich wieder mehr Platz um mich herumhatte. Das anschließende Abseilen machte viel Spaß, weil man sich einfach nur mit den Füßen vom Fels abdrückt und in die Tiefe gleitet. Zwischendurch durfte man auch die anderen am Seil sichern, was viel Aufmerksamkeit erfordert und Spaß macht. Zum Abschluss unseres Tages haben noch einige von uns den höchsten Aufstieg, eine 28m Tour versucht. Leider ging mir irgendwie bei der Hälfte der Stecke die Kraft aus oder ich konnte keinen vernünftigen Tritt mehr finden, so genau weiß ich es auch nicht mehr, — jedenfalls spürte ich das mich ich nicht mehr halten konnte und empfing eine eigenartige Beklemmung als ich nach unten sah und damit rechnete gleich zu fallen. Das Seil fing mich natürlich auf, ich pendelte einige Male hin und her und konnte mich unbeschadet wieder abseilen. Einen weiteren Versuch wollte ich jedoch nicht wieder starten, so dass wir anschließend zusammenpackten und uns auf den Rückweg machten. Jenny und die anderen der Tour fuhren gleich danach nach Toronto zurück, so dass heute Abend nur noch Bastian und ich in der Auberge waren. So gingen wir am Abend zusammen noch ins Dorf um eine Pizza zu essen, bevor sich der Tag zu Ende neigte.
Ich sitze hier am Wasaga Strand, dem längsten Strand an einem See, schaue hinaus aufs Wasser, frühstücke und genieße die warme Morgensonne. Die Auberge habe ich heute Morgen wieder verlassen, den ich will nach Parry Sound, dem Ausgangsort zu den „30.000 Islands“ in der Georgian Bay des Lakes Hurion. Ob es wirklich so viele Inseln sind weiß wohl kein Mensch, jedenfalls sind es sehr, sehr viele wie ich auf einer Bootsfahrt durch das Labyrinth der Inseln und Buchten feststelle. Wenn man über die Reling aus schaut sieht die Landschaft genau so aus wie man sich Kanada klischeehaft vorstellt. Auf den Inseln sind häufig Häuser mit Landungsstegen und den dazugehörigen Booten zu sehen. Es gibt nur Wald, Felsen und viel Wasser, aber man entdeckt auch überraschendes, wie eine Kneipe die nur mit einem Boot zu erreichen ist. Nach zirka drei Stunden bin ich wieder zurück in Parry Sound und verlassen die „Island Queen“ wieder um mich auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht zu machen. In diesem Ort gibt es aber kein Backpacker Hostel. Es ist schon relativ spät und ich entschließe mich weiter nach Norden zu fahren um auf der Strecke irgendwo in einem Motel abzusteigen. Mit meinem Auto bin ich natürlich absolut flexibel, aber meines Erachtens gibt es irgendwie zu wenig Backpacker Hostels oder andere billige Übernachtungsmöglichkeiten. Als ich in Point au Baril vorbeikomme sehe ich noch ein Motel und entscheide mich die Nacht hier zu verbringen. Es ist zwar schon ein altes Motel aber für eine Nacht geht eigentlich alles was nicht gerade feucht und kalt ist.
Seit einer Stunde sitze ich nun schon auf dem Bett und schaue auf die Karte, lese im Reiseführer und versuche auszuknobeln wohin ich morgen fahren will. Backpacker gibt es in dieser Gegend wohl keine und somit werde ich wohl wieder in so einem „langweiligen“ Motel übernachten in dem man niemand anders sieht und trifft. Das Einzige was nun wirklich definitiv feststeht ist, dass ich morgen unbedingt meine Klamotten waschen muss. Deshalb werde ich morgen in die nächst größere Ansiedlung nach Sudbury fahren, wo es auch eine große Nickelmine gibt. Was ich allerdings anschließend mache ist mir noch nicht ganz klar.
Die Nacht habe ich, im doch ziemlich muffigen Motel gut verbracht und bin früh aufgebrochen um nach Subury zu fahren. Dort habe ich auch gleich eine Laundry gefunden in der ich nun meine Klamotten wasche. Das Wetter ist heute nicht gerade toll, es ist bewölkt und nieselt ein bisschen. Während die Klamotten trocken gehe ich hinüber ins Shopping-Center um einen Kaffee zu trinken.
Anschließend war ich auf der Suche nach dem „Big Nickel“, einer riesigen 5 Cent Münze die als Monument auf einem Hügel stehen soll. Nachdem ich in einer Tankstelle nach dem Weg gefragt hatte und das nette Mädel mir freundlich gesagt hat das man von den Zapfsäulen aus den Nickel sehen kann, bin ich schließlich hingefahren. Fast die ganze Stadt ist von hier oben zu sehen. Ebenso natürlich die gigantische Nickel Mine, die mit ihren riesigen Halden das Stadtbild prägt und weite Teile in eine Wüstenlandschaft verwandelt hat. Das dazugehörige Museum ist leider wegen Umbauarbeiten geschlossen und öffnet erst wieder in einem Jahr. Leider etwas zu lang um zu warten. Als ich so dastand und nicht so recht wusste was ich nun tun sollte erfuhr ich von anderen Leuten, dass eine Goldmine in Timmins zu besichtigen ist. So entschloss ich mich ganz spontan noch dorthin zu fahren.
Die Strecke ist doch etwas länger als es auf der Karte ausgesehen hat. Die Straße wird immer einsamer, ich fahre an unzähligen Seen vorbei und überquere zwischendurch die arktische Wasserscheide. Von diesem Punkt aus fließt das Wasser nur noch nach Norden in die Arktische See und nicht mehr in den Atlantik. Danach wird das Wetter wieder besser und nach 300Km Fahrt durch die kanadische Wildnis erreiche ich Timmins. Ohne Umwege und gerade noch rechtzeitig zu letzten Tour des Tages erreiche die Goldmine. Die „Gold Mine Tour“ war ein ganz tolles Erlebnis, da die Mine nur in der entsprechenden Arbeitskleidung und ausgerüstet mit Grubenlampen zu begehen ist. Bis in die sechziger Jahre hinein und kurzzeitig auch Mitte der achtziger Jahre wurde hier bis zu einer Tiefe von 1.000m Gold gefördert. Momentan jedoch ist der Weltmarktpreis zu niedrig um hier profitabel Gold zu fördern. Deshalb ist heute 90% der Mine mit Grundwasser geflutet. Unser Tourführer, der hier als Kumpel gearbeitet hat ist voll in seinem Element, erläutert die immer wiederkehrenden Arbeiten mit einer Begeisterung, die den fast ohrenbetäubenden Lärm der druckluftbetriebenen Maschinen übertrumpft. Durch die zum Teil beklemmende Atmosphäre, z.B. als alle ihre Lampen ausgeschaltet hatten und auch nach längerer Zeit die Hand nicht vor den Augen zu erkennen war konnte man sich einen Einblick verschaffen wie hart die Arbeit hier in dieser Mine gewesen sein muss. Nach 2 ½ Stunden verlassen wir wieder den Untergrund und schauen uns die Unterkünfte der Kumpels an in denen die Kumpels im letzten Jahrhundert gehaust haben und zum Teil erhalten geblieben sind.
Heute will ich wieder nach Süden zum Algonguin Park. Deshalb bin ich recht früh losgefahren, weil ich davon ausgehe den ganzen Tag im Auto zu sitzen. Der Himmel ist bewölkt und es regnet hin und wieder, so dass es mir gar nicht so viel ausmacht. Die Landschaft ist auf der gesamten Strecke ziemlich die gleiche. Links und rechts der Straße erstreckt sich nur Wald, dessen Eintönigkeit hin und wieder nur durch Wasserläufe und Seen unterbrochen wird. In North Bay verbringe ich den Mittag, kaufe ein und fahre am Nachmittag noch ein paar hundert Kilometer den Trans Canada Highway zum Algonquin Park, wo ich in einer Lodge zwischen Pembroke und dem Park absteige. Es ist die Algonquin Portage, sozusagen der letzte Posten der Zivilisation vor der Wildnis. Wie sich gleich nach meiner Ankunft herausstellt bin ich der einzige Gast in der Lodge und komme deshalb gleich mit Gerhard, Helga und Seyour, den Eigentümern ins Gespräch. Wie sich herausstellt sind sie Auswanderer aus Deutschland, nur der Sohn ist Kanadier, der jedoch ein exzellentes Deutsch spricht.
Nach einer angenehmen Nacht und guten Frühstück hier in der Lodge habe ich mich doch dazu entschlossen ein Kanu zu mieten und auf den Seen des Parks paddeln zu gehen. Ich war erst ein bisschen skeptisch ob ich in der Lage bin das Kanu alleine zu schleppen und am Schluss wieder aufs Auto zu laden.
Die Fahrt mit dem Kanu auf dem Dach ist ganz lustig gewesen, ein scheues Reh konnte ich auf der Straße auch noch sehen und als ich schließlich am Parkplatz angekommen bin habe ich erst einmal das Kanu vom Dach gewuchtet und zum Wasser getragen. Ich habe zwar das „leichte“ Kevlar Model genommen, aber meine Schultern spüre ich jetzt schon. Als schließlich alles eingeladen war und ich das Kanu zu Wasser gelassen hatte paddle ich los. Die Sonne scheint, der Brigham River ist spiegelglatt, eine Strömung kaum spürbar und ich bin der Einzige auf dem Fluss. Die Stille ist unheimlich, jedes kleine Eintauchen des Paddels ist klar zu hören, selbst ein Echo von den Felswänden ist zu vernehmen. So geht es weiter den Fluss hinunter, ich überquere den kleinen Brigham Lake und erreiche die erste Tragestrecke, welche einfach zu bewältigen war. Wenig später erreichte ich die längste Tragestrecke für heute. Fast einen haben Kilometer musste ich das Kanu an Wasserfällen und Flachwasserstellen vorbeitragen, was ziemlich an meine Kondition ging.
Der nun folgende Flussabschnitt entschädigte jedoch für die vorangegangene Knochenarbeit, denn der Fluss erstreckte sich in einem tiefen Canyon. Vorbei an beeindruckend hohen Felswänden paddelte ich weiter stromabwärts. Am Ufer treffe ich auf die ersten Leute die dort ihren Mittag verbringen. Ich entschließe mich, nachdem der Canyon wieder einer weiten Flusslandschaft gewichen ist am nächsten Camp Ground meine Mittagspause einzulegen und die mitgebrachte Verpflegung zu vernichten.
Eigentlich wollte ich den Fluss weiter hinunterfahren und dort an einem Parkplatz auszusteigen und mich durch irgendjemand zum Auto zurück fahren zu lassen. Da jedoch so wenige Leute unterwegs sind ist es wohl das Beste wieder zum Auto zurück zu paddeln, weil auf eine lange Wartezeit am Parkplatz habe ich keine Lust.
Der Wind wäre gar nicht so übel, wenn er nicht mehrfach mein Kanu einfach um 180 Grat dreht ohne dass ich die Richtung halten kann oder mich das eine und andere Mal ans Ufer drückt. Das Einzige was ich dagegen tun kann ist zu warten bis er nachlässt. Nun bin ich ziemlich fertig und froh, dass ich mein Kanu wieder auf dem Autodach festgezurrt habe. Die letzten paar hundert Meter haben sich ganz schön in die Länge gezogen. Es war aber ein supertoller Tag und ich falle zufrieden und müde ins Bett.
Ich breche früh am Morgen auf und fahre auf die Quebec Seite des Ottawa Rivers, weil ich heute den Fluss hinunter raften will. Es ist ein ganz schön langes Stück zu fahren. Ich bin fast eine Stunde mit dem Auto unterwegs, komme aber trotzdem rechzeitig bei „Esprit Rafting“ an. Nachdem ich gleich nach der Anmeldung mein „Wet Suit“ in Empfang genommen habe fahren wir auch schon mit einem alten, ausrangierten School Bus los. Wir sind heute nur vier Leute, Sam, Sara und Pet aus England sowie meine Wenigkeit. Patrice wird unsere Führerin sein. Während der Fahrt zum Ausgangspunkt an der „Ile du Grand Calumet“ erhalten wir unsere Einweisung über das Verhalten in einer Raft. Eric, der uns mit seinen Erklärungen zu allen Eventualitäten zugegebenermaßen etwas ängstigt, wird mit an Bord sein, denn er bildet Patricia gerade auf dem Fuß aus und so vertrauen wir einfach seiner Aussage das bei Ihm „alten Hasen“ selten Leute über Bord gehen und eigentlich nichts passieren kann. Jedoch denkt man als Laie kaum daran, dass man vom Wasser einfach unter die Oberfläche gedrückt werden kann und ohne Hilfe niemals die Chance hätte wiederaufzutauchen.
Wir sind am Ufer des Ottawa River angekommen und die Boote werden abgeladen. Wir ziehen den „Wet Suit“ und die Rettungsweste an, streifen den Helm über und greifen uns ein Paddel. Dann geht es los. Schon beim Einsteigen füllen sich die Schuhe mit Wasser bevor ich richtig sitze. Da fällt mir ein, dass es womöglich gar keine schlechte Idee gewesen wäre ein zweites Paar Schuhe mitzunehmen, na ja! Auf dem Weg zur ersten Stromschnelle üben wir alle notwendigen Kommandos um später die Raft richtig steuern zu können. Es ist wichtig zu wissen, wie man z.B. vorwärts- und rückwärts paddelt, sich richtig festhält ohne einen Mitfahrer das Paddel an den Kopf zu hauen oder das Paddel gar zu verlieren.
Die erste Stromschnelle erreichen wir ziemlich schnell und durchfahren diese auch ohne Probleme, da sich das Wasser eigentlich nur ein bisschen verwirbelt. Die Zweite Stromschnelle ist dagegen schon etwas aufregender und ich, der vorne im Boot sitzt werde auch gleich ziemlich geduscht. Nach der Durchfahrt paddeln wir ans Ufer, denn Patricia erklärt uns wie wir mit der Raft in der Welle surfen werden. Und so paddeln wir wieder in die Stromschnelle und haben unseren Spaß als das Boot heftig in der Welle tanzt. Beim zweiten Versuch macht Patricia, die uns in der Welle halten muss irgendwie eine falsche Bewegung und geht über Bord. Wir werden sogleich aus der Welle getrieben und paddeln unserer Führerin nach, so dass wir sie wieder aus dem Wasser holen können. Danach paddeln wir wieder gemütlich den Fluss hinunter bis wir zu „Dragons Tongue“ kommen. Hier stürzt das Wasser zirka fünf Meter in die Tiefe. Zuerst paddeln wir ans Ufer um uns die Stromschnelle einmal aus der Nähe anzuschauen. Andere Rafting Führer, die uns schon die ganze Zeit als „River-Border“ begleiten sichern die gefährlichste Stelle mit einem angeleinten Helfer ab, so dass man wieder herausgezogen werden kann sollte man in diese „Waschmaschine“ hineingeraten. Die Walze an dieser Stelle erscheint gar nicht so groß, jedoch erklärt Eric, dass man hier keine Chance hat ohne fremde Hilfe wieder herauszukommen.
Nachdem wir uns nun die Sache angeschaut haben wird jedem Einzelnen freigestellt, ob man mitfahren will oder nicht. Ich entschließe mich darauf zu verzichten, während Sara und Pet es sich zutrauen. So sehe ich wenig später vom Ufer aus wie das Boot perfekt über „Dragons Tongue“ schießt und die Leute gleich darauf wie wild zu paddeln beginnen um der schon erwähnten „Waschmaschine“ zu entgehen. Sie machen es hervorragend und passieren die ganze Stromschnelle ohne irgendwelche Schwierigkeiten.
Die nachfolgenden Rapits an diesem Morgen haben wir gut gemeistert und hatte viel Spaß dabei. Nach ein paar Sandwiches zum Mittag sind wir mit dem Bus wieder den Fluss hinaufgefahren um an der gleichen Stelle wie heute Morgen die Boote ins Wasser zu lassen. Am Nachmittag sind wir jedoch einen anderen Kanal des Ottawa Rivers hinuntergefahren. Am Anfang ließen wir es gemütlich angehen. Die River Boarder, die als Paddelunterstützung im zweiten Boot sitzen warten ziemlich häufig auf uns. Eine Raft ist eben doch nicht so schnittig wie ein Kanu. Kurz bevor der Fluss wieder zu schäumen beginnt bekommen wir noch einige Instruktionen über das was uns erwartet.
Auch auf dieser Fahrt haben wir unsere Stromschnellen gut gemeistert, ohne dass jemand ins Wasser gefallen ist. Zwischendurch haben wir am Ufer festgemacht und konnten von einem Felsen ins Wasser springen. Es ist schon eigenartig mit einer Rettungsweste ins Wasser zuspringen und mit den Bergstiefeln wieder ans Ufer zu schwimmen. Schwimmen kann man eigentlich gar nicht mehr dazu sagen, es ist eher wie paddeln, die Weste zieht einen nach oben und mit Schuhen an den Füssen hat man einfach keinen Vortrieb.
Am Abend, als wir wieder am Stützpunkt von Esprit Rafting zurück waren gab es noch ein tolles BBQ, währenddessen uns unser Video gezeigt wurde. Nachdem es noch einen tollen Sonnenuntergang zu genießen gab habe ich mich wieder auf dem Weg zurück zur Algonquin Portage gemacht.
Heute will ich nochmals in den National Park fahren um dort eine Wanderung zu machen. Deshalb bin ich mal wieder recht früh unterwegs, denn für die verbleibenden 50km bis zum Parkplatz brauche ich eine Stunde. Es ist kaum jemand zu sehen. Ich mache mich auf dem Weg zu „High Falls“. Der Weg führt zuerst am Ufer eines der zahllosen Seen entlang, aus dem am frühen Morgen Nebel emporsteigt und sich die Wolken auf der glatten Wasseroberfläche spiegeln. Dies verbreitet eine eigenartige Stimmung der „Einsamkeit“. Zum Glück steigt die Sonne nun höher und es wird merklich wärmer. Der Weg führt einen Hügel hinauf auf dessen anderer Seite der See liegt aus dem das Wasser über die „High Falls“ abfließt. Es sind noch zwei Kanufahrer unterwegs die vermutlich auch dort hinwollen.
Wenig später im dichten Wald huscht ein Schatten an mir vorbei. Als ich leise wenige Schritte weiterlaufe sehe ich auf einem Ast, nur wenige Meter von mir entfernt eine Eule sitzen. Mit ihren großen schwarzen Augen schaut sie mich lange an und verschwindet danach mit wenigen Flügelschlägen in den Bäumen.
Kurz darauf, gegen Mittag erreiche ich „High Falls“. Herrlich gelegen zwischen kahlen Felsen fließt das Wasser von einem natürlichen Becken zum Nächsten ab. Letztendlich stürzen die Wassermassen in die Tiefe um dort sich in einem neuen See zu sammeln. Hier treffe ich überraschenderweise auch wieder auf andere Menschen, die jedoch hierher gepaddelt sind. Ich liege eine Stunde in der Sonne, esse noch etwas zu Mittag und mache mich anschließend wieder auf den Rückweg zu Auto. Auf dem Weg dorthin treffe ich noch auf einen Deutschen, der sich nur für ein paar Tage geschäftlich in Kanada aufhält und für drei Tage in den Algonquin Park gekommen ist. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht. Jetzt muss ich mich ein bisschen beeilen, da ich heute noch vor habe nach Ottawa zu fahren und die Reservierung im Hostel nur bis 20.00Uhr aufrechterhalten wird.
Das habe ich mir fast gedacht. Der Backpacker ist zwar nett und die vielen Leute natürlich auch, aber insgesamt ziemlich vollgestopft und beengt. Trotzdem will ich zwei Nächte bleiben. Wenig später gehe ich erst einmal auf ein Bier in eine der zahllosen Kneipen hier gleich um die Ecke. Die Kneipen und Restaurants sind gemütlich eingerichtet und die Menükarte zeigt eine Vielfalt, die sehr ansprechend ist.
Heute Morgen habe ich erst einmal wieder meine Sachen gewaschen und dabei nebenan in einem französischen Cafe gefrühstückt. Ottawa machte auf mich einen guten Eindruck. Es ist erheblich mehr europäisch als Toronto. Dies kommt wahrscheinlich hauptsächlich durch den französischen Einfluss, des gleich am anderen Ufer des Ottawa Rivers beginnenden Quebecs.
Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg ins Zentrum der Stadt und zum Parlament Hill. Das „Chateau Laurier“ und die ehemalige „Union Station“ sind sehr beeindruckend, der Parlament Hill jedoch mit seinen drei riesigen Gebäuden stellt schon etwas dar. Eine Führung durch das Parlament war ganz interessant, jedoch für mich nichts Neues, weil sich alle Parlamente des Commonwealths ähneln.
Genen Abend treffe ich noch Jolana, eine Halbkanadierin aus den Niederlanden. Sie macht hier ein Praktikum in der holländischen Botschaft und ist nun auf Zimmersuche. Wir kommen ins Gespräch, reden über alles Mögliche und gehen anschließend zusammen in einem netten Restaurant essen. Die Pizza ist sehr gut und der kanadische Rotwein mundet sehr. Hinterher waren wir noch in einer Bar und probierten ein kanadisches Weizenbier.
Ich will nach Kingston einer kleinen historischen Stadt an St. Lawrence River um dort die letzten zwei Tage zu verbringen bevor ich letztendlich nach Montreal fahre. In Kingston jedoch ist das Hostel voll und das Ford Henry hat einen so unverschämt hohen Eintrittspreis, dass dies auch flachfällt. Nach einem kurzen Telefonanruf im 50km entfernten Picton bekomme ich dort eine Übernachtungsmöglichkeit, so dass ich mich nun ein bisschen in Kingston umschauen werde und dann nach Picton fahre. Ich schlendere durch die Stadt, überlege noch kurz ob ich eine Bootsfahrt machen soll, aber ich habe keine große Lust darauf. Die historischen Steinhäuser hier sind wirklich sehr schön. Später setzte ich mich einfach noch an das Ufer des St. Lawrence Rivers, lese ein Magazin und lasse mir den Wind um die Nase streichen.
Diese sehr englisch geprägte Region ist überwiegend von den „Loyalisten“ der Britischen Krone besiedelt worden, nachdem sie aus den USA infolge der Unabhängigkeitskriege geflohen sind. Interessant zu erfahren war auch das der Bevölkerungsanteil im heutigen Kanada immer noch beachtlich, und der Einfluss der „Loyalisten“ weiterhin sehr groß ist.
Gegen Nachmittag fahre ich in Richtung Picton. Die Straße folgt dem Ufer des Lake Ontario. Schließlich erreiche ich die Fähre mit der ich auf Prince Edward Island nach Picton übersetzen muss. Dort erlebe ich noch eine Überraschung. Duck’s Dive & Cottages liegt nur 30min Fahrt außerhalb des Städtchens „in the middle of nowhere“. Es ist jedoch ein Cottage, so dass ich ein kleines Häuschen ganz für mich alleine habe. Bei der Ankunft werde ich gleich hereingebeten und mir überraschenderweise gleich ein Bier angeboten. Es ist nämlich hauptsächlich ein Stützpunkt für Taucher und die Cottages nur so nebenherlaufen. Wenig später kommen noch einige Leute aus der Gegend von Toronto vorbei, die übers Wochenende zum Tauchen hierhergekommen sind. Wracktauchen ist hier in den Großen Seen sehr populär, weil alle Schiffswracks aus den letzen 150 Jahren noch sehr gut erhalten sind. Das Süßwasser der Seen ist eben erheblich weniger aggressiv als Meerwasser. Mir werden auch gleich Videos über einige sehr spektakuläre Wracks hier an der Küste gezeigt und im Verlauf des Abends höre ich mir all die wunderbaren Tauchgeschichten an, bis irgendwann später wir uns alle zum Schlafen auf den Weg in unsere Cottages machten.
Ich habe heute lange geschlafen und mal wieder meinen Bericht auf Vordermann gebracht. Anschließend bin ich nach Picton gefahren und habe einiges eingekauft und Mittag gegessen. Den Nachmittag verbrachte ich am den Strand unterhalb von Duck’s Tauchbasis und war sogar im herrlich frischen See baden. Am Abend sind die Taucher wieder von ihrem Ausflug zurückgekommen und nachdem jeder noch seine Sachen erledigt hatte saßen wir bei einigen Bieren um ein Lagerfeuer und hatten ein tolles BBQ an einem herrlich lauen Spätsommerabend.
Es ist der letzte Tag an dem ich das Auto habe und deshalb werde ich heute leider nach Montreal fahren müssen! Die Leute erzählten mir gestern noch, dass ich ungefähr fünf Stunden bis Montreal unterwegs sein werde. Somit breche ich relativ früh auf um noch an den Sanddünen des Lake Ontario vorbeizufahren. Auf der Fahrt dort hin, quer über die Insel fahre ich abgelegene Schotterpisten und genieße einfach nochmals die Einsamkeit. In den Dünen verbringe ich den Morgen, sehe außer einer handvoll Leuten niemanden und bin von der Größe der Dünen ziemlich beeindruckt.
Die Fahrt nach Montreal ist ziemlich langweilig. Mit „Cruise Control“ fahre ich die Strecke und bin ziemlich überrascht als ich die Grenze zu Quebec überquere. Es sind keine englischsprachigen Schilder mehr zu sehen und das „Französische“ ist schon in der Fahrweise der Leute zu erkennen. Das Hostel im Zentrum von Montreal habe ich trotzdem gut gefunden. Verwirrend waren nur die ausnahmslosen Einbahnstraßen.
Um für heute Nacht nicht auch noch einen Parkplatz suchen zu müssen habe ich das Auto gleich anschließend abgegeben. Es war nur eine Sache von Minuten. Der Typ ist nur einmal kurz um das Auto herumgelaufen um anschließend mir quietschenden Reifen in die Tiefgarasche zu fahren. Als ich wieder im Hostel zurück war habe ich noch Neelja aus Osnabrück kennen gelernt. Sie tourt für 6 Monate durch Kanada wie ich erfahren habe, als wir zusammen in einer Kneipe saßen. Leider fährt sie morgen schon nach Toronto weiter und kann dies auch nicht verschieben, so dass wir uns nach einem schönen Abend wieder verabschiedet haben.
Es regnet heute nur einmal. Ich gehe jedoch trotzdem in die Stadt, weil ich natürlich unbedingt ein Busticket nach Providence kaufen muss. Da der Wetterbericht auch für morgen nur Dauerregen vorhergesagt hat habe ich mich entschlossen den morgigen Tag im Bus zu verbringen und nicht wie geplant in Montreal zu bleiben um über Nacht in die Staaten zu fahren.
Das Ticket ist gekauft und somit bin ich ab 7.45Uhr morgen auf dem Weg zum Joe, den ich in Providence besuchen werde. Den Rest des Tages verbringe ich noch in „Vieux Montreal“, einem sehr schönen Stadtviertel direkt am Hafen. Da es immer noch regnete und ich eine Pause brauchte habe ich mich in ein Cafe verzogen und bei einem Cappuccino die dortige Tageszeitung gelesen. Ziemlich nass war ich schließlich wieder im Hostel und verbrachte noch einige Zeit vor der Glotze.
Es ist noch früh am Morgen, es regnet immer noch und ich sitze wieder einmal in einer Busstation und warte auf die Abfahrt zu einem Ziel in den Staaten. Für mich eine doch ziemlich eigenartige Situation, da Erinnerungen an meine großen Bustouren von vor 6 Jahren in mir hochkommen.
Ja, gestern Abend hatte ich noch eine nette Bekanntschaft gemacht. Ich wollte mich gerade auf dem Weg in die Stadt machen um etwas zu essen, da treffe ich vor der Tür Patricia aus Mexico City, die gerade eine Zigarette geraucht hat. Spontan gehen wir gemeinsam ins Irish Pub und irgendwann am Abend fängt sie zu erzählen an, als sie vor ungefähr einem Monat ihre Hochzeit platzen ließ, warum sie nun in Kanada ist und das sie sich nun wieder auf Jobsuche machen muss, wenn sie nach Mexico City zurückkommt. Ich frage mich nur warum das Leben bei manchen Leuten so laufen muss wie es läuft. Jedenfalls waren wir so gegen Mitternacht wieder im Hostel zurück. Patricia musste sich noch die halbe Nacht um die Ohren hauen, da sie für diese Nacht kein Bett mehr bekommen hatte und ihr Flieger erst in den Morgenstunden geht. Aber ich denke sie wird wohl auf dem Sofa im TV Raum ein bisschen Schlafen bekommen haben.
Meine Güte bin ich froh darüber, dass wir in Europa keine Grenzkontrollen mehr haben. Alle Fahrgäste mussten ihr ganzes Gepäck ausladen und durch die Immigration tragen. Dabei reisen wir aus einem Land in die Staaten ein, von dem man annehmen sollte, dass es die geringsten Probleme gibt. Mir wurden wieder einmal jede Menge Fragen gestellt und ein Ami musste seine Taschen auspacken. Aber nun bin ich wieder in den Staaten und in Providence angekommen. Joe wird mich netterweise in ein paar Minuten am Busterminal abholen, nachdem ich ihn gerade angerufen habe. Somit beginnt nun der zweite Teil meiner Reise. Morgen Abend werden dann Jens, Denis und Uwe aus Europa rüberkommen und dann sehen wir mal was wir hier machen.
Es ist immer wieder toll, wenn man irgendwo in der Welt ankommt und in Empfang genommen wird. Nachdem wir das Gepäck im Auto verstaut hatten fuhren wir anschließend zu einer Golf Driving Range und haben zum Ausgleich ein paar Bälle geschlagen. Ich hatte schon lange nicht mehr gespielt, aber es hat zu meiner Überraschung gut geklappt. Danach waren wir noch beim Inder etwas essen und haben noch hinterher im Irish Pub ein Bier gezogen, bevor wir schließlich zu Joe’s Wohnung gefahren sind. Er wohnt in einer netten Gegend und die Wohnung ist toll. Bei einem weiteren Bier und ein bisschen TV haben wir den Tag ausklingen lassen.
Nachdem ich heute Morgen mit Joe in die Stadt gefahren bin hat er mir sein Auto netterweise überlassen. Ich bin jedoch zu Fuß nach Downtown gelaufen und habe den Morgen in der Providence Palace Mall bei einem Kaffee und einer Zeitung verbracht.
Auf dem Weg zurück zum Auto habe ich noch einen Abstecher zur berühmten Elite Universität der USA, der „Brown University“ gemacht. Der Campus liegt auf einem der sieben Hügel der Stadt, dem „Campus Hill“. So laufe ich gemütlich durch die weitläufige Anlage mit ihren alten und ehrwürdigen Gebäuden. Die Studenten selbst sehen jedoch auch nicht anders aus als bei uns und nur vereinzelt kann am erkennen das die Studis durch „Papis Hilfe“ erheblich mehr Finanzmittel haben.
Gegen Nachmittag habe ich mich in einen Park in der Nähe von Joe’s Wohnung verzogen, mich auf einer Bank niedergelassen, die Sonne schien und ich habe einfach Nichts getan. Denis, Jens und Uwe sind ziemlich müde spät am Abend schließlich angekommen und nach einen stürmischen „Hallo“ und einem Bier saßen wir noch zusammen und hatten viel zu erzählen.
Auf nach Newport! Mit unserem Van, den die Drei gestern am Airport in Boston abgeholt hatten fahren wir nach Süden zu dem mondänen Badeort an der Ostküste der USA. Kurz vor Newport überqueren wir noch die Narragansett Bay über eine große, hoch aufsteigende Brücke von der man einen kurzen, aber tollen Blick über die Buchten der Insel hat. Schon auf der Fahrt durch den Ort fällt auf, dass die Reichen der Reichen hier ihre Wochenendhäuschen haben. Der Hafen ist hoffnungslos überfüllt mit Segel- und Motorbooten. Wir stellen irgendwann das Auto ab und machen einen Spaziergang entland des „Cliff Walks“, der an der Easton Bay beginnt. Die Küste mit den Villen direkt an den Klippen ist sehr schön und der Pfad endet am anderen Ende der Bellevue Avenue, die wir anschließend wieder zum Auto zurücklaufen. Die Villen hier an der Straße oder auch vorhin an der Küste sind schon sehr beeindruckend. Die meisten wurden zwischen 1850 und 1900 erbaut und sind selbstverständlich auch heute noch in Privatbesitz. Einzelne Prachtbauten können jedoch besichtigt werden. Wir verzichten aber darauf und fahren zum Yachthafen um dort was zu essen.
Nach einem guten Essen in einem der dortigen Restaurants entschließen wir uns noch zu einem Besuch am Strand. Second Beach war unser Ziel, welches wir schon nach wenigen Minuten erreichten. Jens und Uwe stürzen sich gleich ins Wasser, während Denis und ich uns nicht dazu durchringen können. Nachdem es nun am Abend doch schon merklich kühler wird fahren wir wieder nach Providence zurück.
Kaum waren wir in Joe’s Wohnung, ruft dieser auch schon an und wir verabreden uns zum Essen in der Stadt. Fire&Ice hieß der Laden in dem es „All you can eat“ gab. Dazu konnte man die Zutaten selbst zusammenstellen um diese anschließend auf einem offenen Grill in der Mitte des Restaurants zubereiten zu lassen. Einen kurzen Schreck gab es, als letztendlich die Rechung ungefähr doppelt so hoch war wie wir angenommen hatten. Hatten wir irgendetwas übersehen? Nein, es war nur ein Tippfehler wie sich schnell herausstellte. Zum Abschluss des Tages waren wir noch bei Dave&Buster, bis wir uns schließlich auf den Heimweg machten.
Es regnet wie aus Eimern als wir heute Morgen wach werden. Die anderen wollen unbedingt etwas unternehmen und fahren nach Boston zum Stadtbummel. Ich jedenfalls habe keine Motivation mir bei diesem Wetter eine weitere amerikanische Großstadt anzuschauen. So sind Denis, Jens und Uwe heute Morgen nach Boston aufgebrochen, während ich mir hier einen ganz gemütlichen Tag gemacht habe. Meine Airline hat mir leider, aber wie erwartet mitgeteilt, dass ich meinen Rückflug nicht nach New York City verlegen kann und somit definitiv von Boston aus fliegen muss. Somit werde ich noch zu überlegen haben was ich kurz vor meinem Rückflug machen werden, da sich die andern geäußerten einen Tag zuvor nach New York City fahren zu wollen. Na ja, mal sehen!
Nun werde ich noch einen kleinen Spaziergang in die City machen, da der Regen nun endlich aufgehört hat und die Sonne wieder zum Vorschein kommt. Ich muss mich ein bisschen bewegen an so einem „faulen“ Tag. Als Joe und ich nach einem Besuch im Bottle Shop wieder zu Hause waren standen die anderen schon vor der Tür und haben auf uns gewartet, da wir die Schlüssel hatten. Anschließend ging es wieder in die Stadt um eine Stunde in einer Bar totzuschlagen, bevor wir endlich einen Tisch im Restaurant bekommen hatten. Zum Abschluss eines klassischen Männerabends waren wir noch in Gullivers Taverne aus der wir kurz vor Feierabend erst wieder heraus kamen.
Eine Reise in die Vergangenheit war heute beim Besuch von „King Richards Fair“ angesagt. Gegen Mittag hatten wir uns in Bewegung gesetzt, nachdem wir vorher noch in einem Dukin Donat ein Frühstück eingeworfen hatten. Gleich nach dem Betreten des Geländes mussten wir uns selbstverständlich erst einmal in die richtige Kleidung werfen, was wir gleich am Eingang in einem Kostümverleih tun konnten. Im richtigen Outfit haben wir schließlich verschiedene Aufführungen, und als Höhepunkt die Ritterspiele des Königs Richard angeschaut. Das Publikum in jeder Ecke des Platzes hatte natürlich „seinen“ Ritter zu unterstützen und die Gegner entsprechend auszubuhen. Wie die Reiter anschließend mit den Lanzen und Schwertern umgegangen sind ist einfach sagenhaft, so dass es richtig Spaß gemacht hatte zuzuschauen. Letztendlich hat sogar der Ritter, der unser Farben trug gewonnen und konnte sich die Ehrungen des Königs entgegennehmen.
Anschließend waren wir noch Messerwerfen, Bogenschießen und Axtwerfen gewesen. Jens hat sich auch noch am „Hau den Lukas“ versucht, jedoch die Glocke leider nicht zum Läuten gebracht. Ansonsten sind wir über das Gelände geschlendert und haben die zum Teil toll kostümierten Leute bewundert. Nach dem aufregenden und wirklich gelungenen Ritt in die Vergangenheit war es Zeit am Horseneck Beach zu entspannen, den Sonnenuntergang zu genießen und uns den Wind um die Nase wehen zu lassen. Auf der Rückfahrt waren wir noch kurz am Airport um Joe und mich noch als weitere Fahrer für den Van eintragen zu lassen, so dass es morgen nach Norden gehen kann.
Nach einem langsamen Start am Morgen fahren wir gegen Mittag auf dem Interstate 95. Ich sitze heute am Lenker und versuche unseren „Dampfer“ ruhig gleitend durch den dichten Verkehr zu steuern. Als wir Boston umfahren hatten ging es an die Küste nach Rockport. Die Straße windet sich durch lichten Laubwald an zahlreichen Buchten entlang. Leider sind wir etwas zu früh im Jahr unterwegs um die bunten Farben des Herbstes zu bewundern. Trotzdem ist die Gegend sehr schön und ziemlich verschlafen, so wie man es sich eben vorstellt.
In Rockport haben wir uns das „berühmte“ Paper House angeschaut, welches nur aus alten Zeitungen als Baustoff in den 20ziger Jahren gebaut wurde. Selbst die Einrichtungsgegenstände sind aus Papier. Danach schlenderten wir durch das hübsche Städtchen mit seinen vielen Kunstgeschäften. Dies zahlreichen Galerien, für die USA ziemlich außergewöhnlich resultieren daraus, dass sich in den letzten Jahrzehnten in diesem, eigentlich von den Granit Steinbrüchen geprägten Städtchen viele Künstler niedergelassen haben.
In Helmut’s Strudel Cafe haben wir uns noch auf die Terrasse gesetzt und einen Kaffee geschlürft bevor wir mit einem Abstecher zum Pier wieder zum Auto zurück sind. In einer „Candy Factory“ haben Joe und ich uns noch einzelne Pralinen gegönnt, ehe es wieder auf die Straße ging. Manchester in Massachusetts sollte unser heutiges Ziel sein, da wir eigentlich noch angedacht hatten auf eine Shooting Range zu gehen. Jedoch ist es schon ziemlich spät und am Telefon der Range ist nur der Anrufbeantworter zu hören. Somit suchen wir uns erst einmal ein Motel und gehen anschließend zum Essen. Da Fast Food abgelehnt wird, machen wir uns auf eine recht hoffnungslose Suche nach einem vernünftigen Restaurant, welches an einem Sonntag geöffnet hat. Nach einer dreiviertel Stunde haben wir uns schließlich auf den „Red Arrow Diner“ geeinigt, da das andere zur Auswahl stehende Restaurant sicherlich in die höchste Preiskategorie einzustufen war. Es ist im Grunde ein tolles Diner, der schon seit 1923 existiert, wie wir einen Zeitungsausschnitt an der Wand entnehmen. Zu unserem Erstaunen lesen wir noch, dass dieses Diner zu den Top 10 in den USA zählen soll. Na ja, wie auch immer. Wir konnten jedenfalls noch etwas essen und den Magen wieder füllen.
Nach dem Frühstück heute Morgen fahren wir weiter nach New Hamshire in die White Mountains hinein. Unseren ersten Stop hatten wir am Lake Winnipesaukee, da wir spontan Lust bekommen haben baden zu gehen. Das Wasser war richtig erfrischend und im Hintergrund hatte man einen ausgezeichneten Blick auf die Gipfel der White Mountains. Gut erfrischt ging es anschließend weiter. Nichtsahnend und entspannt wie immer sitze ich auf der Rückbank als wir eine Kreuzung überqueren und zwei aufeinanderfolgende Bodenwellen mich mit dem Kopf heftig am Dach anschlagen lassen.
Vom Schock erholt kamen wir in Lincoln an und klapperten die Highlights der Reihe nach ab. Zuerst haben wir eine kleine Wanderung durch die „Flume“ gemacht, einer kleinen Klamm durch die sich ein Bach zwängt. Die Klamm war sehr schön und als wir mitten drin standen konnte man fast den Eindruck gewinnen, als ob jemand mit einem Messer den Granit an dieser Stelle gewissermaßen zerschnitten hätte. In grauer Vorzeit bestand das Messer sozusagen aus Lava, die sich an dieser Stelle durch den Felsen geschmolzen und die Feinarbeit dem Wasser überlassen hat. Der Weg selbst war gut ausgebaut und nicht anstrengend. Schließlich erreichten wir noch einen Pool im Bachlauf, der von einer Überdachten Brücke überspannt wird. Diese sogenannten „Covered Bridge“ sind relativ häufig zu sehen und stellen ein Symbol für die Neu England Saaten dar.
Als wir wieder am Besucherzentrum zurück waren führen wir zum „Bassin“ weiter. Dort haben das Wasser und der mitgeführte Sand über tausende von Jahren ein fünf Meter tiefes Loch in den Granit geschliffen. Unser letzter Stop auf dieser Sightseeing-Tour war der „Old Mountain Man“. Vom Tal aus gesehen ergeben die Felsen eines Berges ein verblüffend realistisches Bild eines Kopfes, eben der des „Old Mountain Man“. Da es noch früh am Tag ist fahren wir weiter in Richtung Mt. Washington auf den wir morgen hinauf wandern wollen.
North Conway haben wir als Ort zum Übernachten ausgesucht. Hier gibt es auch jede Menge Factory-Outlets in denen wir heute Abend vielleicht noch einkaufen gehen. Zum Supermarkt sollten wir aber auf jeden Fall noch um uns mit Vorräten für morgen einzudecken. Im Old Red Inn & Cottages haben wir eingecheckt und besitzen nun ein eigenes Häuschen mit Kühlschrank und Mikrowelle. Frühstück gibt es zudem morgen auch, so dass wir weniger Zeit zum Frühstücken brauchen, als wenn wir uns erst etwas suchen müssten.
Im Outlet Store haben wir alle noch richtig zugeschlagen und wenn man die Zahl der Tüten sieht fragt man sich wie das alles noch in den Van passen soll, der mit unserem Gepäck sowieso schon verhältnismäßig vollgestopft ist.
Früh am Morgen fahren wir auf dem State Highway zum Mt. Washington, dem höchsten Berg der New England States. Zuvor machen wir jedoch noch kurz einen Abstecher zum Mt. Washington Hotel, einem sehr mondänen Palast in dem nach dem Krieg der Welt Währungs-Fond gegründet wurde. Das schneeweiße Hotel im Vordergrund und der 1.900m hohe Mt. Washington im Hintergrund ergeben ein imposantes Bild.
Gleich danach zweigt die Straße zur Talstation der Crog Railway Zahnradbahn ab, die seit 1866 im Sommer den Gipfel täglich und dampfgetrieben bezwingt. Wir schnüren die Stiefel fest, packen den Rucksack auf den Rücken und marschieren los. An diesem Berg, der es für sein schlechtes und wechselhaftes Wetter berühmt ist sind schon 126 Menschen gestorben. Einheimische haben uns schon von Schneestürmen im August erzählt und im Reiseführer steht zu lesen, dass hier die weltweit höchste Windgeschwindigkeit gemessen wurde. Also alles gute Vorraussetzungen für eine Bergwanderung heute. Na, wir haben jedenfalls gutes Wetter, es ist leicht bewölkt, aber wir haben heute eine stabile Wetterlage.
Der steinige Weg führt an einem Wildbach entlang und steigt leicht an, so dass wir gut vorankommen. An einem kleinen Wasserfall überqueren wir den Bach und von nun an geht es steil bergan. Die ersten von uns atmen schon heftig und wir verlangsamen das Tempo und rasten zwischendurch. Schließlich steigen wir höher als die Baumgrenze und ein gewaltiger Ausblick nach Westen, Richtung Vermont tut sich vor uns auf. Neu motiviert streben wir dem Grat an der westlichen Flanke des Mt. Washington entgegen und erreichen die Lakes of the Cloud Hütte. Hier werden die ersten Fotos geschossen, denn wir haben das steilste Stück des Anstiegs in der letzten anderthalb Stunden hinter uns gebracht. Das Wetter hält und somit können wir weiter zum Gipfel vorstoßen. Gleich nach der Hütte passieren wir die Lakes of the Clouds, in deren klaren Wasser sich der bedeckte Himmel spiegelt. Nur durch aufgeschichteten Steinhaufen markiert führt der Weg nun über Geröllfelder weiter zum Gipfel. Der Wind hier oben bläst sehr kräftig und auch frisch. Je höher wir steigen desto besser wird die Aussicht und die Lakes of the Cloud Hütte immer kleiner. Schließlich erreichen wir nach dreieinhalb Stunden geschafft aber glücklich den Gipfel. Uns zu Füßen breitet sich nun in alle vier Himmelsrichtungen eine nicht enden wollende Bergwelt aus und wir genießen den Blick in vollen Zügen.
An der Railway Station fragen wir nach ob wir mit der Bahn wieder hinunterfahren können. In einer Stunde fährt die letzte Bahn talwärts und wir können auf jeden Fall mitfahren. Wir müssten eben stehen, wenn der Wagen voll besetzt sein sollte.
So kam es dann auch, Jens und ich mussten die Fahrt überstehen, aber die Fahrt in einer der steilsten Zahnradbahnen der Welt war jedoch ein einmaliges Erlebnis. Der ganze Wagon und die Lokomotive haben von den harten Einschlägen der Zähne in der Stange mächtig vibriert und geklappert. Zwischendurch mussten wir noch auf ein Abstellgleis rangieren um einen bergwärts fahrenden Zug passieren zu lassen. Nach knapp einer Stunde waren wir wieder an der Station im Tal und schauten sehnsüchtig zum Gipfel empor.
Nach einer kurzen Diskussion über das nächste Fahrziel haben wir uns entschieden weiter in den Norden nach Maine zu fahren. Wir vermuten, dass wir dort vielleicht mehr vom Indian Summer schon zu sehen ist. Am Straßenrand auf dem Highway nach Bethel hatten wir dann doch noch unser Indian Summer Erlebnis. Denn dort stand ein Ahorn, dessen Blätter schon komplett die knallrote Färbung des Herbstes hatte. Es war nicht irgendein ins Orange oder Gelb driftendes Rot, sondern solch eine intensive Farbe wie ich sie im Herbst noch nicht gesehen habe.
Nach einem guten Frühstück verlassen wir das Bed & Breakfast wieder und fahren über einfache und kleine Landstraßen Richtung Baxter-State-Park im Norden von Maine. Die Vermutung, dass die Farbenpracht des Herbstes im Norden schon weiter vorangeschritten ist bestätigt sich leider nicht. Jedoch hat man die diese Landschaft den Vorstellungen von Neu England wohl am nächsten kommt. In Greenville manchen wir eine Pause, schauen auf den Mooshead Lake und hoffen das wir auf dem nächsten Abschnitt der Straße einen Elch sehen werden, da hier in dieser Gegend die Chance vergleichsweise groß sein soll.
Kurz nachdem wir Greenville verlassen haben stoppen wir an einem Kanuverleih. Wir leihen uns Kanus aus und paddeln auf den See hinaus. Es tut richtig gut sich mal wieder zu bewegen und ausstrecken zu können, nachdem wir den ganzen Morgen im Auto gesessen haben. Als wir an der „Sake Island“ angekommen sind reißt der Himmel auf und wir legen uns in die Sonne und genießen die herbstlichen Strahlen. Auf dem Rückweg sind wir noch am Ufer entlang gepaddelt, so dass wir einen sehr schönen Nachmittag auf dem Mooshead Lake verbracht haben.
Als wir in Richtung Baxter-State-Park weitergefahren sind hat sich die Straße in eine Schotterpiste verwandelt und wir waren somit entgültig im Hinterland angekommen. Da es leider schon wieder dunkel wurde und der Tag sich dem Ende neigte haben wir in Millinocket übernachtet. Das Motel in dem wir waren muss wohl von der Bauform und dem Interieur her aus den 80zigern stammen und machte einen komischen Eindruck. Aber es hatte einen Indoor Pool und einen Wirlpool in den wir noch reingesprungen sind.
Es ist bewölkt und es sieht zugegebenermaßen regnerisch aus, aber wir fahren trotzdem über die Schotterpiste in den Baxter-State-Park. Die Landschaft zeigt sich in ihrer wilden, unberührten Schönheit. Die Piste wird schon so schmal das wir bei Gegenverkehr rechts ranfahren müssen um nicht zu streifen. Nach einer Stunde Fahrt sind wir am Parkplatz angekommen von dem wir aus eine kleine Wanderung unternehmen wollten. Aber gleich nach dem Aussteigen mussten wir erst einmal einen Wolkenbruch im Auto abwarten. Als der Regen dann nachgelassen hatte sind wir aufgebrochen. Der Weg war natürlich an vielen Stellen vom Wasser aufgeweicht, was die Ursprünglichkeit hier draußen noch verstärkt hat. Wenig später ereichten wir das Ufer des Kidney Ponds und hier sieht es genauso wie in Kanada aus, so dass der See auch leicht irgendein See in Ontario hätte sein können. Als wir weiter um den Pond herumlaufen fängt es noch einmal kurz zu regen an, aber als wir wieder zum Auto zurückkommen klart der Himmel auf und die Sonne blitzt schon wieder zuwischen den Wolken hindurch.
Am Nachmittag fahren wir auf die andere Seite des Parks, da Joe und ich noch einen Gipfel erklimmen wollen. Und somit brechen wir zum South Turner Mountain auf. Der Pfad führt zuerst an einem kleinen See vorbei und steigt anschließend steil und gradlinig durch den Wald an. Da es schon verhältnismäßig spät war hatten wir Glück den Gipfel schon nach ca. 80min zu erreichen. Die letzten Meter bis zum Gipfel, als wir aus dem Wald heraus kamen waren richtig abenteuerlich. Zum einen hat der Wind so stark geweht das man aufpassen musste um nicht umgeworfen zu werden und zum anderen war der Aufstieg eine kleine Kletterpartie über große Felsbrocken, die den Gipfel bildeten.
Die Aussicht war absolut genial. Fast hätte man bis nach Kanada schauen können. Überall um uns herum spiegelten sich die Oberflächen der Seen in der abendlichen Sonne, als ob sie Diamanten in der Dunkelheit der endlosen Wälder wären. Direkt gegenüber ist der mächtige Mt. Katahdin, dessen Gipfel jedoch von einer Wolkenkappe verdeckt wird. Ich bin jedenfalls richtig happy dass wir noch auf diesen Gipfel hinaufgestiegen sind da dieser Blick einfach klasse ist.
Der anschließende Abstieg war auch bald geschafft. Als wir wieder am Parkplatz waren haben die anderen schon auf uns gewartet und wir sind gleich weiter nach Süden gefahren um schon näher an der Küste zu sein, wenn wir morgen zum Acadia National Park wollen.
Gleich nach dem Verlassen des Motels haben wir in Bangor noch das Haus von Steven King, dem Horrorbuch Autor besucht und von der Straße aus angeschaut. Auf dem weiteren Weg mussten wir natürlich zu X-ten Mal auf dieser Reise an einem Pflanzenmarkt anhalten, so dass Jens mal wieder vergeblich nach seinen Kürbissamen fragen konnte. Natürlich kam er wieder mit leeren Händen heraus und gibt die Suche nun wahrscheinlich entgültig auf, so dass wir schließlich zum Acadia NP weiterfahren konnten.
In Bar Habor haben wir wieder ein nettes Cottage bekommen in dem wir richtig viel Platz haben. Anschließend sind wir dann in den ältesten NP an der Ostküste der USA gefahren. Die Loop Road, die durch den Park führt wurde von Rockefeller gebaut und mit wunderschönen Brücken aus Granit versehen. Die Straße folgt der Küstenlinie und führt direkt zu den schönsten Aussichtspunkten. Damit könnte man letztendlich sogar behaupten das dies der amerikanischste National Park ist den es gibt, denn zum Fotografieren ist es nicht notwendig das Auto zu verlassen. Wir tun es aber trotzdem und laufen ein paar Stufen zum Sandy Beach hinunter um uns dort auf die faule Haut zu legen. Das Wasser ist leider so kalt das sich nur Jens tapfer für ein paar Sekunden hinein traut. Die Ausläufer des arktischen Labrador Stroms lassen eben keine höheren Temperaturen zu. Auf der Weiterfahrt legen wir noch einen Stop an der Thunder Cave ein, die heute jedoch überhaut nicht gedonnert hat und dies wohl auch nur bei kräftigen Sturm tut. Ein einsamer Seehund hält aber die Touristen trotzdem im Atem. Am Otter Point sehen wir anschließend Hunderte von wilden Enten.
Der Tag neigt sich wieder einmal seinem Ende und wir beschließen auf den Cadillac Mountain hinaufzufahren um den Ausblick auf die zerklüftete Küstenlinie zu genießen. Der Blick von der höchsten Erhebung des NP beeindruckt ungemein und wir warten deshalb noch den Sonnenuntergang ab, den wir vom Blue Hill Aussichtspunkt uns ansehen. Als wir wieder in Bar Habor waren haben wir noch vorzüglich in einem Restaurant Fisch gegessen und sind später in unser Cottage zurück.
Es ist für mich heute wieder einmal der letzte Urlaubstag. Wir packen zusammen und fahren heute noch nach Providence zurück. Kurz nach verlassen von Bar Habor entdecken wir an Straßenrand ein Paintball Gelände. Wir halten an und bezahlen an der Kasse unseren Obolus. Dann werden wir mit Overalls und Masken, sowie unserem Gewehr ausgestattet. Nach einer Belehrung über die Spielregeln dürfen wir das Gelände betreten und aufeinander schießen. Keiner von uns hätte angenommen das es derartig anstrengend ist und vor allem das wir von Kindern der Reihe nach alle „erschossen“ wurden. Geschlagen und ausgepumpt fuhren wir die Küste weiter bis nach York wo wir uns in der „Lobster Barn“ wieder mit Seafood stärkten.
Die restliche Fahrt hat zwar noch recht lang gedauert aber wir waren doch rechzeitig in Providence zurück um an unseren letzten gemeinsamen Abend noch bei Dave&Buster vorbeizuschauen und den Abend wieder in Gullivers Taverne ausklingen zu lassen.
Nach einem gemütlichen Morgen haben sich Denis, Jens und Uwe nach New York City verabschiedet. Ich habe noch ein wenig mehr Zeit und packe deshalb erst zusammen als die Drei schon weg waren. Für mich wird es aber nun auch Zeit. Joe fährt mich noch zum Bus mit dem ich nach Bosten fahre. Dort hätte ich eigentlich in den Airport Bus umsteigen müssen. Jedoch war das falsche Gate im Terminal angeschrieben und so wartete ich vergeblich. Der nächste Bus wird erst in zwei Stunden fahren. Nachdem ich dann der Bonanza Bus Mitarbeiterin erklärt hatte das der Fehler nicht auf meiner Seite lag hat sie mir noch eine Mitfahrgelegenheit bei einer anderen Bus Company organisiert, so dass ich doch noch rechzeitig am Airport angekommen bin. Am Airport selbst herrschte anschließend das gleiche Chaos wie in der ganzen Stadt. Alles wird aufgerissen und umgebaut. Ich bin froh, dass ich mich hier nicht auch noch länger aufhalten muss.
Nach einem guten Flug währenddessen ich sogar kurz schlafen konnte werde ich am Flughafen überraschenderweise abgeholt und ich freue mich darüber. Somit bin ich wieder im Alltag zurück und kann es noch gar nicht glauben.